Knechtstedener Bilanz 2800 Besucher beim Festival Alte Musik

Knechtsteden · Krönender Abschluss des 28. Barockmusik-Festivals in Knechtsteden mit dem Oratorium „Paulus“. 2020 heißt das Motto „Wahnsinn!“

 Das Festival Alte Musik zog erneut Hunderte von Besuchern in die Basilika und andere Spielorte. Der Künstlerische Leiter Hermann Max dirigierte Eröffnungs- und Abschlusskonzert, wie auch schon 2018.

Das Festival Alte Musik zog erneut Hunderte von Besuchern in die Basilika und andere Spielorte. Der Künstlerische Leiter Hermann Max dirigierte Eröffnungs- und Abschlusskonzert, wie auch schon 2018.

Foto: Thomas Kost

Den beiden Visionären Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy war die 28. Auflage des Festivals Alte Musik Knechtsteden gewidmet. Bachs h-Moll-Messe hatte das zehntägige Festival eröffnet, mit der glanzvollen Aufführung des Mendelssohn-Oratoriums „Paulus“ wurde es beendet. Insgesamt kamen über 2800 begeisterte Gäste zu elf Konzerten in die Knechtstedener Basilika, das Kreismuseum Zons, die Dormagener Christuskirche und den Kulturhof Knechtsteden. Mit dem Friedrich-von-Spee-Saal und dem Altarraum der Basilika luden neue Spielstätten zur Entdeckung des Klostergeländes ein. Die Stadt Dormagen war Gastgeberin von rund 600 Übernachtungen im Rahmen des Festivals.

In keiner seiner Vokalkompositionen zeigt sich Mendelssohns Nähe zu Bach so deutlich wie bei „Paulus“: Die stilistische Abhängigkeit offenbart sich in der Anlage der Rezitative, in den großen, oft fugierten Chören und in der Einbindung bekannter Choräle. Bereits in der Ouvertüre wird der Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ zu mächtiger Klangfülle gesteigert. Bei der Bekehrung des Paulus kehrt der Choral bedeutungsvoll wieder und wird zum Hauptgedanken des Oratoriums.

Das Barockorchester „Das Kleine Konzert“ mit der Konzertmeisterin Ulla Bundies leistete in großer Besetzung mit Bläsern und Pauke bereits in der Ouvertüre großartige tadellose Musik, die zum wesentlichen Bestandteil der glanzvollen Aufführung wurde. Für sie hatte Intendant Hermann Max nicht seine „Rheinische Kantorei“ gewählt, sondern den mit 24 Frauenstimmen und 18 Männerstimmen deutlich größeren „Harvestehuder Kammerchor“ (Einstudierung: Edzard Burchards) aus der Hansestadt Hamburg. Der Chor hatte zunächst mit dem präzisen Dirigat von Max einige Mühe, steigerte sich aber vor allem in den leidenschaftlichen Volkschören und großen Chören – „Mache dich auf! Werde Licht!“ – zum mächtigen und glänzenden Partner.

Die Choräle gestaltete Max in bachscher Haltung mit dem Chor zu ergreifenden Wirkungen. Die Bibeltexte sind überwiegend dem Solosopran anvertraut. Veronika Winter blieb in der Textverständlichkeit einiges schuldig, überzeugte aber mit der herrlichen Sopranarie „Jerusalem, du tötest die Propheten“ Herausragend Markus Schäfer (Tenor) und Matthias Vieweg (Bass). Schäfers Dramatik war nicht zu überbieten, von fantastischer Größe der „Paulus“ von Vieweg. Patrick Cellnik (Bass) und Anne Bierwirth (Alt) aus dem Kammerchor ergänzten sehr ordentlich die Soli.

Zum Abschluss des Festivals dankte Martin Achtelik vom Vorstand der Festivalleitung dem Orden der Spiritaner besonders, dass er seit 27 Jahren die ehrwürdige Basilika mit dem Festival teilt. Dem schlossen sich Intendant Max und Geschäftsführer Michael Rathmann bei ihrem positiven Fazit an. Gemeinsam bedankten sie sich: „Unser Dank geht an die vielen langjährigen Besucher und an unsere neugierigen neuen Gäste, an die Musiker, an unsere Gastgeber, die Patres des Spiritaner-Ordens, die uns immer so großzügig in ihrer Basilika beherbergen, ebenso wie an all‘ die anderen Unterstützer, Sponsoren und unsere vielen engagierten ehrenamtlichen Helfer.“ Bereits beim Empfang zum Festivalstart hatte Marcel Mangen, Vorsitzender des Festival-Freundeskreis, den wichtigen Einsatz der Sponsoren und Stifter gewürdigt: „Ohne Sie geht es nicht!“ Landrat Hans-Jürgen Petrauschke nannte Intendant Max ebenfalls einen „Visionär“, auch Vize-Bürgermeister Michael Dries, der sich beeindruckt von der bewegenden Musik zeigte, dankte Hermann Max als „dem Mann, der unserer Stadt diese Marke des Festivals geschenkt hat. Jahr für Jahr werden die hohen Erwartungen übertroffen.“

Der WDR sendet Mitschnitte des „Clavierconcerts“ mit Kristian Bezuidenhout und Elina Albach am 6. November und die Aufzeichnung des „Paulus“ am 20. Oktober jeweils um 20.04 Uhr im Kulturradio WDR3. Der DLF wird den Mitschnitt des Motettenkonzerts „Jesu meine Freude“ und den mit dem Ensemble Tiburtina 2020 senden.

Schon jetzt laufen die Planungen für das kommende Jahr. Die nächste Festivalausgabe ist für den Zeitraum vom 18. bis 27. September 2020 geplant. Im Beethoven-Jahr 2020 wird das Festival zu den Gratulanten zählen. Das viel versprechende Motto lautet „Wahnsinn!“.

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