Knechtsteden Das historische Klosterdorf neu beleben

Knechtsteden · Die angehende Architektin Miriam Neukirchen hat sich mit einer möglichen Zukunft Knechtstedens beschäftigt.

Als die Spiritaner 1895 in Knechtsteden ansässig wurden, machten sie innerhalb kürzester Zeit hieraus ein eigenes Dorf mit pulsierendem Leben. Darüber, wie sich dieses mit heutigen Mitteln wiederbeleben ließe, hat sich die Architekturstudentin Miriam Neukirchen (25) in ihrer Magisterarbeit Gedanken gemacht. Allein schon angesichts der zahlreichen Gebäude biete „Knechtsteden viel Potenzial zum Wohnen und Arbeiteten“, sagt die gebürtige Rommerskirchenerin, die das Leibniz-Gymnasium in Hackenbroich besucht hat und mit Knechtsteden von Kindesbeinen an vertraut ist.

„Meine Idee ist es, den Ort wieder aufleben zu lassen und Platz für eine Künstler- und Handwerkergemeinschaft zu schaffen“, sagt Miriam Neukirchen. Immerhin: Schon als im Mittelalter die Prämonstratenser in Knechtsteden heimisch waren, gab es dort einen großen Handwerkertrakt. Dabei orientiert sie sich am Prinzip des Gemeinschaftlichen Wohnens (Co-Housing) und Arbeitens (Co-Working). Geplant ist ein Arbeits- und Wohnkollektiv, bei dem Künstler und Handwerker gegenseitig voneinander profitieren.

Um neuen Wohnraum zu ermöglichen, würde nach ihrem Denkmodell zunächst der zurzeit als Lager dienende, 40 Meter lange, Schuppen zwischen den Bestandsgebäuden abgerissen. Der so entstehende Freiraum böte Platz „für eine neue Architektur, die den Kriterien des flexiblen Gemeinschaftswohnens gerecht wird“, heißt es im Entwurf von Miriam Neukirchen. Um den Grundriss flexibel zu gestalten, dienen als tragende Elemente Stahlbetonstützen, die im Abstand von drei Metern postiert würden. Da die Breite des Gebäudes lediglich acht Meter beträgt, wären keine zusätzlichen Stützen im Innenraum nötig. „Die Fassade und die Innenwände können somit als nicht tragende Elemente flexibel gesetzt werden“, schreibt sie in ihrer Magisterarbeit.

Jede der neu entstehenden Wohnungen würde über einen eigenen Zugang verfügen und könnte von der östlichen Seite her erschlossen werden. Nach Westen, in Richtung des Waldes, verfügte jede Wohneinheit über eine Terrasse, die durch 50 Zentimeter hohe Wände zum Nachbarn hin abgetrennt wird.

Ungeachtet einer vorgesehenen Gemeinschaftsküche verfügte jede der Wohnungen über eine eigene Küche. Jeder Bewohner wäre völlig unabhängig. Es gäbe indes die Möglichkeit, gemeinschaftlich zu kochen oder anderen Aktivitäten nachzugehen. In der alten Schneiderei entstünde eine Gemeinschaftsküche mit Speisesaal. Im nördlichen Gebäude sind drei Kollektivräume geplant, die zu einem großen Raum zusammengefasst werden könnten.

Ein Ausstellungsgebäude befände sich unmittelbar an der Haupterschließung zwischen dem ehemaligen Feuerwehrhaus und der Remise. Die würde in der Planung Miriam Neukirchens zu einem Café umfunktioniert, wobei im ersten Obergeschoss ein Seminarraum untergebracht werden könnte.

Ehe Miriam Neukirchen offiziell in die Architektenliste eingetragen werden kann, sind noch zwei Jahre Berufserfahrung nötig. Zu sammeln beginnt sie die bereits in diesem Monat: In der chinesischen Stadt Hangzhou unweit von Shanghai wird Neukirchen bis Dezember in einem Architekturbüro arbeiten, um dann im Januar noch ein paar Wochen lang Land und Leute kennen zu lernen.

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