Behindertenhilfe in Dormagen Heim-Werkstatt statt Homeoffice

Dormagen · Die Behindertenhilfe der St.-Augustinus-Gruppe geht neue Wege: Neue Arbeitsformen in Dormagen, Neuss und Kaarst.

 Werkstatt im Wohnhaus der St.-Augustinus-Gruppe: Die Arbeit hilft, den Tag zu strukturieren.

Werkstatt im Wohnhaus der St.-Augustinus-Gruppe: Die Arbeit hilft, den Tag zu strukturieren.

Foto: St.-Augustinus-Gruppe

Einen besonderen Weg mit neuen Arbeitsformen beschreitet die Behindertenhilfe der St.-Augustinus-Gruppe in der Corona-Krise. Viele Arbeitnehmer, die normalerweise im Büro arbeiten, haben ihren Schreibtisch zurzeit ins Homeoffice verlegt. Andere aber, die in einem Geschäft, einem Restaurant oder einer Werkstatt arbeiten, müssen während der Corona-Krise zu Hause bleiben. Dies trifft auch auf die Menschen mit Behinderung im Rhein-Kreis Neuss zu, denn deren Werkstätten sind seit Wochen geschlossen. Aber die Behindertenhilfe der St.-Augustinus-Gruppe konnte Abhilfe schaffen: Bei ihr kommt die Werkstatt nach Hause zu den Menschen, in die Wohneinrichtungen der Klienten. Mitsamt den Betreuern und sämtlichem Material.

„Es ist unheimlich wichtig, dass unsere Klienten mit Behinderung klare Abläufe in ihren Tagen haben“, sagt Karl-Heinrich Bertelmann, Einrichtungsleiter Tagesstruktur und Netzwerke bei der St.-Augustinus-Gruppe. „Indem ihre Arbeit quasi zu ihnen in die Wohneinrichtung  kommt, können wir die Menschen mit ihren unterschiedlichen Aufgaben bedienen.“

Wo immer es möglich ist, wird in den Gemeinschaftsräumen der Einrichtungen tagsüber montiert, verpackt oder produziert. Im Rochushaus in Dormagen beispielsweise bauen die Menschen mit Behinderung Stecker, im Haus Matthias in Kaarst wird Material verpackt, und im Martinushaus in Neuss werden Elektroschalter montiert. „Wir können alle Menschen mit Behinderung nach ihrem speziellen Förderbedarf erreichen: von eher geringen Ansprüchen an die Arbeitsleistung bis hin zu höheren Kompetenzen“, erklärt Bertelmann die große Bandbreite. „Wesentlich ist, dass unsere Klienten etwas Sinnstiftendes zu tun haben.“

Dabei ziehen alle, die sich im Rhein-Kreis Neuss um Erwachsene mit Behinderungen kümmern, an einem Strang: Die Behindertenhilfe der St.-Augustinus-Gruppe, die Varius-Werkstätten und die Gemeinnützigen Werkstätten Neuss. „Alle sehen sich in der Verantwortung für die Klienten und tun sich zusammen“, stellt Bertelmann erfreut fest. Die Schwerpunkte der christlich-gemeinnützigen St.-Augustinus-Gruppe liegen in der Somatik, Psychiatrie, Senioren- und Behindertenhilfe. Im Hackenbroicher Rochus-Haus an der Dr.-Geldmacher-Straße unterstützt die Behindertenhilfe der St.-Augustinus-Gruppe insgesamt 26 Menschen mit psychischer Behinderung und hohem sozialen Integrationsbedarf.

Trotz aller kreativen und empathischen Bemühungen, steht eins fest: Sämtliche Arbeiten aus den Werkstätten für Menschen mit Behinderung lassen sich nicht eins zu eins in deren Wohneinrichtungen übertragen. Der Grund dafür: Manche Artikel erfordern besondere Hygienemaßnahmen, für andere sind große und schwere Maschinen notwendig. Einrichtungsleiter Bertelmann erläutert das Engagement: „Wir bemühen uns aber, für alle Menschen sinnvolle Tätigkeiten zu finden – damit die Tage der Corona-Krise nicht zu lang werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort