Kress regt Landes-Initiative an/ Modelle in Hessen Besserer Schutz für Ehrenamtler
Kress regt Landes-Initiative an/ Modelle in Hessen · Ein Verein unternimmt eine Wanderung, ein Teilnehmer verletzt sich am Knöchel. Wer haftet? Ein Mitglied der Krankenhaus-Hilfe verunglückt auf dem Weg in die Klinik, beim "Sauberhaft-Tag" wird eine Fichtenschonung in Mitleidenschaft gezogen - wer kommt für den Schaden auf?
Schwierige Fragen, die nicht nur Juristen beschäftigt. Auch Vereinsvorsitzende und -mitglieder tragen Sorgenfalten auf der Stirn. Denn offensichtlich sieht die tägliche Praxis der Ehrenamtler so aus, dass die Vereine zwar versichert sind, aber nur in engen Grenzen der eigentlichen, eng umschriebenen und festgelegten Tätigkeiten.
Freizeitvergnügen gehören zum Beispiel nicht dazu. Bei den Kultur- und Heimatfreunden Zons zählte die lebende Krippe in der Adventszeit nicht darunter. Was aber wäre geschehen, wenn dort zum Beispiel eines der lebenden Tiere ausgebrochen wäre? Vorsitzender Karl Kress MdL hatte vorgesorgt und für 260 Euro eigens für die Risiken der Krippenspiele eine Versicherung abgeschlossen.
"Das ist teuer, und nicht jeder Verein kann sich das leisten", so Kress. Der Landtagsabgeordnete kümmerte sich um diese Versicherungslücke, schrieb an Landrat Dieter Patt und Bürgermeister Hauschild, startete eine Initiative im Landtag. In der Dormagener Verwaltung prüfte Ehrenamtler-Beauftragte Ellen Peterburs die Angelegenheit und deckte erstaunliche Lücken auf. Sie fand aber auch gute Lösungsansätze.
So gibt es zum Beispiel in Hessen eine Versicherung, die von den Sparkassen-Verbänden mit der Provinzial-Versicherungsgruppe angeboten wird, und die ergänzend alle diese ungesicherten Risiken übernimmt. Auf Betreiben von Ministerpräsident Roland Koch ist diese Versicherung zu Beginn vergangenen Jahres eingeführt worden. "Eine solche Versicherung wäre für uns ideal", zeigt sich Bürgermeister Reinhard Hauschild überzeugt.
"Wir wollen unsere Ehrenamtler so sicher und unbeschwert wie möglich arbeiten lassen." Er hat die Angelegenheit zur Wiedervorlage Ende März gelegt. "Wenn das Land bis dahin nicht tätig geworden ist, werden wir uns um eigene Dormagener Lösung bemühen." Dann wird die Stadt wieder das Gespräch mit der Sparkasse Neuss suchen, um eine Lösung zu finden. Auf Betreiben von Karl Kress wird im Moment eine landesweite Einführung des hessischen Modells geprüft.
Dem Vernehmen nach soll eine solche Versicherung eine knapp sechsstellige Summe kosten. "Da es sich um eine ergänzende Gruppenhaftpflicht-Versicherung handelt, dürften sich die Prämien in einem überschaubaren Rahmen bewegen", so Hauschild. Es soll dabei eine ähnliche Regelung wie im Sport gefunden werden, wo die Vereinsmitglieder über eine Ergänzungsversicherung für eventuelle Risiken abgesichert sind.
In die Versicherung einbezogen werden sollen auch Initiativen und rechtlich unverbindlichen Zusammenschlüsse, wie zum Beispiel Interessengemeinschaften, was zum Beispiel für Straßenfeste wichtig ist. Dabei gilt in dem hessischen Modell grundsätzlich eine Eigenbeteiligung von 500 Euro. Die normale Vereins-Haftpflicht wird jedoch durch die neue Versicherung nicht ersetzt. "Diese sollte unbedingt insbesondere von größeren Vereinen abgeschlossen werden", heißt es in der Stadtverwaltung.
Mit der Versicherung will die Stadt die "Blütezeit des Ehrenamts in unserer Stadt" (Hauschild) weiter fördern. Sein Ziel: "Die Ehrenamtler müssen sich in ihrer Arbeit für unser Gemeinwesen auf einen umfassenden Schutz verlassen können." Hauschild: "Das sind wir unseren Ehrenamtlern, die sich in den Dienst der guten Sache stellen, einfach schuldig." Chris Stoffels