Dormagener Kult-Café Seitenweise wird „Gastronomie-Projekt“

Dormagen · Im ehemaligen Kult-Café „Seitenweise“ werden künftig Erwachsene darin unterstützt, den Weg zurück in den ersten Arbeitsmarkt zu finden. Das Projekt von Jobcenter und Kolping Bildungswerk startet am 2. Juli.

 Neuer Pächter für Café Seitenweise ist das Kolping-Bildungswerk. Vasco Lopez und Ingrid Gruber wollen dort Erwachsene  stärken und möglichst in den Arbeitsmarkt bringen.

Neuer Pächter für Café Seitenweise ist das Kolping-Bildungswerk. Vasco Lopez und Ingrid Gruber wollen dort Erwachsene stärken und möglichst in den Arbeitsmarkt bringen.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Im Inneren herrscht emsige Betriebsamkeit, Handwerker sind dabei, Wände einzuziehen. An der Stelle ganz hinten in dem Lokal, wo vor gar nicht langer Zeit noch in Ruhe ein leckerer Kaffee getrunken werden konnte, soll ein Besprechungsraum entstehen. „Wir hätten das Innere unverändert gelassen, aber wir benötigen einen solchen Raum ganz einfach“, sagt Vasco Lopez. Er ist Diplom-Sozialpädagoge und Leiter des Projektes des Kolping Bildungswerks Neuss, das ab dem 2. Juli im ehemaligen „Café Seitenweise“ Erwachsene so entwickeln und stärken will, dass diese im besten Fall wieder eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt sehen und keine Leistungen durch das Jobcenter mehr beziehen.

Das neue Projekt heißt recht sperrig „Individuelle Maßnahmenkombination zur Potenzialanalyse“, ist dafür aber inhaltlich sehr breit und differenziert aufgestellt. Es geht im Kern darum, heutige sogenannte „erwerbsfähige Leistungsberechtigte“ des Jobcenters zu fördern, begleiten und unterstützen. Das „Seitenweise“ ist einer von zwei neuen, kleinen Standorten, die Lopez gefunden hat. Auf der „Kö“ geht es um den Bereich Hauswirtschaft, Ernährung, Gastronomie, in einem ehemaligen Fitness-Studio an der Straße Unter den Hecken um den Bereich Metall. „Per Zufall“ entdeckte der 42-Jährige das Ladenlokal an der Kölner Straße. „Eigentlich wollten wir beide Bereiche an einem Standort unterbringen“, erzählt er. Dafür war er zunächst in einigen Ortsteilen unterwegs, ehe er das leer stehende „Seitenweise“ entdeckte. Zentral, aber ein wenig abgelegen - „perfekt“, urteilte Lopez. Ihm gefielen gleich das Ambiente des Lokals und die Historie als ehemaliges Literatur-Café.

Von selbst gebackenem Kuchen und Cappuccino müssen die Dormagener zunächst Abschied nehmen. Zumindest vorerst. Die sieben oder acht Projektteilnehmer sollen dort in einem nicht-öffentlichen, geschützten Rahmen Selbstvertrauen tanken, sich selbst erproben und etwas eigenes schaffen. Angeleitet werden sie dabei von Ingrid Gruber. Sie ist gelernte Hotelfachfrau und Kauffrau und verfügt über einige Erfahrung in der Gastronomie. In dem Ladenlokal sollen die Teilnehmer Abläufe kennenlernen und einüben, so dass nach rund drei Monaten die Möglichkeit besteht, das Lokal an zwei Tagen in der Woche für jeweils drei Stunden zu öffnen. „Dann können die Teilnehmer im Kontakt mit Kunden zeigen, was sie gelernt haben“, sagt Gruber.

Zunächst geht es um ganz andere Dinge: In einer zweimonatigen „Clearingphase“ müssen Gruber und ein Pädagoge die Besonderheiten der Teilnehmer kennenlernen und analysieren. Es folgt eine sieben Monate dauernde „Aktivierungsphase“. In der sollen Hemmnisse abgebaut, die Bewältigung und Verbesserung des Alltags erreicht, wirtschaftliche oder soziale Probleme angegangen werden. Daher ist ein Netzwerk zum Beispiel mit Schuldner- oder Arbeitslosenberatung ein wichtiger Baustein in diesem Projekt. „Die Teilnehmer müssen erst mal in vielerlei Hinsicht stabil werden“, sagt Lopez.

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