Dormagen Absturz der Airbusteile aus 2007 geklärt

Dormagen · Ein Wartungsfehler ist wohl die Ursache dafür, dass im Oktober 2007 Flugzeugteile auf Stürzelberg hinabstürzten.

 Die Dormagener Polizei sicherte damals die herabgestürzten Flugzeugteile und brachte sie zur Hauptwache nach Dormagen.

Die Dormagener Polizei sicherte damals die herabgestürzten Flugzeugteile und brachte sie zur Hauptwache nach Dormagen.

Foto: Archiv Wiebold TV news

Johannes Berkau entging am 4. Oktober 2007 nur knapp einer Katastrophe. Wenige Meter von dem inzwischen 85-Jährigen entfernt schlug ein etwa einen Quadratmeter großes Metallteil auf die Stürzelberger Oberstraße auf. Es war ein Stück einer Triebwerksverkleidung eines Airbus A330. Über fünf Jahre später legte die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) jetzt ihren Bericht vor. Verriegelungen der Triebwerksverkleidung waren demnach vor dem Start des Airbus nicht korrekt verschlossen worden und hatten sich in 800 bis 1000 Metern Höhe gelöst. Verletzte gab es damals nicht. Der Airbus wurde stark beschädigt und musste in Düsseldorf notlanden.

Auf der Oberstraße selbst, auf benachbarten Häuserdächern, in Gärten und im Grind sicherte die Polizei damals Teile der Triebwerksverkleidung, der sogenannten Cowling. Die BFU kommt zu dem Schluss, dass zwei Hälften der Cowling während des Fluges abgebrochen waren. Während es in Stürzelberg nur zu kleineren Schäden an Dächern und Gartenmobiliar kam, wurde der betroffene Airbus schwer beschädigt. Unter anderem trat aus zwei Löchern Kraftstoff aus, Hydraulikleitungen wurden beschädigt, ebenso wie zwei Scheiben der Passagierfenster.

Ein LTU-Sprecher hatte damals erklärt: "Eine Gefahr für die Passagiere bestand nicht." Im Bericht der BFU heißt es dazu: "Der austretende Kraftstoff stellte im Flug keine unmittelbare Brandgefahr dar, da sich hinter den Austrittsstellen keine Zündquelle befand. Am Boden hätte der Kraftstoff mit den heißen Bremsen des Hauptfahrwerkes in Kontakt kommen können, die eine Zündquelle darstellen könnten." Die Kabinenbesatzung hatte die fehlenden Teile der Triebwerksverkleidung nach einem Knall im Flugzeug bemerkt, nachdem sie Türen und Luken prüfte. Der Pilot wurde informiert und entschied, das Flugzeug, das sich mit 114 Passagieren an Bord auf dem Weg nach Thessaloniki befand, notzulanden.

Die Schäden an der Hydraulik werden von der BFU ebenfalls eingeordnet: "Eine vollständige Zerstörung der Leitungen hätte zum Ausfall des blauen Systems geführt." Unfalluntersucher Jens Friedemann von der BFU erklärt, dass Verkehrsflugzeuge über diverse Systeme und Geräte gleich mehrfach verfügen. "Fällt ein System aus, ist ein weiteres vorhanden", verdeutlicht er. Auch im Falle von Flug LT 230 war ein sicherer Flug nach Ausfall des "blauen Systems" möglich.

Vor dem Start in Düsseldorf war der Airbus gewartet worden. Der Bericht der BFU lässt den Schluss zu, dass bei diesen Arbeiten übersehen wurde, die Cowling ordnungsgemäß zu verschließen. Ein LTU-Sprecher hatte Fehler bei der Wartung damals jedoch zurückgewiesen: "Die Ursache liegt auf jeden Fall woanders", äußerte er sich.

"Ich habe viel Glück gehabt. Das hätte wirklich schief gehen können", blickt Johannes Berkau auf den 4. Oktober 2007 zurück. Der damals 81-Jährige war im Garten, als er plötzlich einen doppelten Knall hörte. "Damals dachte ich, ein Jäger hätte zwei Schüsse abgegeben, bevor ich das Metallteil auf der Straße fand", erinnert er sich. Der Unfall machte weltweit Schlagzeilen. "Einen Monat nach dem Vorfall erhielt ich einen Brief eines Freundes aus Florida. Er fragte, ob ich noch leben würde", sagt Berkau. Der Amerikaner hatte in seiner Lokalzeitung von den Flugzeugteilen gelesen.

(NGZ/ac)
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