Verkaufen ist eine höchst emotionale Angelegenheit Bürgschaft und neue Konzepte

Verkaufen ist eine höchst emotionale Angelegenheit · Von Chris Stoffels Die Stadt will die Bürgschaft für das Ring-Center in Dormagen verlängern. Das Kaufhaus ist nach der Insolvenz und der Übernahme durch Hans-Dieter Lehnhoff 1999 mit neuen Konzepten und Kunden auf dem Weg der Besserung.

Von Chris Stoffels Die Stadt will die Bürgschaft für das Ring-Center in Dormagen verlängern. Das Kaufhaus ist nach der Insolvenz und der Übernahme durch Hans-Dieter Lehnhoff 1999 mit neuen Konzepten und Kunden auf dem Weg der Besserung.

Verkaufen ist eine höchst emotionale Angelegenheit - für Hans-Dieter Lehnhoff eine Herzenssache. Der persönlich haftende Gesellschafter des Ring-Kaufhauses passt sein Haus mit 7 000 Quadratmetern Verkaufsfläche Stück für Stück dieser Philosophie an. Er setzt auf Marken wie Esprit, S'Oliver oder ecd statt auf Masse, präsentiert insbesondere im Textilbereich die Waren locker und lockend, setzt auf Farbe, bezieht die Rückwände mit ein, investierte allein 30 000 Euro in eine hochmoderne Lichttechnik. Das Haus mit einer 38-jährigen Geschichte in Dormagen ist auf dem Weg zu einem modernen Marken-Kaufhaus. Doch bis dahin war es ein weiter Weg. Im Mai 1999 stand das Ring-Kaufhaus vor dem Aus. Die Oberdick & Co. KG als Betreiberin des Kaufhauses der Ring-Gruppe meldet Insolvenz an, das Haus wird geschlossen.

Lehnhoff ist damals Geschäftsleiter. Er glaubt an die Zukunft, will das Haus retten. Lehnhoff gründet eine GmbH, nimmt öffentliche Kredite für Existenzgründer in Anspruch. Doch diese Kredite müssen abgesichert werden. Die Sparkasse Neuss, das Land Nordrhein-Westfalen helfen. Nach heftigen politischen Diskussionen übernimmt auch die Stadt Dormagen eine Bürgschaft in Höhe von 500 000 Mark. Der damalige und heutige Bürgermeister Heinz Hilgers (SPD) begründet den Schritt mit der Sicherung der über 100 Arbeitsplätze und der Existenz des Kaufhauses in zentraler Lage der Innenstadt mit einer Ausstrahlung bis in den Neusser Süden und in den Kölner Norden. Die Bürgschaft ist auf 15 Jahre ausgelegt. Jetzt ist erneut die Politik gefragt. Am Donnerstag sollen die Mitglieder des Hauptausschusses über die Verlängerung der Bürgschaft um fünf Jahre entscheiden. "Wir wollen das derzeit günstige Zinsniveau ausnutzen und die Tilgung verlängern", so Lehnhoff gegenüber der NGZ. Für die Stadt steht ein weiterer Gesichtspunkt im Vordergrund: "Wir wollendie Liquidität des Unternehmens sichern", so Wirtschaftsförderungsdezernent Achim Still auf Anfrage gegenüber der NGZ.

Es gelte nach wie vor, den Erhalt der Arbeitsplätze und die Magnetwirkung des Kaufhauses zu gewährleisten. Das Ring-Kaufhaus beschäftigt 32 Vollzeit-, 67 Teilzeitkräfte und drei Auszubildende. Hinzu kommen zwölf Arbeitsplätze bei den Kooperationspartnern wie Bäckerei Kraus, die Änderungsschneiderei oder Parfümerie Hartig. Seit 1999 wurden laut Lehnhoff nur zwei Vollzeitstellen in Lager und Verwaltung abgebaut. Seit 2002 wird das Haus aus steuerlichen Gründen in der Form einer Kommanditgesellschaft (KG) mit Hans-Dieter Lehnhoff als persönlich auch mit seinem Privatvermögen haftenden Gesellschafter und seinem Sohn Tobias als Kommanditisten geführt. Auch dem Ring-Center macht die Flaute des Einzelhandels zu schaffen.

Die ersten Jahre liefen laut Lehnhoff nach Plan, 2002 wurde das Haus doppelt gebeutelt: Zum einen musste Ware im Zuge des Konkurses der Kaufring-Gruppe zum Teil doppelt bezahlt werden, zum anderen setzte mit der Euro-Umstellung die Flaute im Einzelhandel ein. Das Ring-Center war zum Handeln gezwungen. Nach und nach stellte Lehnhoff das Sortiment um, setzt zunehmend auf Marken im mittleren Genre. Das Ring-Center füllt die Lücke, die das Mode-Anbieter Mensing in der Rathaus-Galerie hinterlassen hat. Zum anderen forderte er von der Belegschaft und dem Vermieter, der GbR Reimer, Zugeständnisse, um die Kosten zu senken. "Beides mit Erfolg", so Lehnhoff. "Das Ring-Center ist ein Stück Dormagen", sagt er. Für ihn könnte sich die City neu füllen: "Ich hätte nichts dagegen Saturn und Strauss in unmittelbarer Nähe zu haben." Zur Sache: Sicherheiten Porträt: Hans Dieter Lehnhoff

(NGZ)
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