Festliche Tage Alter Musik im Kloster Knechtsteden "Antike und neue Welt" löste große Begeisterung aus

Knechtsteden. "Antike und Neue Welt" aus der Reihe Festliche Tage Alter Musik in der Basilika des Klosters Knechtsteden - allen Mitwirkenden gebührt höchste Anerkennung für eine Gesamtleistung, die die Zuhörer in wahre Begeisterung versetzt hat.

Knechtsteden. "Antike und Neue Welt" aus der Reihe Festliche Tage Alter Musik in der Basilika des Klosters Knechtsteden - allen Mitwirkenden gebührt höchste Anerkennung für eine Gesamtleistung, die die Zuhörer in wahre Begeisterung versetzt hat.

Nennen wir doch zunächst all diese hervorragenden Künstler beim Namen: Veronika Winter und Viola Wiemker (Sopran), Lena Susanne Norin (Alt), Markus Schäfer (Tenor), Harry van der Kamp (Bass), die "Rheinische Kantorei" und "Das Kleine Konzert" unter Leitung von Hermann Max, ferner Patrik Metzger, Okarina Peter und Timo Dentler, die mit Hilfe der Kunstakademie Düsseldorf ein eindrucksvolles Filmszenario zu zwei der aufgeführten Werke kreiert und ausgeführt hatten.

Zunächst ging Johann Sebastian Bachs Magnificat, ein Werk aus purer Genialität, überzeugend über die Bühne, Solisten, Chor und Orchester - das klanglich vital auf alten, bzw. nachgebauten Instrumenten spielte - wurden den jeweils kurzen, in ihrer charakteristischen, mit reicher innerer Bildhaftigkeit ausgestatteten Teilen, auch den höchsten Ansprüchen voll gerecht. Der Chor gab sich diszipliniert und leidenschaftlich zugleich, die Solisten brachten Farbe ins Geschehen, mal anrührend gefühlvoll und milde, mal schwungvoll und hinreißend, so dass die herrliche Größe dieser Musik sich ganz und gar entfalten konnte.

Es ist ganz klar das Verdienst des Denkers und Lenkers Hermann Max, hochinteressante Werke von Bachs Söhnen und Enkeln der Vergessenheit entrissen zu haben. Alle folgenden Kompositionen des Abends gehören in diese Kategorie. Da ist als erstes die dramatische Kantate "Pygmalion" von Joh. Christoph Friedrich Bach (1732-1795) zu nennen, ein Werk von erstaunlicher Vitalität, das seinen wortreichen Stoff der antiken Mythologie entlehnt hat.

Der Bassist Harry van der Kamp gestaltete den Solopart wahrhaft dithyrambisch, sein gewaltiges Stimmpotenzial und seine mitreißende Deklamation verwandelten die Furcht der Zuhörer vor den endlosen Rezitativen in einen inneren Begeisterungsstrom. Die gleichzeitig auf eine große Leinwand projizierte szenische Darstellung der Entstehung einer übergroßen weiblichen Holzstatue in der Werkstatt eines Holzbildhauers ergänzte den Verlauf der Musik sinnvoll.

Wer kennt schon Wilhelm Friedrich Ernst Bach (1759-1845), den Sohn des oben erwähnten "Bückeburger Bachs" und somit Enkel des gewaltigen Johann Sebastian? Von ihm gab es gleich vier Titel zu hören: die Sinfonie in C-Dur, die "Kantate auf die Rückkunft des Königs", die Ballade "Columbus" und das ausgedehnte "Vater unser". Er ist ein erstaunlicher Meister der Töne, und der Zuhörer fragt sich, wie er so unbekannt bleiben konnte.

Die erfrischend originelle Sinfonie wurde hellwach und in allen Sätzen klar profiliert musiziert, entstaubte, gut geführte Musik, die sich im zweiten Satz gar an Klänge heranmachte, die später Igor Strawinski in seiner an Pergolesi angelehnte Pulcinella-Suite zur Vollendung brachte. Die "Kantate", auch "Westfalens Freude ihren vielgeliebten König Friedrich Wilhelm (II.) bei sich zu sehen" genannt, ließ Wilhelm, den "Mindener Bach" als einen wackeren Vertreter der Periode des "Sturm und Drang" erkennen.

Die schmeichelhafte Huldigung eines an sich wenig bekannten Königs gelang durch die hinreißende Musizierfreude des Ensembles vollendet. Wie schön ist es doch für den ausübenden Künstler, Neues vorzustellen, nie oder wenig Gehörtes quasi zum ersten Mal vorführen zu dürfen, all dies wurde in der Ballade "Columbus" oder "Die Entdeckung von Amerika" treffend und symbolträchtig in die Wirklichkeit umgesetzt. Franz-Josef Streuff

(NGZ)
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