Dormagen Baumbrunnen steht jetzt in VHS-Galerie

Dormagen · Der 1200 Jahre alte Baumbrunnen, der 1996 in der Nähe von Straberg gefunden wurde, ist nun konserviert und kann in der Langemarkstraße bestaunt werden. Fünf Jahre lagerte er zuvor in einer Zuckerlösung.

 Sie freuen sich gemeinsam, dass der Baumbrunnen einen schönen Platz in der VHS-Galerie gefunden hat: Norbert Grimbach, Sascha Wichmann, Kai Uffelmann und Axel Peiß (v.l.).

Sie freuen sich gemeinsam, dass der Baumbrunnen einen schönen Platz in der VHS-Galerie gefunden hat: Norbert Grimbach, Sascha Wichmann, Kai Uffelmann und Axel Peiß (v.l.).

Foto: Hans Jazyk

Drei Meter hoch ragt er über das Untergeschoss der Galerie im Kulturhaus Langemarkstraße hinaus, ist auch von oben gut zu sehen und der ganze Stolz des Geschichtsvereins: der historische Baumbrunnen. Mehr als fünf Jahre lagerte das gute Stück in einer Zuckerlösung, damit der 1200 Jahre alte Fund konserviert wurde. Auf diese Weise sollte dem Holz das Wasser entzogen werden. Seit 2003 trocknete der Brunnen, der aus einem Eichenstamm gehauen wurde. Und seit gestern steht er in der Galerie.

Der aus fränkischer Zeit stammende Brunnen war 1996 im Rahmen einer Auskiesung in der Nähe von Straberg gefunden worden. "Zufällig", wie Norbert Grimbach gestern berichtete. "Wir waren zu der Zeit regelmäßig dort, es sollte Mutterboden abgetragen werden, und plötzlich haben wir eine schwarze Stelle im weißen Sand entdeckt."

Eigenhändig schaufelte Grimbach den Fund frei und staunte nicht schlecht, als ein riesiger ausgehöhlter Baumstamm zum Vorschein kam. "Schon vorher hatte ich dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege einen römischen Kastenbrunnen und einen weiteren frühmittelalterlichen Brunnen gemeldet. Alles zusammen war ein deutlicher Siedlungsnachweis." Das fünfte, sechste und siebte Jahrhundert bilde in den Geschichtsbüchern die Zeitabschnitte ab, in der viele Wissenschaftler und Autoren mit Abstand am häufigsten mit Wörtern wie "könnte", "vielleicht" und "womöglich" operieren.

Gerade deshalb sei die Entdeckung des Baumbrunnens, der dazu noch extrem gut erhalten war, so bedeutungsvoll. Grimbach: "Es gibt eben nur sehr wenige Funde aus der fränkischen und frühmittelalterlichen Epoche."

Die Anlage des Baumbrunnens müsse für die Hofbewohner ein hartes Stück Arbeit gewesen sein, so Grimbach. Der 3,20 Meter lange Eichenstamm sei zunächst längs geteilt, ausgehöhlt und dann wieder zusammengefügt worden – um ihn anschließend in voller Länge in die Erde einzugraben. Bis zum 11. Jahrhundert schöpften die Bewohner des Hofes daraus ihr Wasser, die Nutzungszeit ließ sich anhand von Keramikresten im Brunnen datieren. Er gehörte zur südlich gelegenen mittelalterlichen Hofwüstung Balgheimer Hof, der vom 9. bis zum 18. Jahrhundert bestanden hat.

Im Foyer der Volkshochschule auf der Langemarckstraße sei nun nicht nur ausreichend Platz, um den spektakulären Fund zu präsentieren, sondern "auch eine entsprechend benötigte klimatisch günstige Situation gegeben, die das Fundmaterial dauerhaft schont und zu keinem weiteren Verwitterungsprozess führt", erklärten die Geschichtsexperten.

Einen großen Wunsch hatten die Vereins-Mitglieder gestern aber noch: Ein Holzeimer, der im Baumbrunnen gefunden worden sei und nun im Rheinischen Landesmuseum verweile, solle auch nach Dormagen kommen. LVR-Landesmuseums-Restaurator Axel Peiß stellte das in Aussicht: "Wenn Sie einen Antrag stellen, werde wir den Eimer sicher als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort