Dormagen Bauern: Gülle als Nährstoff unverzichtbar

Dormagen · Manchen stinkt der unangenehme Geruch der Gülle. Doch wenn die Landwirte in diesen Tagen wieder ihre Äcker organisch düngen, dann ist das wichtig für die Aussaat und den ökologischen Kreislauf.

 Ein Landwirt fährt seinen Stallmist aus. Neben Gülle oder Kompost kann dieser organische Dünger im Winter und Frühling auf die Felder aufgebracht werden.

Ein Landwirt fährt seinen Stallmist aus. Neben Gülle oder Kompost kann dieser organische Dünger im Winter und Frühling auf die Felder aufgebracht werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Mit den endlich steigenden Temperaturen geht auch für die Dormagener Bauern die Arbeit auf den Feldern wieder los. Mit dem Verlauf des Winters ist Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, zufrieden: "Wir hatten einen normalen Winter, die Schneedecke hat die Wintersaat gut gegen den Frost geschützt. Jetzt brauchen wir viel Sonne, damit die Böden trocknen." Denn neben der Aussaat steht auch die Aufbringung von Gülle auf dem Programm. "Wir haben vor zwei Wochen angefangen und machen das jetzt peu à peu, so wie es der Boden zulässt", erklärt der Bauer Wolfgang Winkels aus Gohr.

Auch wenn die übelriechende Gülle bei Anwohnern nicht gerade ein beliebtes Düngemittel ist, so sei es trotzdem ein rein natürlicher Prozess, sagt Wolfgang Wappenschmidt. "Die Gülle ist nicht gesundheitsgefährdend, mit der Gülle kommen wieder wichtige mineralische Nährstoffe in den natürlichen Kreislauf der Natur zurück." Und im März, wenn die Äcker langsam die Feuchtigkeit des Winters verlieren, werden die Nährstoffe am besten aufgenommen.

"Die Ausbringung im Herbst ist vom Gesetzgeber stark eingeschränkt worden, daher müssen die Bauern im Frühling die Gülle aufs Feld bringen", sagt der Vorsitzende der Kreisbauernschaft. Vom 1. November bis zum 31. Januar gibt es eine Sperrfrist, die nur unter besonderen Umständen aufgehoben werden darf. Dabei stellt Wolfgang Winkels eine Besonderheit unter den Dormagener Bauern dar, ist er doch einer der wenigen, die selbst noch Viehwirtschaft betreiben und so auch selbst Gülle produzieren: "Ich habe 200 Kälber, deren Mist kann ich gut auf meinen Feldern recyceln."

Die meisten anderen Bauern betrieben nur noch Ackerbau und sind somit auf Gülleimporte angewiesen. "Der Dünger kommt aus viehreichen Regionen wie Holland oder Westfalen, bei uns in der Region gibt es nur noch sehr wenig Viehzucht", erklärt Wolfgang Wappenschmidt. Dabei sei die Gülle wesentlich billiger als industriell hergestellter Mineraldünger. "Allerdings ist der bürokratische Aufwand auch höher, denn der Gülleimport muss genehmigt werden. Aber auch die Aufbringung der eigene Gülle muss bei den Ämtern angezeigt werden", so Wappenschmidt. Doch über die viele Büroarbeit will sich der Landwirt nicht beschweren, denn in Zeiten von landwirtschaftlichen Skandalen könne die Bauernschaft so belegen, dass sie rechtmäßig handle.

Was für viele Stadtmenschen der "Duft des Landes" ist, ist für viele ländliche Bewohner jedoch eine starke Geruchsbelästigung: die Ausbringung der Gülle auf die Felder. "Die älteren Bewohner kennen das und beschweren sich nicht", sagt Bauer Winkels. Bei der Ausbringung des Düngers achtet der Landwirt daher auf die empfindlichen Nasen der Anwohner.

"Wir düngen nicht am Wochenende, sondern an Wochentagen und achten darauf, dass es nicht zu warm ist", sagt Winkels. Allerdings sei eine gewisse Geruchsbelästigung nicht zu vermeiden. "Wir leben hier in einem eng besiedelten Gebiet, da ist der Gestank leider nicht vermeidbar", entschuldigt Wolfgang Wappenschmidt. Die Bauern hielten sich aber an die Vorgaben ihres Verbandes.

"Wir bitten die Anwohner um Verständnis, wir haben nur sehr kurze Fristen für die Ausbringung der Gülle." Da aber auch die Witterungsbedingungen für das Auftragen des Düngers mitspielen müssten, bleibe so nur ein enger Zeitrahmen.

(NGZ)
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