Dormagen 150 Kita-Kinder suchen Betreuungsplatz

Dormagen · Mit fast 2600 Betreuungsplätzen ist die Stadt in das neue Kindergartenjahr gestartet. Bei den über Dreijährigen meldet sie eine Vollversorgung, Engpässe gibt es bei U3. Die Stadt steuert mit Neubau- und Erweiterungsmaßnahmen gegen.

Der Navigator hat gute Arbeit geleistet. Das vor einigen Jahren auf der Homepage der Stadt eingerichtet Hilfsmittel, um Eltern die Suche nach einen Betreuungsplatz in einer Kindertagesstätte oder bei einer Tagesmutter zu erleichtern, ist so effektiv, dass mit dem Start des neuen Kitajahres die Beschwerdequote bei der Stadt gen null tendiert. 2577 Betreuungsplätze stehen aktuell für die Kinder unter und über drei Jahren zur Verfügung, darunter 230 Plätze in der Tagespflege. Der für den Bereich verantwortliche Erste Beigeordnete Robert Krumbein nennt die Zahl von „ungefähr 150“ Eltern, deren Bedarf nach einem U3-Platz nicht befriedigt werden konnte. Bei den Ü3-Plätzen gibt es eine Vollversorgung, alle Kinder haben einen Platz – wenn auch nicht unbedingt in der Wunsch-Kita um die Ecke.

Krumbein hält 150 für eine relative Größe. Zum einen: „In allen dringenden Fällen ist es uns gelungen, einen Platz bereitzustellen.“ Zum anderen: Nicht alle Eltern, die sich im Kita-Navigator eintragen, benötigen tatsächlich einen Betreuungsplatz, so die Erfahrung der Rathaus-Experten. Krumbein sagt: „Manche melden aus Sorge einen Bedarf an, ohne ihn nachher tatsächlich geltend zu machen.“ Beleg: Im vergangenen Jahr wurden 300 Eltern angeschrieben, lediglich ein Drittel von ihnen wollte dann tatsächlich einen Betreuungsplatz haben. Dennoch: Die Nachfrage ist groß, und die Stadt unternimmt einige Anstrengungen, um sich so aufzustellen, damit der Rechtsanspruch der Eltern auf einen Betreuungsplatz erfüllt werden kann, sobald das Kind das erste Lebensjahr vollendet hat. Immerhin: Von einer Klage ist die Stadt bislang verschont geblieben. Mussten die Kommunen vor wenigen Jahren eine Versorgungsquote von 25 Prozent bei den U3-Kindern nachweisen, so geht die Nachfrage heute Richtung 60 Prozent. Tendenz eher steigend.

Bereits in einem Jahr soll sich die Betreuungssituation weiter entspannen. Denn es wird gebaut und erweitert. Zum Beispiel in der Kita von St. Josef in Delhoven, wo bis Ende des Jahres 36 Plätze in zwei neuen Gruppen geschaffen werden. Zum Beispiel in der Kita St. Odilia in Gohr, wo eine weitere Gruppe (14 Plätze) bis spätestens Anfang 2019 angebaut sein soll. Zum Beispiel im heilpädagogischen Salvator-Kindergarten in Nievenheim. Dort wird die Stadt die vom Förderverein gebauten zwei neuen Gruppen (30 Plätze) übernehmen. Das soll Ende des Jahres der Fall sein. Damit stünden an diesem Standort sechs statt bislang vier Kitagruppen zur Verfügung. In allen Fällen geht es im Schwerpunkt um Plätze für unter Dreijährige. Wobei die Stadt grundsätzlich eine Altersmischung in den Kitas anstrebt, „von den Einjährigen bis zur Einschulung“, sagt Krumbein.

Zu den geplanten Maßnahmen gehört eine Kita an der Haberlandstraße mit sechs Gruppe, gleichbedeutend mit fast hundert Plätzen. Die soll „funktional“ ausgeschrieben werden, es sind zwei unterschiedliche Bau- und Betreibervarianten möglich. Wunsch wäre eine Inbetriebsnahme im August 2019. Das Evangelische Sozialwerk wird Träger einer viergruppigen Kita an der Pfauenstraße in Delhoven, die die Stadt gern im August kommenden Jahres fertig haben möchte. Dort stehen dann 70 neue Plätze zur Verfügung. Eine Veränderung gibt es am Krankenhaus Hackenbroich: Dort zieht sich der Betreiber einer Großtagespflege aus Gelsenkirchen zurück, die Stadt will dort eine Außengruppe der Kita Christoph-Hufeland-Straße etablieren.

Die Stadt hat auf ihrem Arbeitsprogramm eine Liste von Kitas, die in den nächsten Jahren komplett neu gebaut werden, ein Programm, dass im Jahr 2022 abgeschlossen sein soll. Für die Innenstadt wird noch ein Kooperationspartner für einen Kitaneubau gesucht, der die Kita Nettergasse ablösen könnte. Beschlossen ist der Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbads in Nievenheim. Auch im künftigen Baugebiet Malerviertel III ist ein Neubau vorgesehen, ebenso hat die Stadt Rheinfeld im Blick, wo im Rahmen der Siedlungserweiterung auf dem Areal der Regenbogenschule eine neue, eigenständige Kita gebaut werden könnte. Das größte Projekt ist der Lernort Horrem mit vier neuen Kitagruppen – Fertigstellung: 2021.

Das alles kostet Geld und belastet den städtischen Haushalt, weil, so sagt Krumbein, laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung die Kommunen inzwischen 40 Prozent der Kitakosten tragen. Im Dormagener Haushalt wurden im vergangenen Jahr 10,3 Millionen Euro veranschlagt, im laufenden Jahr sind es knapp zwölf Millionen Euro. Für den Doppelhaushalt 2019/20 geht Krumbein von einer jährlichen Steigerung von einer Million Euro aus.

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