Dormagen Als Azubi bei den Erfindern im Chempark

Dormagen · Kevin Faltin ist bei Lanxess Auszubildender im zweiten Lehrjahr und arbeitet bereits an der Entwicklung neuer Kunststoffe mit. Schon jetzt ist der angehende Verfahrensmechaniker ein Experte für Kunststoffe und Kautschuk.

 Kevin Faltin bei der Arbeit im Technikum von Lanxess. Der 20-Jährige unterstützt dort die Entwicklung neuer Kunststoffe. Diese werden später zum Beispiel in Autos verbaut.

Kevin Faltin bei der Arbeit im Technikum von Lanxess. Der 20-Jährige unterstützt dort die Entwicklung neuer Kunststoffe. Diese werden später zum Beispiel in Autos verbaut.

Foto: Hans Jazyk

Seine Freizeit verbringt Kevin Faltin gerne mit Kochen. Und auch sein Beruf bei Lanxess im Dormagener Chempark hat einige Parallelen zu der kreativen Arbeit in der Küche. Als Auszubildender zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik hat der 20-Jährige täglich mit dem Mischen von Zutaten zu tun und ist mitverantwortlich für ein gutes Ergebnis.

Faltin arbeitet im Technikum von Lanxess — dem Ort, an dem neue Kunststoffzusammensetzungen erstmals hergestellt und auf ihre Eigenschaften geprüft werden. 3000 neue Rezepturen werden dort jedes Jahr produziert und getestet. Ein Ziel dabei ist, dass Kunden leichtere und gleichzeitig belastbarere Teile aus dem neuen Material herstellen können.

Kevin Faltin setzt bei seiner Arbeit das um, was sich Chemiker und Ingenieure ausgedacht haben. Im Lanxess-Technikum werden nicht nur neue Granulat-Zusammensetzungen hergestellt — aus ihnen werden auch gleich Kunststoffteile produziert. Eigentlich geschieht dieser Prozess erst beim Kunden. Doch um vorab sicherstellen zu können, dass das Material den hohen Anforderungen zum Beispiel an Steifigkeit, Festigkeit und Verarbeitbarkeit gerecht wird, wird es bereits im Technikum überprüft.

"Es ist spannend, ein fertiges Teil zu sehen, das man gerade auf der Grundlage einer neuen Rezeptur zum ersten Mal hergestellt hat", sagt Kevin Faltin. Die Maschinen in dem Forschungszentrum und die dort hergestellten Mengen sind jedoch um ein vielfaches kleiner als in einer großen Fabrik. Auch schafft es am Ende nur ein Teil der rund 3000 Kunststoff-Rezepturen bis zur Marktreife.

Die hohen Anforderungen ergeben sich aus dem Einsatzgebiet des Materials: Zu einem großen Teil finden sich die Entwicklungen des Technikums später in neuen Automodellen wieder. Hersteller setzen die Kunststoffe ein, um — wo möglich — schwere Metallteile durch das leichtere Material zu ersetzen und so Gewicht zu sparen. Eine Faustregel besagt, dass 100 Kilogramm Gewichtseinsparungen beim Autobau einem geringeren Verbrauch von 0,5 Litern auf 100 Kilometer entsprechen. So trägt Kevin Faltin mit seiner Arbeit dazu bei, dass Autofahrer Geld sparen und gleichzeitig die Umwelt weniger mit CO2 belastet wird. Viele Teile sind unter den Motorhauben der Fahrzeuge verborgen. Schon häufiger hat der Auszubildende darunter Blicke geworfen — und dabei Teile entdeckt, die im Technikum mit entwickelt wurden. "Das macht mich stolz", sagt der Kölner.

Kevin Faltin ist im zweiten Lehrjahr und somit einer von derzeit 471 Auszubildenden im Dormagener Chempark. Dass er nach der Fachoberschulreife an der Heinrich-Böll-Gesamtschule Köln-Chorweiler einmal eine Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik machen würde, hatte er zunächst nicht geplant. Denn eigentlich wollte er Industriemechaniker werden. Zufällig machte er in seinem Berufsvorbereitungsjahr ein Praktikum im Technikum. Die Eindrücke haben ihn begeistert.

Die Folge: Wenn Kevin Faltin in einem Jahr mit der Ausbildung fertig ist, will der Worringer womöglich noch eine Weiterbildung zum Techniker an der Abendschule absolvieren.

(NGZ)
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