Dormagen Amt als Vormund von jungen Flüchtlingen

Dormagen · Von den knapp 970 Flüchtlingen, die zurzeit in Dormagen leben, sind 27 unbegleitete Minderjährige, um die sich das städtische Jugendamt kümmert. Einige leben in einer Gruppe, die vom Diakonischen Werk betreut wird.

Einige der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die nun in der Stadtbibliothek mit den Journalisten Chris Stoffels (r.) und Regina Laska über ihr Schicksal, ihre Flucht und ihre Hoffnungen sprachen.

Einige der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die nun in der Stadtbibliothek mit den Journalisten Chris Stoffels (r.) und Regina Laska über ihr Schicksal, ihre Flucht und ihre Hoffnungen sprachen.

Foto: Georg Salzburg

Wie um jedes Dormagener Kind, das ohne Eltern und andere nahe Verwandte dasteht, kümmert sich das städtische Jugendamt zurzeit um 27 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. "Die meisten sind 16 oder 17 Jahre alt, jetzt sind auch 14- und 15-Jährige hier angekommen", erklärt Ina Oberlack, Verantwortliche der "Erzieherischen Hilfen" beim Jugendamt. Seit 1. November werden sie Dormagen als Asylbewerber zugewiesen, bisher handelt es sich dabei ausschließlich um Jungen, die sich zumeist aus Syrien, Afghanistan, Iran und dem Irak allein auf den Weg nach Deutschland gemacht haben.

Untergebracht sind sie in Jugendhilfeeinrichtungen: Neben dem Raphaelshaus ist eine Unterkunft für mehr als die Hälfte von ihnen an der Kölner Straße gefunden worden, wo sie vom Diakonischen Werk pädagogisch betreut werden. Unterstützt von Dolmetschern wird geklärt, welchen Bildungsstand sie haben und welche Schulform für sie in Frage kommt.

Gemeinsam mit Ralf Ooster, der für gesetzliche Vertretungen und Vormundschaften zuständig ist, berichtet Ina Oberlack von den Schicksalen der zum Teil stark traumatisierten Jugendlichen, die zu Herzen gehen. "Ein 15 Jahre alter Syrer hat seine Eltern im zerbombten Haus in Aleppo zurückgelassen, da sie ihn in Sicherheit bringen wollten", erzählt Ooster. Ein 16 Jahre alter Pakistani erlebte eine große Flut, vor der er sich aufs Schuldach retten konnte - "als er nach Hause kam, war es von den Wassermassen weggerissen und von seinen Eltern fehlte jede Spur. Bis heute", erzählt Ooster, sei er mehr als ein Jahr unterwegs gewesen - "und immer noch hofft er, seine Eltern einmal wieder zu sehen."

Trotz der für sie eher unbekannten Kultur zeigen sich die jungen Flüchtlinge "besonders lernwillig und interessiert, viele träumen davon, zu studieren oder in einer Autowerkstatt zu arbeiten", sagt Ina Oberlack. Durch die Begleitung durch die Diakonie werde den jungen Menschen auch die Gesellschaft erklärt, sie erhalten Sicherheit und einen strukturierten Tagesablauf.

Einige von ihnen berichteten bei einem sehr gut besuchten Gesprächsabend in der Stadtbibliothek, der von den beiden in der Flüchtlingshilfe engagierten Journalisten Chris Stoffels und Regina Laske organisiert und moderiert wurde, beeindruckend über ihre Flucht vor Terror, Krieg und Hoffnungslosigkeit und ihren Start in ein neues Leben mit all seinen Schwierigkeiten.

Sie schilderten ihre Nöte und Hoffnungen - und bedankten sich alle für die freundliche Aufnahme: "In Dormagen sind die Menschen alle sehr nett und freundlich, da fühle ich mich nicht wie in der Fremde, sondern zu Hause", erzählte eine Syrerin. Deutschland war ihnen meistens durch die Schule, Medien und Fußball als ein "gutes, freies und friedliches Land" bekannt. Die emotionalen Äußerungen über ihr Leben übersetzte eine 14 Jahre alte Irakerin ganz hervorragend.

(NGZ)
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