Baugenossenschaft Dormagen „Keine Neubaumiete unter zehn Euro“

Dormagen · Der größte Investor in neue Mietwohnungen, die Baugenossenschaft, sieht keine Chance auf Mieten unter zehn Euro. Zu viele gesetzliche Vorgaben verteuern das Bauen. Trotzdem gebe es Wohnraum für acht Euro oder darunter.

 Die Baugenossenschaft Dormagen hat am Rotdornweg großflächig modernisiert. Der Quadratmeterpreis liegt bei bei acht Euro.

Die Baugenossenschaft Dormagen hat am Rotdornweg großflächig modernisiert. Der Quadratmeterpreis liegt bei bei acht Euro.

Foto: Baugenossenschaft

Auch in Dormagen gibt es ein Wohnungsproblem. In der Diskussion um preiswerten Wohnraum und zu hohe Mieten vertritt mit der Baugenossenschaft Dormagen einer der größten „Player“ eine klare Haltung: „Was ist preiswertes Wohnen?“, fragt Martin Klemmer, einer von zwei Geschäftsführern der BG. Er weist Kritik an der Preispolitik für das große Neubauvorhaben an der Friedrich-Ebert-Straße zurück, wo der Mietzins bei zehn bis 10,50 Euro pro Quadratmeter liegen wird. „Das sind keine Luxuswohnungen“, so Klemmer, „die entsprechen lediglich den gesetzlichen Vorgaben.“ Klar ist: Neubauwohnungen, die nicht öffentlich gefördert werden, wird es nicht mehr unter zehn Euro geben, „sonst rechnet sich die Investition nicht“.

Klemmer und sein Kollege Axel Tomahogh-Seeth sehen eine hohe Dynamik auf diesem Feld: „Vor drei Jahren hatten wir Leerstand, waren 70, 80 Wohnungen unvermietet. „Wohnungen für fünf bis 5,50 Euro wollte niemand haben“, sagt Klemmer. Heute gibt es eine Vollvermietung. Aber: „Preiswerte Wohnungen sind weiterhin zu haben, alleine schon durch Umzüge in Neubauten werden preiswertere frei“. Die Neubauvorhaben heute müssen barrierearm bis -frei sein, über Tiefgarage, Aufzug und Fußbodenheizung verfügen – „wie soll das alles für zehn Euro pro Quadratmeter machbar sein?“ Die Baugenossenschaft kritisiert die verschärften Anforderungen durch den Gesetzgeber. Tomahogh-Seeth nennt ein wichtiges Detail: „Wenn die Grundsteuer nicht mehr abzugsfähig ist, wird das steigende Mieten zur Folge haben. Und die Verantwortung liegt dafür nicht bei den Investoren.“ Eine mögliche Lösung aus der Sicht der beiden Dormagener: „Der Bund soll auf die Umsatzsteuer verzichten, dann sind die Mieten 20 Prozent niedriger.“ Eine andere Forderung, die sie formulieren, lautet so: „Beim Thema öffentlicher Förderung müssen wir weg von der Objekt- und hin zur Subjektförderung“, sagt Martin Klemmer. „Menschen mit niedrigem Einkommen sollen direkt unterstützt werden und können sich auf diesem Weg dann auch eine Wohnung leisten, bei der der Quadratmeterpreis bei zehn Euro liegt.“ Aber das befürworten die Kommunen nicht, sagt er, weil dies personalaufwändiger sei. Der teure Wohnungsbau sei auch ein Resultat der guten Konjunktur: „Für ein Hauptgewerk schreiben wir zehn bis 15 Unternehmen kann und bekommen zwei oder drei Angebote.“

In der mittelfristigen Bauplanung stehen die vorgesehenen 92 Wohnungen an der Friedrich-Ebert-Straße und Helbüchelstraße im Fokus. Desweiteren geht es an der Heinrich-Meising-Straße von 2019 bis 2021 um die Modernisierung von 40 Wohnungen mit einem Kostenvolumen von 3,6 Millionen Euro

Wie es weitergehen könnte, beschreibt Klemmer: „Serielles Bauen ist ein Markt der Zukunft, um die Bauzeiten und damit Kosten zu reduzieren. Mit einem baugenehmigungsreifen Gesamtkonzept können so hundert Wohnungen auf einen Schlag entstehen. In Modulbauweise und ohne (teure) Keller. Tomahogh-Seeth: „Wir prüfen, ob wir diesen Weg gehen.“

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