Serie Die Ferienmacher Abheben und den Alltag vergessen

Dormagen · Hoch hinaus geht's für die Gleitschirmflieger am "Vockrather Acker": In bis zu 700 Metern Höhe ziehen sie ihre Kreise.

Der Wind hält den Gleitschirm stramm, in luftiger Höhe lassen ab und an kleine Böen die Leinen surren. Franz Josef Söll hat alles fest im Griff. Gekonnt lenkt er den Schirm butterweich durch die Luft und zieht seine Runden über dem "Vockrather Acker". Das Freiheitsgefühl ist es, das ihn immer wieder in den Himmel zieht. "Oben kann ich den Alltag vergessen", sagt der Gleitschirmflieger (52).

Seit drei Jahren geht Franz Josef Söll bei gutem Wetter auf der Fläche zwischen Kapellen und Holzheim an den Start und lässt sich von einer Seilwinde in die Höhe ziehen. "Wenn ich es ganz ausreize und die Thermik sowie das Wetter stimmen, kann ich bis zu einer Stunde lang oben bleiben", sagt der Vorsitzende des Vereins "Sky Team Neuss". Seit zehn Jahren gibt es diesen Flugverein, inzwischen zählt er rund 130 Mitglieder - Tendenz steigend.

Normalerweise dauert ein Gleitschirm-Flug etwa 15 Minuten. Zeit, in der die Piloten beziehungsweise der "Gast" bei einem Tandem-Flug eine atemberaubende Aussicht genießen können. "Bei gutem Wetter kann man sogar die Spitzen des Kölner Doms am Horizont erkennen", erzählt Franz Josef Söll. Doch ein Gleitschirmflug ermöglicht darüber hinaus auch einzigartige Blicke auf die Grevenbroicher Kohlekraftwerke oder auf die Insel Hombroich.

Alles steht und fällt jedoch mit dem Wetter. Nicht immer können die Piloten starten. Es darf keinen Niederschlag geben, nicht gewittern. Die Wetteraussichten müssen stabil bleiben. Und schließlich muss auch der Wind richtig stehen. "Am besten ist es, wenn er aus Südwest oder Nordost kommt", sagt der 52-Jährige. Stärker als 20 Kilometer pro Stunde darf der Wind allerdings nicht wehen. "Alles darüber hinaus wäre zu gefährlich. Wer bei Sturm abhebt, riskiert einen Kontrollverlust über seinen Schirm."

Durchschnittlich gleitet der Pilot mit 36 Kilometern pro Stunde durch die Luft. Und das auf einer Höhe von bis zu 700 Metern. "Höher geht's nicht, denn dort beginnt der gesperrte Luftraum des Flughafens Düsseldorf", erklärt Söll. Festgestellt wird die Höhe mit Hilfe eines speziellen Messinstruments.

Wie er am besten abhebt, welche Sicherheitsfaktoren zu beachten sind und wie Piloten eine sanfte Landung hinlegen - all das hat Franz Josef Söll vor drei Jahren selbst gelernt. Heute nutzt der Maschinenbauer jeden freien Tag, um auf dem "Vockrather Acker" nahe der Autobahn-Anschlussstelle Kapellen an den Start zu gehen. Der Flugplatz für Gleitschirmflieger ist in der Region einzigartig, weil kein anderer Verein über eine rund 1,2 Kilometer lange Schleppstrecke mit Seilwinde verfügt.

Pächter des Areals ist allerdings nicht nur das "Sky Team", sondern auch die Flugschule "Flatland-Paragliding", die dort Piloten in der Praxis ausbildet. "60 Flüge gehören zur Ausbildung", erinnert sich der Aachener. Die Kosten für Ausbildung und Ausrüstung liegen im vierstelligen Bereich.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort