Dormagen Blumen sind Ladenhüter, Spargel friert

Dormagen · Der Bibber-Frühling führt zu Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent – weil es zu kalt ist, werden Primeln & Co. zu Ladenhütern. Auch die Spargelsaison muss verschoben werden, sie startet in Dormagen erst am 15. April.

 Melanie Bausch ist das Lachen vergangen: Die Primeln und Stiefmütterchen sind Ladenhüter, niemand will ihre Blumen kaufen. "Wir haben mehr als 50 Prozent weniger als üblich verkauft", klagt die 47-Jährige.

Melanie Bausch ist das Lachen vergangen: Die Primeln und Stiefmütterchen sind Ladenhüter, niemand will ihre Blumen kaufen. "Wir haben mehr als 50 Prozent weniger als üblich verkauft", klagt die 47-Jährige.

Foto: Andreas Woitschützke

"Normalerweise fahren die Kunden die Blumen um diese Jahreszeit Einkaufswagenweise zur Kasse – jetzt kommen sie mit einzelnen Blümchen. Wenn überhaupt." Der Bibber-Frühling, der einfach keine zweistelligen Temperaturen zulässt und sich eher noch immer nach Winter anfühlt, ist für Melanie Bausch der reinste Horror.

Die Chefin des Gartencenters Zons muss die Karren mit Primeln, Stiefmütterchen & Co. täglich raus- und wieder reinschieben. "Auch wenn sie eigentlich winterhart sind – die Pflanzen werden im Gewächshaus gezogen und kennen bisher keinen Winter. Die würden sofort eingehen." Der Winter-Frust macht sich ordentlich bemerkbar: "Wir haben mehr als 50 Prozent weniger als üblich verkauft", klagt die 47-Jährige. Ihr Rat an alle, die ihren Garten trotz der Rekordkälte und des nächtlichen Bodenfrosts schön machen wollen: abwarten. "Oder Zwiebelgewächse wie Tulpen, Narzissen, Hyazinthen pflanzen. Dann muss man aber darauf achten, dass die Blüten noch zu sind."

Einzig ein Detail gibt es, das die Kunden am Ende wohl ein bisschen freuen wird: "Wir werden die Preise senken müssen", erklärt Bausch. "Ich habe schon Primeln für 29 Cent gesehen – das ist natürlich Wahnsinn. Bei uns kosten sie derzeit 80 Cent, aber auch wir werden jetzt runtergehen. Sonst stehen sie am Ende neben den Geranien im Laden."

Zu kalt ist es auch noch für Spargel. Das weiß niemand besser als Petra Berchem, Chefin des "Grenzhof" Dormagen. "Aufgrund der anhaltenden Kälte beginnt die Spargelsaison erst am 15. April" – dieser Ticker läuft derzeit über die Homepage des Grenzhofs. Denn im vergangenen Jahr wurde bereits Ende März mit dem Stechen begonnen und auch jetzt scharren die Kunden schon mit den Füßen. "Wir hatten Ostern die ersten Anfragen und mussten den Kunden erklären, dass der Spargel noch in der Erde wartet", sagt die 41-Jährige. Das Gute: "Wenn nichts wächst, kann auch nichts kaputt gehen", erklärt Berchem. "Ich hoffe darauf, dass der Spargel in den nächsten 14 Tagen rauskommt." Dann erwartet sie "eine kurze aber intensive Saison." Auch die Erdbeeren frieren übrigens, werden voraussichtlich erst Mitte Mai erntereif sein. Bis dahin wird auf dem Grenzhof bereits für die kommende Saison vorbereitet. Berchem: "Wir sind auf den Feldern, legen Folie aus."

Die Hausmeister der Stadt Dormagen stehen ebenfalls in den Startlöchern: "Wir warten darauf, dass wir die Kübel am historischen Rathaus und am Treppenabgang der Sparkasse bepflanzen können, auch die Blumenampeln am Marktplatz sollen bald blühen", sagt Stadtsprecher Swen Möser. Aber: "Die Witterung macht uns einen ordentlichen Strich durch die Rechnung."

Für das Frühlingsfest am ersten Aprilwochenende ist Guido Schenk, Leiter der Stadtmarketing- und Verkehrsgesellschaft Dormagen, "guter Hoffnung", sagt er. "Die japanischen Kirschbäume in der City werden wohl nicht blühen, das sah immer sehr schön aus. Aber wir machen das Beste draus."

(NGZ)
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