Kontakt und Verständnis Anlaufstelle für Trauernde

Kontakt und Verständnis · Von Carsten Sommerfeld

Von Carsten Sommerfeld

Im neuen Café für Trauernde finden Angehörige von Verstorbenen andere Betroffene, Kontakt und Verständnis. Überhaupt widmet die Hospizbewegung Dormagen der Trauerbegleitung verstärkte Aufmerksamkeit. Ein Teil des Teams der Hospizbewegung, das jetzt die Besucher im "Café für Trauernde betreuen. Ute Kienle, Margret Freisburger, Carola Schnellen, Christel Mayer und Vorsitzende Ulla Hofmann haben eine spezielle Schulung zur Begleitung von Trauernden absolviert.

Am Sonntag macht sich die große Leere besonders bemerkbar. "Viele Trauernde wissen gerade sonntags nicht, was sie nach dem Verlust eines engen Angehörigen unternehmen sollen", weiß Ulla Hofmann, Vorsitzende der Hospizbewegung Dormagen. Ganz bewusst sind die Termine für das neue Café für Trauernde der Hospizbewegung auf den Sonntag gelegt worden. Die Erfahrung nach der Premiere bestätigt dem engagierten Team, dass es auf dem richtigen Weg ist.

Kaffee und Kuchen stehen auf dem Tisch in dem Raum an der Knechtstedener Straße, in der unter anderem das Hospiz-Büro untergebracht ist. Nebenmehreren Hospiz-Mitarbeiterinnen sitzen neun Frauen und ein älterer Mann in größerer Runde oder zu zweit an kleinen Tischen - ein gemütliche Atmosphäre mit traurigem Anlass: Alle Besucher haben Leid zu tragen, müssen den Tod eines nahen Angehörigen überwinden.

"Zunächst drehten sich die Gespräche um Alltägliches wie Kuchenbacken, doch erstaunlich rasch kamen einige Besucher auf ihre Trauer zu sprechen", schildert Ulla Hofmann, die sich über die große Resonanz gleich beim ersten Mal freut.

Im Café für Trauernde finden Besucher andere Betroffene, Verständnis für ihre eigene Situation. "Einige Monate nach dem Tod eines Angehörigen meinen Verwandte oder Bekannte eines Hinterbliebenen häufig, ,jetzt ist es aber genug', jetzt müsse der Trauernde wieder ins normale Leben zurückkehren", schildert Ute Kienle, Sterbe- und Trauerbegleiterin bei der Hospizbewegung. Doch Trauerbewältigung vollzieht sich eben nicht nach festem Fahrplan, braucht zuweilen Jahre.

Depressionen sind zu bewältigen, zuweilen Wut, weil man sich zurückgelassen fühlt, oder Schuldgefühle, sich nicht genug um den anderen gekümmert zu haben."Wichtig ist, dass Trauernde jemanden haben, der ihnen zuhört. Viele haben das Bedürfnis, ihre Geschichte immer wieder zu erzählen. Und das geht besser gegenüber einem Fremden, etwa uns von der Hospizbewegung oder anderen Betroffenen", meint Ulla Hofmann.

Vor zwölf Jahren wurde die Hospizbewegung Dormagen ins Lebengerufen. "Anfangs haben wir uns auf die Sterbebegleitung konzentriert, doch dann erkannten wir, dass auch die Begleitung der Trauenden eine sehr wichtige Aufgabe ist." Seit sieben Jahren bietet die Hospizbewegung neben den Einzelgesprächen pro Jahr eine Gruppe für Trauernde an. "Doch wir wollten zusätzlich auch ein niederschwelligeres Angebot.

Viele Trauernde trauen sich nicht, zu uns kommen, kapseln sich von ihrer Umwelt ab", so Ulla Hofmann weiter. Das Café für Trauernde sei eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, ohne unbedingt über seine Trauer sprechen zu müssen. "Mancher Trauernder sucht auch einfach andere Betroffene, um mit ihnen in der Freizeit gemeinsam etwas zu unternehmen."

Auch neben dem neuen Café für Trauernde engagiert sich die Hospizbewegung verstärkt in der Trauerbegleitung. "Einen Menschen bis zu seinem Tod zu begleiten, stellt hohe Anforderungen, aber auch, danach den Angehörigen zu begleiten", so die Erfahrung von Hildegard Lange. Wie Ulla Hofmann und Hospiz-Koordinatorin Christine Irgang-Bell hat sie sie die - noch neue - Schulung zur Trauerbegleiterin absolviert.

Nun lief zum ersten Mal ein solcher Kursus mit 72 Unterrichtsstunden in Dormagen. Zwölf weitere ehrenamtliche Mitarbeiter der Hospizbewegung Dormagen haben nun diese Befähigung, lernten Trauerphasen und Rituale kennen und erfuhren, wie wichtig der Respekt vor dem individuellen Trauerprozess ist.

INFO: Die Öffnungszeiten Das Café für Trauernde an der Knechtstedener Straße 32 öffnet jeden ersten Sonntag im Montag von 16 bis 18 Uhrt. Die nächsten Termine sind am 7. August, 4. September und am 2. Oktober. Das Büro der Hospizbewegung Dormagen ist montags bis freitags von 9 bis 10.30 Uhr unter 0 21 33 / 47 86 61 zu erreichen.

(NGZ)
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