Dormagen Bürger gegen Bahnhofspläne

Dormagen · Das neue Entrée in die Stadt soll der umgestaltete Bahnhofsvorplatz werden. Für neue Parkplätze soll das kleine Wäldchen weichen. Dagegen laufen die Bürger der Kurt-Tucholsky-Straße Sturm. Es geht auch um Detailfragen.

 Anwohner stellen sich gegen die Pläne für den neuen Bahnhofsvorplatz in Dormagen.

Anwohner stellen sich gegen die Pläne für den neuen Bahnhofsvorplatz in Dormagen.

Foto: H. jazyk

Wenn Angelika Ringel über das Wäldchen an der Kurt-Tucholsky-Straße spricht, tut sie das mit einer Vehemenz, als wolle sie den Regenwald vor der Rodung retten. Die Anwohnerin blickt von ihrem Balkon in der dritten Etage auf den Baumbestand, und geht es nach den Plänen von Stadt und dem Projektentwickler P1, sollen bald Parkplätze dort entstehen. "Wir würden ja nur noch auf Blech gucken", sagt Angelika Ringel.

"Wir würden auf Blech gucken"

Hans-Peter Maas, Projektentwickler bei P1, stellte jetzt im Planungsausschuss diese neuen Pläne für die Umgestaltung vor – unter den Augen vieler besorger Anwohner der Kurt-Tucholsky-Straße. Es ist ein Bündel von Details, das den Bürgern aufstößt – und dass sich im Laufe der Planungen stetig verändert hat. Zuvorderst: besagtes Wäldchen. Insgesamt 106 Parkplätze sollen auf dem umgestalteten Gelände entstehen. "Wir müssen mit einer gewissen Anzahl Stellplätze planen", hatte Projekteentwickler Maas erklärt. Sie sind für den geplanten Discounter im Bahnhofsgebäude notwendig. Zwei Interessenten soll es für den 800 Quadratmeter großen Markt geben. Ein Backshop ist angegliedert. Namen wollte Maas zwar nicht nennen, aber: "Mit einem Interessenten ist der Mietvertrag, der auf 15 Jahre angelegt ist, bereits komplett durch verhandelt", so Maas. Hinter vorgehaltener Hand wird bereits über einen Lidl gesprochen.

Doch auch den Nahversorger wollen die Bürger nicht. Ihr Argument: Ganz in der Nähe habe bereits der Otto Mess aufgeben müssen. Warum sollte es einem Discounter besser gehen – erst recht, wenn das Geschäft bis 22 Uhr aufhat. "Es gibt kein Geschäft in Dormagen das bis 22 Uhr aufhat", sagt Angelika Ringel. Sie fürchtet, dass das Gebäude schon bald leer stehen könnte. "Wenn der Umsatz nicht stimmt, kann sich so eine große Firma auch leisten das Gebäude leer stehen zu lassen", glaubt Ringel. Maas indes versicherte, dass es entsprechenden Marktanalysen gegeben habe.

Andere Anwohner mahnten im Planungsausschuss einen behindertengerechten Zugang zum Bahnhof an. Eine Rampe – auch für Fahrradfahrer – ist zwar geplant, doch der Fahrstuhl funktioniert oftmals nicht. "Behinderte", fürchtete ein Anwohner, "haben keine Lobby." Der dunkle, übel riechende Tunnel, der zu den Gleisen führt, wird ohnehin bleiben müssen. Er ist Eigentum der Deutschen Bahn, wo man sich mit Investitionen in kleinere Bahnhöfe traditionell eher zurückhält. Die düstere Röhre werde auch weiterhin das eigentliche Entrée zur Stadt bleiben.

(NGZ)
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