Dormagen Abwasser ist noch zu teuer

Dormagen · Schon bald wird in Dormagen über die Abwassergebühren beraten. Die sind traditionell günstig. Dennoch mahnt der Steuerzahlerbund: Die Niederschlagswassergebühr sei zu hoch. Das schade dem Wirtschaftsstandort.

 Die Kläranlage in Rheinfeld mit dem Klärbecken, in dem de Klärschlamm aufbereitet wird.

Die Kläranlage in Rheinfeld mit dem Klärbecken, in dem de Klärschlamm aufbereitet wird.

Foto: Stadt Dormagen

Die jährliche Veröffentlichung der Abwassergebühren gehört zu den angenehmeren Aufgaben der Verwaltung. Im Kreisvergleich steht die Stadt stets gut da: 2012 wurde eine Dormagener Musterfamilie (siehe Infokasten) trotz einer Erhöhung um 4,4 Prozent mit "nur" 537,60 Euro belastet. Lediglich Kaarst (478,30 Euro) und Meerbusch (530,80) waren günstiger.

Während sich die Stadtvertreter bei der Herausgabe der Zahlen immer ein wenig stolz auf die Brust klopfen, sieht Harald Schledorn, Referent für kommunale Abgaben beim Bund der Steuerzahler NRW, keinen Grund für Jubel. "Dormagen ist deutlich unter dem Landesdurchschnitt und das ist sehr löblich, doch es gibt ein Problem: die Niederschlagswassergebühr."

Die Abwassergebühr ist nämlich in eine Schmutzwasser und eine Niederschlagswassergebühr gesplittet. Während die Schmutzwassergebühr in Dormagen bei 1,96 Euro pro Kubikmeter und damit gut unter dem Landesschnitt liegt, ist die Niederschlagswassergebühr mit 1,12 Euro pro Quadratmeter versiegelter Fläche hoch. Schledorn: "Sie liegt in Kaarst bei 71 Cent, im NRW-Schnitt bei 79 Cent."

Dort sei die Forderung des Steuerzahlerbunds an Rat und Verwaltung, Wege zu finden, diese Gebühr zu senken. "Insbesondere für Gewerbetreibende mit großen überbauten Flächen ist die Niederschlagswassergebühr ein Problem", sagt der Gebührenexperte — und damit erst recht für einen Wirtschaftsstandort, der von flächenintensiven Logistikunternehmen geprägt ist.

Zu hoch sei außerdem der nominale Mischzinssatz von sechs Prozent auf Kanäle und Anlagen. Er könnte insbesondere während der derzeitigen Niedrigzinsphase um ein oder zwei Prozentpunkte niedriger sein.

Steigen wird die Abwassergebühr vermutlich auch 2013. Gottfried Koch, Leiter der Technischen Betriebe: "Ich rechne damit, dass die Niederschlagswassergebühr gleich bleibt und die Schmutzwassergebühr gering angehoben wird." Ein Grund: "Die Bürger sparen heute viel mehr Wasser als früher." Wasch- und Spülmaschinen hätten einen geringeren Verbrauch. Die fixen Kosten für die Abwasserableitung werden durch den Verbrauch des Frischwassers geteilt, um die Gebühren zu ermitteln. Es klingt ein wenig paradox, aber: Sinkt der Frischwasserverbrauch, steigen die Gebühren für jeden einzelnen.

Im landesweiten Vergleich gibt es indes Unterschiede. Die Bürger in Waldbröhl zahlen 2012 mit 1234,20 Euro die höchsten Abwassergebühren; die Bürger in Reken im Kreis Borken kommen mit 246,50 am günstigsten weg. Die neuen Gebühren für Dormagen sollen Anfang November ausgerechnet werden. Der Rat muss dann am Ende des Jahres abstimmen.

(NGZ/ac)
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