Analyse Aufbruchstimmung bei Sozialdemokraten

Dormagen · Analyse Dormagens SPD wählt mit Erik Lierenfeld ein erst 26 Jahre altes Talent an ihre Spitze

 Mitbewerber Carsten Müller (l.) war der Erste am Donnerstagabend in der Kulturhalle, der Erik Lierenfeld zum Wahlsieg gratulierte.

Mitbewerber Carsten Müller (l.) war der Erste am Donnerstagabend in der Kulturhalle, der Erik Lierenfeld zum Wahlsieg gratulierte.

Foto: Hans Jazyk

Auf dem kleinen Tisch ganz hinten in der Kulturhalle liegen "Die letzten 30 Tage als Kanzler" von Helmut Schmidt, daneben Biographien von Rut Brand oder Oskar Lafontaine – allesamt bei der Jahreshauptversammlung der Sozialdemokraten zu verschenken. Ausverkauf bei der SPD? Keineswegs. Im Gegenteil: Mit der Wahl von Erik Lierenfeld ("Ein solides Ergebnis"), der sich in einem fair geführten Duell mit 37:24-Stimmen gegen Carsten Müller durchsetzte, setzte sie ein kraftvolles Signal für die anstehenden Wahlen und Wahlkämpfe.

Es war für die 61 stimmberechtigten Mitglieder in der "Kulle" sicher keine leichte Wahl, aber sie trafen die richtige. Zwar ist Lierenfeld mit 26 noch jung an Jahren, doch er wirft als Fraktionsvorstandsmitglied und Vize-Bürgermeister schon einige Erfahrung in die Waagschale und kommt bei den Genossen wohl charismatischer an als sein respektabler Mitbewerber. Vielleicht gab das am Donnerstagabend den Ausschlag. Groß gefeiert hat er nicht, zum einen, weil "ich aktuell faste und auf Alkohol verzichte", zum anderen aber auch, weil er diese Wahl nicht als Feier-Anlass ansah. Die Zahl der Gratulanten, ob persönlich, per Facebook, SMS oder E-Mail, war groß, darunter auch politische Mitbewerber wie CDU-Kollege André Heryschek oder Bürgermeister-Vize Hans Sturm.

Für Lierenfeld ist jetzt die Chance gekommen, zu beweisen, dass aus einem politischen Talent ein gestandener Kommunalpolitiker erwachsen kann. Lierenfeld steht im Ruf, sich aus einem gesunden Selbstvertrauen heraus nahezu jede politische Aufgabe und jedes Amt zuzutrauen. Das kommt nicht immer gut an und wird bisweilen als Ämter- und Macht-Verliebtheit (miss-)verstanden.

Dieser Einschätzung kann der neue Stadtverbandsvorsitzende jetzt in einer spannenden Phase durch engagierte, kontinuierliche und kluge Arbeit entgegenwirken. Lierenfeld muss zwei Wahlkämpfe organisieren, die Parteigenossen auch bei Rückschlägen (Bundestagskandidat Klaus Krützen gegen CDU-Schwergewicht Hermann Gröhe?) bei Laune halten. Es heißt, so etwas könne er. Mitgliedergewinnung, die Besetzung der Wahlkreise und die Suche nach dem Bürgermeister-Kandidaten sind zentrale Arbeitsfelder der Dormagener Sozialdemokraten.

Wer dem neuen SPD-Parteichef gratulieren will, kann das heute von 11 bis 13 Uhr beim SPD-Infostand vor dem Historischen Rathaus tun.

(NGZ)
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