Dormagen CDU ist jetzt die stärkste Fraktion im Rat

Dormagen · Nach der Ankündigung ihres Ratsmitglieds Gerd Sräga, die Fraktion zu verlassen und sich der FDP anzuschließen, diskutiert die SPD - bisher 16 Sitze wie die CDU - über die Konsequenzen für die Ratsarbeit.

 Stühlerücken im Dormagener Rat: Gerd Sräga tritt aus der SPD-Fraktion aus und wechselt von der vierten SPD-Reihe weiter in die Mitte des Ratssaals. Er möchte sich der bisher zweiköpfigen FDP-Fraktion anschließen.

Stühlerücken im Dormagener Rat: Gerd Sräga tritt aus der SPD-Fraktion aus und wechselt von der vierten SPD-Reihe weiter in die Mitte des Ratssaals. Er möchte sich der bisher zweiköpfigen FDP-Fraktion anschließen.

Foto: L. Hammer

Seit Sonntag weiß die SPD, dass sie bei der Ratssitzung am Donnerstag nur 15 statt 16 Fraktionsmitglieder hat: Gerd Sräga, Zonser Ortsvereinsvorsitzender, hat seinen Austritt aus der SPD verkündet. Er behält sein Ratsmandat und will parteilos im Rat bleiben, allerdings mit Anschluss: Sräga wird die bisher zweiköpfige FDP-Fraktion verstärken. Entsprechend erfreut verkündete FDP-Stadtverbandschef Torsten Günzel diese Entwicklung in einer Pressemitteilung: "Wir freuen uns sehr darüber, dass Gerd Sräga sich dazu entschieden hat, unsere Fraktion zu verstärken."

Das sieht die SPD naturgemäß anders, die nun einen Sitz weniger als die CDU (16) hat: "Sehr verwundert und tief enttäuscht", zeigte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Bernhard Schmitt gestern auf Nachfrage der NGZ. Am Abend wollte die Fraktion beraten, welche Konsequenzen für die Ratsarbeit zu ziehen sind. Schmitt sieht jedoch keinen Anlass, die "bisher erfolgreiche Linie der wechselnden Mehrheiten" zu verlassen: "Wir wollen weiter auf möglichst große Mehrheiten setzen und diese in der Sache und nicht wegen eines Bündnisses bilden." Gerade der Haushalt 2016 und die Anforderungen der Flüchtlingsunterbringungen seien keine geeigneten Felder für politische Machtspiele.

Vorbereitet hatte den Übertritt nach eigenem Bekunden der FDP-Vorsitzende Karlheinz Meyer in "intensiven Gesprächen" mit Gerd Sräga, in dem "nicht nur die gegenseitigen Sympathien sondern auch die große Schnittmenge in kommunalpolitischen Fragen deutlich wurde", so Meyer. Als Beispiel wurde die Auseinandersetzung zum geplanten Neubau des Kreisarchivs in Zons genannt. Dabei habe Sräga die kritische Begleitung der SPD, der er mehr 20 Jahre angehört hatte, vermisst. Er fühle sich in seiner Partei nicht mehr richtig aufgehoben.

Ein Parteiaustritt sei eine Entscheidung, die er zu respektieren habe, sagte Bürgermeister Erik Lierenfeld (SPD), mit dessen Stimme die Sozialdemokraten mit der CDU gleichziehen. Er finde die Umstände unglücklich, kommentierte Lierenfeld die Art des heimlichen Übertritts als "menschlich schade". Seine Kritik richtet sich jedoch vor allem an die Mitnahme des Ratsmandats, womit das Verhältnis der Ratswahl von Mai 2014 verändert werde, bei der Sräga seinen Wahlkreis Zons I direkt holte: "Gerd Sräga muss sich fragen lassen, ob die 427 Zonser ihn als Person oder nicht eher die SPD gewählt haben", sagte Lierenfeld. Diese Mitnahme des Mandates sei "kein Umgang miteinander". Das sieht Sräga nicht so: "Natürlich sehe ich das anders, sonst hätte ich es nicht gemacht."

SPD-Fraktionschef Schmitt kann die Gründe für Srägas Unmut nicht nachvollziehen: "Er ist nirgendwo niedergestimmt worden." Auch dass es keine Hinweise gab, enttäusche ihn "und das ganze Wahlkampf-Team, das Sräga unterstützt hat". Er erinnerte daran, dass der Bürgermeister-Kandidat Lierenfeld mit dem Ratskandidaten Sräga vor der Wahl Hunderte von Haustür-Besuchen in Zons unternommen habe: "An Gerd Srägas Wahlerfolg hat Erik Lierenfeld großen Anteil, das scheint vergessen", so Schmitt.

(NGZ)
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