Der Haltepunkt in Horrem Bahnhof feiert Jubiläum

Der Haltepunkt in Horrem · Von Petra Schiffer Im Jahr 1855 wurde die Bahnstrecke Neuss-Köln eröffnet und der Haltepunkt in Horrem errichtet: Im Rahmen des Festes zum 850-jährigen Bestehen des Ortes wird auch der runde "Geburtstag" des Bahnhofs gefeiert.

Von Petra Schiffer Im Jahr 1855 wurde die Bahnstrecke Neuss-Köln eröffnet und der Haltepunkt in Horrem errichtet: Im Rahmen des Festes zum 850-jährigen Bestehen des Ortes wird auch der runde "Geburtstag" des Bahnhofs gefeiert.

Die Bauern auf dem Land waren mehr als skeptisch: Was sollten sie mit Gleisen quer durch ihr Dorf, auf denen sechs Mal am Tag laut schnaufend und pfeifend eine Lokomotive Wagen mit fremden Leuten nach Horrem brachte?

Die Eröffnung der Bahnstrecke zwischen dem Türmchenwall in Köln und Neuss mit der Einrichtung eines Haltepunktes in Dormagen-Horrem am 15. November 1855 wurde von vielen Menschen kritisch gesehen - nicht zuletzt von oberster preußischer Stelle. "Der Innovationsschub für den Ort und die Chancen durch die bessere Infrastruktur wurden vor 150 Jahren zunächst nicht erkannt", sagt Joachim Fischer vom Geschichtsverein Dormagen, der sich intensiv mit der Geschichte des Horremer Bahnhofs beschäftigt hat.

Pünktlich zum 850-jährigen Bestehen des Ortes Horrem feiert der Bahnhof jetzt selbst Jubiläum. Die kleine Aktiengesellschaft, die sich zum Bau der Bahnlinie entschlossen hatte, überlegte lange, ob Horrem der richtige Standort für einen Haltepunkt sei. Norf war genauso im Gespräch wie Nievenheim.

Außerdem plagten die Investoren Finanzsorgen. Mit 1,1 Millionen Taler war der Bau angesetzt, der innerhalb von zwei Jahren über die Bühne gehen sollte, nach dieser Zeit mussten jedoch noch einmal 700 000 Taler nachgeschossen werden, weil irgendwie alles teurer wurde.

Der preußische Staat war über die Streckenführung unterdessen wenig erfreut, weil das Verhältnis zum westlichen Nachbarn Frankreich damals nicht das beste war und man im Falle einer Auseinandersetzung um das linksrheinische Ufer und einer Niederlage den Franzosen nur ungern die Infrastruktur einer modernen Bahnlinie überlassen wollte.

Das änderte sich jedoch in den folgenden Jahren, erklärt Fischer. Der preußische Staat wollte die Strecke ausbauen und begann, sich langsam in die Aktiengesellschaft einzukaufen, bis er die Privatbahn komplett übernahm. Schrittweise wurde aus einem einfachen Haltepunkt ein Bahnhofsgebäude aus Holz mit Verkaufsschaltern und Lagerräumen.

Außerdem entstanden rund um den Bahnhof neue Berufe, die es vorher in Horrem nicht gegeben hatte: Die Bahn beschäftigte einen Bahnhofsvorsteher, Fahrkartenverkäufer und Gleisarbeiter für bestimmte Streckenabschnitte - und wurde damit im Ort zu einem wichtigen Arbeitgeber. "Jeder Bahnhof bedeutete einen Entwicklungsschub für eine Stadt - und das war auch in Horrem nicht anders", sagt Fischer. Auch die Bahnstrecke selbst entwickelte sich weiter. Ein Haltepunkt in Norf kam dazu, die Gleise wurden bis nach Krefeld verlängert.

Außerdem fuhren die Züge, die anfangs Personen und Güter gemeinsam transportierten, häufiger. Und ganz langsam kamen auch die Bauern auf den Geschmack: Kam der erste Zug Richtung Köln in den ersten Jahren erst um 10 Uhr in der Nachbarstadt an - und damit viel zu spät, um Waren auf dem Markt zu verkaufen -, rollten die Wagen jetzt früher und schneller.

Bis in die 70-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stand der alte Holzbahnhof, dann wurde er abgerissen, um dem Bau eines moderneren Haltepunktes Platz zu machen. Der heutige S-Bahnhof wurde 1985 eröffnet.

(NGZ)
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