Voerde Wo die jecken Wiever toben

Voerde · Ein Mann als Obermöhne, ein Bürgermeister ohne Macht, ein tanzender VKV-Vorsitzender: Wenn die Voerder Närrinnen die Regentschaft übernehmen, bebt der Rathausplatz – und die Männer müssen tun, was die Damen von ihnen verlangen.

Es war kalt, windig und die Sonne ließ sich auch nicht blicken. Aber so ein bisschen Wetter hält die jecken Voerder Wiever nicht vom Feiern ab. Sie schunkelten, bützten und sangen, was das Zeug hielt. Der Rathausplatz im Ausnahmezustand. Wo’s sonst eher nüchtern aussieht, tobte das bunte Jeckenleben. Gemeinsam mit dem Voerder Karnevalsverein (VKV) eröffneten die ollen Wiever die erste Runde des Straßenkarnevals.

Manfred Pieck als „Obermöhne“

Vor der Bühne tummelten sich Außerirdische, Teufelinnen, Harlekins und Hexen. War Voerde also fest in Frauenhand? Na ja, fast. Manfred Pieck, verkleidet als „Obermöhne von Voerde“, brachte die Damen als Moderator auf Betriebstemperatur. Der Schlachtruf saß: „Voerde! Helau!“ erscholl es aus allen Kehlen. Als die „Wüsten Wüstensöhne“ die Bühne enterten, konnten die Schornsteinfegerinnen und Indianerinnen nicht mehr stillhalten. „Das rote Pferd“ durfte bei der guten Stimmung genauso wenig fehlen, wie der Super-Hit „Ein Stern“ oder eine tanzbare Version von „Country Roads“. Die Wiever sangen kräftig mit, klatschten und ließen die Hände in der Luft wirbeln. Wer sich als Mann unter die geballte Frauenpower mischte, musste tun, was von ihm verlangt wurde: Eine Dame nach der anderen reichte den VKV-Vorsitzenden Stefan Schmitz an die nächste weiter. Er musste tanzen, tanzen, tanzen.

Ein anderer Mann verlor die Macht: Mit Klatschmarsch begrüßen die Närrinnen Bürgermeister Leonard Spitzer auf der Bühne. Flankiert vom Voerder Tambourcorrps hatte der Bürgermeister den schweren Stadtschlüssel mitgebracht. Lange behielt er ihn nicht: Ehrensenatorin Elli Dickmann, in Pink, Violett und Rot gewandet, schnappte sich den Schlüssel. Die Damen übernahmen das Regiment und feierten den gelungenen Coup mit lautem „Helau!“.

Locker ging Elli Dickmann auch an eine, aus Frauensicht, heikle Aufgabe ran. Die Ehrensenatorin ließ sich – so verlangt es der Brauch – in Schokolade aufwiegen.„Obermöhne“ Pieck spielte die Waage und vertraute auf sein Bauch- und Armgefühl. Kurzerhand hob er Elli Dickmann hoch, wägte ab, hob sie erneut an und legte sich dann fest. „54,3 Kilo!“ Das bedeutet aufgerundet: Die Voerder Jecken freuen sich beim Tulpensonntag auf 60 Kilogramm an Leckereien, die der VKV in die Menge wirft. Normalerweise halten es die Voerder so, dass das Gewicht des Ehrensenators von dem des kräftig gebauten Vorsitzenden Stefan Schmitz abgezogen wird. Die Differenz ergibt die Kilogramm an Schokolade. „Doch die Schokoladen-Fabrik konnte den Mehrbedarf einfach nicht schnell genug produzieren“, flachste Manfred Pieck. Zu der Musik von „De Froende“ feierten die Damen noch bis in die frühen Abendstunden auf dem Rathausplatz. Später wechselten sie ins „Paradise Planet“.

(RP)
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