Dormagen Als Sammy Dormagen in Atem hielt

Dormagen · In den heißen Julitagen des Jahres 1994 hielt der "Killer-Kaiman" Sammy ganz Deutschland in Atem. Carsten Gösch, heute DLRG-Vorsitzender, war damals Wachleiter. In der NGZ erinnert er sich an die dramatischen Tage und Szenen – die sich derzeit ähnlich an der Ruhr abspielen.

 Gestatten, Sammy!

Gestatten, Sammy!

Foto: NGZ

In den heißen Julitagen des Jahres 1994 hielt der "Killer-Kaiman" Sammy ganz Deutschland in Atem. Carsten Gösch, heute DLRG-Vorsitzender, war damals Wachleiter. In der NGZ erinnert er sich an die dramatischen Tage und Szenen — die sich derzeit ähnlich an der Ruhr abspielen.

 An Sammy, dem Brillenkaiman, kam 1994 keine Zeitung vorbei. Auch die NGZ berichtete über das entflohene Reptil.

An Sammy, dem Brillenkaiman, kam 1994 keine Zeitung vorbei. Auch die NGZ berichtete über das entflohene Reptil.

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Ein heißer Julitag im Sommer 1994: An einer Hundeleine will Jörg Zars seinem Brillenkaiman eine kurze Abkühlung im Straberger See gönnen. Als der arbeitslose Elektriker die Leine einholt, ist das 80 Zentimeter große Reptil verschwunden. Sammy, der "Killer-Kaiman von Loch Neuss", bestimmte im damaligen Sommerloch die Schlagzeilen — sogar Ulrich Wickert berichtet in der Tagesschau über die dramatische Suche.

 Ein Taucher entdeckte das Tier schließlich.

Ein Taucher entdeckte das Tier schließlich.

Foto: NGZ

Einer der ersten, die von dem ausgebüchsten Tier erfahren, ist damals Carsten Gösch, heute Vorsitzender der DLRG, damals Wachleiter. "Ich war 18 Jahre alt, als wir an jenem Sonntag den Anruf von dem Besitzer erhielten", erinnert sich Gösch. Es dauert nicht lang, bis nach Rücksprache mit der Polizei ein Hubschrauber über dem Straberger See seine Kreise zieht. Per Lautsprecherdurchsage werden die Besucher aufgefordert, das Wasser zu verlassen. Zum Schlafen kommt Carsten Gösch damals kaum. "Wir haben Tag und Nacht durchgemacht", im Wechsel sei immer einer nach Hause gefahren um zu schlafen. Besonders nachts wurde die Suche vorangetrieben. Das Argument: Aufgrund seiner reflektierenden Augen könne das Tier besser entdeckt werden.

Ähnliche Szenen spielen sich derzeit an der Ruhr ab. Fünf Kinder und Jugendliche aus Bochum wollen zwei 1.80 Meter große Echsen gesehen haben. Auf einer Ruhrinsel habe eines der Tiere gelegen, ein weiteres sei auf die Badenden zugeschwommen, die daraufhin sofort die Ruhr verlassen hätten. Was Carsten Gösch der Einsatzleitung empfehlen kann? "Ich habe gelernt wie wichtig es ist, fachkundiges Personal zu benachrichtigen", sagt der DLRG-Chef. Viele selbst ernannte Experten hätten sich damals an der Diskussion beteiligt.

Björn Born ist ein solcher Experte. Er ist Angestellter des Krokodil-Zoos im hessischen Friedberg, wo Sammy heute lebt. "Sammy ist im Moment etwas knatschig, aber fit", sagt Björn Born. "Ich musste ihn eben mal aus dem Becken holen." Der Kaiman ist inzwischen 1,50 Meter groß — und hat noch eine Menge Lebenszeit vor sich: "70 bis 75 Jahre werden die Tiere", sagt Björn Born.

Ob die Krokodile, die die Kinder angeblich in der Ruhr gesehen haben, gefährlich seien? "Kommt drauf an", sagt Born, "es gibt 23 Arten." Gegen einen Mississippi-Alligator zieht man schnell den Kürzeren, ein anderes Krokodil kann treudoof und ungefährlich sein. Dass in der Ruhr wirklich Krokodile schwimmen, bezweifelt Born. "Ich glaube nicht, dass die Kiddies genug Zeit gehabt hätten an Land zu schwimmen", sagt er.

Übrigens: Den Kaiman Sammy hat nach einer aufregenden Woche damals ein DLRG-Taucher aus dem Wasser gefischt: halb erfroren, verängstigt und hungrig. 80 Zentimeter Echsen-Elend.

(NGZ)
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