Unsere Woche Caritas-Umzug – keine gute Nachricht für Dinslaken

Warum der Umzug der Caritas-Zentrale nach Friedrichsfeld zwar ein recht normaler Vorgang ist, und warum die Entscheidung des Wohlfahrtsverbands dennoch eine schlechte Nachricht für Dinslaken bedeutet.

Die Caritas-Verwaltung an der Duisburger Straße in Dinslaken platzt aus allen Nähten. Der Verband braucht mehr Platz. Den hat er in Friedrichsfeld auf dem Gelände der alten Parkschule gefunden. Er zieht dort hin. Das ist ein völlig normaler Vorgang, zumal die alte Residenz des Caritasverbands Dinslaken, seit dieser auch den Weseler übernommen hat, ganz am äußersten Rand des Gebiets liegt, das er zu betreuen hat. Es gibt also einen nachvollziehbaren Grund für den Ortswechsel an einen für den Gesamtverband deutlich zentraleren Standort. So weit, so einsichtig.

Schade ist allerdings, dass die Begleitumstände dieses Umzugs alles andere als normal sind, auch wenn der Caritasdirektor sich in Diplomatie übt. Er hat ja schon mehrfach öffentlich zu Protokoll gegeben, dass der Verband sich und seine Arbeit in Dinslaken nicht mehr hinreichend wertgeschätzt fühlt. Seit der Auseinandersetzung um den von der Politik mit großer Mehrheit beschlossenen, inzwischen aber nicht mehr gewollten Bau neuer Unterkünfte für Geflüchtete, ist das Verhältnis zwischen dem Verband und der Stadt, die – nun nicht mehr lange – sein Heimatsitz ist, belastet. Ganz unabhängig von der Frage, wie diese Auseinandersetzung ausgeht, und ob die Stadt, sie wirklich auf die Spitze hätte treiben müssen, ist das keine gute Entwicklung für Dinslaken.

Der Caritasverband war für Dinslaken immer ein verlässlicher Partner und stets zur Stelle, wenn er gebraucht wurde und es darum ging, Angebote zu schaffen, die unverzichtbar für ein funktionierendes gesellschaftliches Zusammenleben sind. Lange war er auch bei der Betreuung der Flüchtlinge ein geschätzter Partner. Ohne den Caritasverband und das Engagement seiner Mitarbeiter hätte Dinslaken den Höhepunkt der Flüchtlingskrise ohne Frage nicht so vergleichsweise problemlos bewältigt.

Nicht nur auf diesem Feld hat die Caritasverband in Dinslaken hervorragende Arbeit abgeliefert Nun wird sie das ohne Frage auch weiter tun, weil dies ihrem selbst gestellten Auftrag im Zeichen der Nächstenliebe entspricht. Niemand muss annehmen, dass die Caritas die Aufgaben, die sie in Dinslaken übernommen hat und übernimmt, vernachlässigen wird, wenn ihre Zentrale künftig in Voerde beheimatet sein wird. Der Umzug signalisiert dennoch eine Schwerpunktverschiebung.

Die Kräfte eines Wohlfahrtsverbands sind nun einmal endlich, und wenn die Caritas mit Blick auf diese Tatsache bislang möglicherweise wohl eher geneigt war, dem, was in Dinslaken so anlag, oberste Priorität beizumessen, wird sie künftig noch mehr als bisher auch andere Kommunen in ihrem Betreuungsgebiet in den Blick nehmen, wenn es darum geht, Angebote zu entwickeln und zu verwirklichen, die auf aktuelle Erfordernisse reagieren. Ein Beispiel dafür, über wie viel Kreativität die Caritas dabei verfügt, liefert sie gerade wieder in Dinslaken ab. Hier will der Verband gemeinsam mit dem Vinzenz-Hospital eine Pflegeschule auf dem ehemaligen Zechengelände etablieren.

Dabei allein belässt er es aber nicht. Die Pflegeschule soll die Basis sein für ein Projekt, bei dem sich Praktiker aus dem Pflegebereich mit den Akteuren aus dem Wissenschaftsbetrieb vernetzen und austauschen. In einer Zeit, in der das Thema „Pflege“ von elementarster Bedeutung ist, ist dieses Vorhaben enorm wichtig und hätte das Potenzial, weit über Dinslakens Stadtgrenzen hinaus immense Strahlkraft zu entwickeln.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

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