Caritas in Dormagen Pflege-Pionierin verabschiedet sich

Dormagen · Ingrid Köppinger hatte im Jahr 1980 die Caritas-Pflegestation in Dormagen mit zwei Krankenschwestern aufgebaut. Nun geht sie nach 40 Jahren in den Ruhestand. Ihre Nachfolge tritt Sabine Jüsten an.

 Ingrid Köppinger (r.) geht nach 40 Jahren bei der Caritas in Ruhestand. Nachfolgerin ist Sabine Jüsten (l., mit Stellvertreterin Andrea Pelzer). Das Foto entstand vor Einführung der coronabedingten Abstandsregelungen.

Ingrid Köppinger (r.) geht nach 40 Jahren bei der Caritas in Ruhestand. Nachfolgerin ist Sabine Jüsten (l., mit Stellvertreterin Andrea Pelzer). Das Foto entstand vor Einführung der coronabedingten Abstandsregelungen.

Foto: Peter Wirtz

Eine Verabschiedungsfeier ist in diesem Fall eigentlich ein Muss, doch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschränkungen nimmt auf Verdienste leider keine Rücksicht. Nichtsdestotrotz hat die Caritas bereits angekündigt, dass sie den festlichen Ausstand, der Ingrid Köppinger zweifelsohne zusteht, zu geeigneter Zeit nachholen will. Denn Köppinger, das hebt Kaspar Müller Bringmann, der Pressesprecher des Caritasverbandes im Rhein-Kreis Neuss ausdrücklich hervor, „hat die Caritas-Pflegestation Dormagen zu dem gemacht, was sie heute ist“: eine Einrichtung, die in der Stadt einen exzellenten Ruf genießt. Nun geht die 63-Jährige in den Ruhestand.

Und wahrscheinlich ist es gerade jetzt gut, dass Köppinger ein positiv denkender Mensch ist, der neue Situationen und Lebensabschnitte offen und zuversichtlich angeht. „Ich blickte immer schon lieber nach vorne als zurück“, sagt sie über sich selbst. Das dürfte nun ein besonderer Vorteil sein, denn im Prinzip lässt sie ihr berufliches Lebenswerk hinter sich. 40 Jahre lang war sie für die Caritas tätig, und die Pflegestation in Dormagen hat sie 1980 gegründet. Dies aus der Hand zu geben, würde sicher den meisten schwerfallen, doch Ingrid Köppinger sagt, sie gehe mit zwei lachenden Augen. Das ist zum Einen darauf zurück zu führen, dass sie ein bestelltes Feld hinterlässt, ist aber wohl durchaus auch als Kompliment an ihre Nachfolgerin zu verstehen. Bei Sabine Jüsten weiß sie die Pflegestation in guten Händen. Die beiden kennen sich gut, denn Jüsten war viele Jahre die Stellvertreterin von Ingrid Köppinger. Neue stellvertretende Leiterin ist nun Andrea Pelzer, teilt die Caritas mit. Sie gehört seit Anfang 2019 zum Team der Pflegestation.

Wer sich mit Ingrid Köppinger über deren Berufsleben unterhält, der bekommt einen interessanten Abriss über den Wandel der Arbeitswelt in der Bundesrepublik in den verghangenen Jahren am Beispiel einer sozialen Einrichtung. 1980 hatte die agile Neu-Ruheständlerin die heutige Pflegestation mit zwei weiteren Krankenschwestern quasi aufgebaut. „Damals nannte sich das noch Gemeindepflege, und wir wurden von Ordensschwestern unterstützt“, erinnert sich die 63-Jährige. Der vorangegangene Weggang vom Krankenhaus fiel der gelernten Krankenschwester nicht leicht, aber wegen der Geburt ihrer Tochter wollte sie damals weg vom häufigen Schichtdienst in der Klinik. „Damals hatten wir nur alle sechs Wochen Wochenenddienst“, beschreibt sie die Rahmenbedingunmgen in der Anfangszeit der Pflegestation.

Nicht nur das hat sich im Laufe von vier Jahrzehnten geändert: „Die Dokumentation erfolgte damals, wenn überhaupt, nur mit Notizen, heute ist das alles EDV-gestützt“, sagt sie. Der verstärkte Einzug der Technik war das Eine. Mit der größte Einschnitt sei jedoch die Einführung der Pflegeversicherung gewesen. „Plötzlich standen Aspekte wie Wirtschaftlichkeit an erster Stelle, das war für viele nicht einfach umzusetzen“, berichtet sie von ihren Erfahrungen und Eindrücken aus dem Kollegenkreis. Auch die Fusion der Caritasverbände Grevenbroich und Rhein-Kreis Neuss im Jahre 2005 brachte viele Veränderungen für die Pflegedienstleiterin mit sich: „Lange Zeit war ich eine Art Einzelkämpferin, nun hatte ich plötzlich Vorgesetzte und Leitungskollegen.“

Wichtig war Köppinger in ihrem langen Berufsleben nach eigener Aussage immer eine hohe fachliche Kompetenz und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter. Auch auf eine gute Zusammenarbeit mit den Ärzten vor Ort habe sie stets viel Wert gelegt.

Für ihren neuen Lebensabschnitt plant sie gemeinsam mit ihrem Mann ausgiebige Reisen mit dem Wohnwagen. Außerdem will sie viel Zeit mit ihrem kleinen Enkel verbringen – so es die Corona-Situation wieder zulässt. Und dann kommt ja auch irgendwann noch die Abschiedsfeier.

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