Bei Schiffskollision Leichtbenzin ausgelaufen Alkohol am Ruder führte fast zur Katastrophe

Bei Schiffskollision Leichtbenzin ausgelaufen · Von Chris Stoffels

Von Chris Stoffels

Schweres Tankerunglück auf dem Rhein in Höhe Piwipp: Der stromabwärts fahrende Koppelverband "Express 7" und das Tankmotorschiff "Amaldi", beide unter niederländischer Flagge, stießen zusammen. Bei der "Amaldi" entstand ein Leck, aus dem mehrere tausend Liter Leichtbenzin ausliefen - akute Explosionsgefahr. Die mutmaßliche Ursache: Der Führer des Schubverbandes stand offensichtlich unter starkem Alkoholeinfluss.

Es ist Montag, 19.30 Uhr. Der Rhein an der ehemaligen Orderstation und dem heutigen Restaurant Piwipp fließt schwer und scheinbar träge. Doch die gerade gebannte Hochwassergefahr macht ihn zum reißenden Strom. Plötzlich ein dumpfer Knall und das kreischende Geräusch, wenn zwei Stahlkolosse gegeneinander reiben. Schnell wird klar: Zwei Schiffe auf dem Rhein sind in Höhe Stromkilometer 712,2 kollidiert. Wenige Minuten später geht der entsprechende Alarmruf der Revierwache "Wiking" der Wasserschutzpolizei bei der Wache der Dormagener Feuerwehr an der Kieler Straße ein.

Mit elf Einsatzfahrzeugen und 38 Männer Besatzung rast die Feuerwehr, unterstützt von DLRG, Richtung Rhein. Zunächst ist nicht klar, wo sich das Unfallschiff genau befindet. Dann entdeckt die Besatzung des Mehrzweckbootes "Stadt Zons" das leckgeschlagene Tank-Motorschiff "Amaldi". Der Kapitän hat sein mit 1.050 Tonnen Leichtbenzin beladenes Schiff auf Grund gesetzt. Der Havarist ist auf der Steuerbordseite schwer beschädigt. Aus einem etwa 20 Zentimeter großen Riss knapp unterhalb der Wasserlinie strömt Leichtbenzin aus.

Die Menge beziffern der Dormagener Feuerwehr-Chef Dr. Thomas Skrzek und der Sprecher der Wasserschutzpolizei in Duisburg, Ramon van der Maat, gegenüber der NGZ auf zwölf Tonnen. Der Hergang der Havarie ist schnell ermittelt: Der flussabwärts fahrende Koppelverband "Express 7" hatte die "Amaldi" gerammt. Der Führer des Schubverbandes hatte die Fahrt in Richtung Düsseldorf fortgesetzt, ohne sich um den Unfall zu kümmern. Kurz vor Düsseldorf geht das Boot der Wasserschutzpolizei Düsseldorf längsseit, fordert den Kapitän auf, den Hafen Reisholz anzulaufen.

Den Wasserschutzpolizei-Beamten wird schnell die wahrscheinliche Unfallursache klar. "Der Schiffsführer war sturzbetrunken", so ein Beamter gegenüber der NGZ. Die ersten Maßnahmen: Atem- und Blutprobe. Dank der schnellen und konzentrierten Reaktion der Besatzung der "Amaldi" kann eine Katastrophe vermieden werden. Dr. Skrzek: "Es bestand zunächst akute Explosionsgefahr."

Beschädigt ist Tank II des Schiffes; geistesgegenwärtig pumpt die Besatzung das Leichtbenzin mit den schiffseigenen Geräten in andere der insgesamt zehn Tanks um, bis kein Benzin mehr aus dem Leck strömt. Gleichzeitig gewährleisten das Bayer-Löschboot sowie die Feuerwehrboote aus Neuss und Düsseldorf den Brandschutz. Dr. Skrzek versichert, dass auf Dormagener Seite keine Benzinlachen schwimmen und in der Luft nur ein schwacher Benzingeruch wahrnehmbar ist. Eine Gefahr für die Bevölkerung soll nicht bestanden haben.

Zwei Stunden nach der Havarie kann die "Amaldi" aus eigener Kraft einen sicheren Liegeplatz unterhalb der Bayer-Verladebrücken ansteuern. Der Schiffsverkehr wird um 22.30 Uhr wieder frei gegeben. Dann gibt es auch für die Feuerwehren Entwarnung. Verletzt wird bei dem Unglück niemand. Der Sachschaden kann noch nicht beziffert werden, liegt aber nach Angaben von van der Maat "im fünfstelligen Bereich".

Neben der Beseitigung des Lecks werden sicherlich die Ausfallzeiten für das Schiff in Rechnung gestellt werden. Die Ermittlungen gegen den Schiffsführer der "Express 7" dauern noch an. Alkohol am Ruder ist nach Angaben des Sprechers der Wasserschutzpolizei generell "kein großes Thema" auf dem Rhein. So wurden im gesamten Jahr 2000 nur 21 Blutproben angeordnet. Die "Express 7" setzte am Dienstag ihre Fahrt fort.

(NGZ)
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