Reportage Am Montag Wie Markthändler sich vor Kälte schützen

Dinslaken · Die Eiszeit ist vorbei. Die Gefahr, dass sich Schlangengurken und Kopfsalat, Birnen und Äpfel bei klirrender Kälte Frostbeulen zuziehen, ist gebannt. Am Wochenende sah es auf vielen Wochenmärkten allerdings noch ganz anders aus.

 Anja Kebaier achtet bei der Kälte vor allem auf die Temperatur der Kartoffeln, die sie verkauft. Ehemann Imed versorgt sie dabei mit Heißgetränken.

Anja Kebaier achtet bei der Kälte vor allem auf die Temperatur der Kartoffeln, die sie verkauft. Ehemann Imed versorgt sie dabei mit Heißgetränken.

Foto: Martin Büttner

Dinslaken Freitagmorgen auf dem Altmarkt in Dinslaken. Der Wochenmarkt ist in vollem Gange, allerdings ist die Riege der Händler im Vergleich zu normalen Markttagen stark geschrumpft. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und Windböen, die eisig über den Platz peitschen, ist das auch kein Wunder. Im Stand des Hofs Bellingröhr hat Anja Kebaier schon die Schotten dicht gemacht. Wo sonst alles offen und einladend ist, schauen die Kunden durch Scheiben auf Kartoffeln und Eier. Nur eine kleine Lücke ist für den Verkauf geöffnet. Außerdem glüht ein gasbetriebener Heizstrahler.

"Mir selbst ist auf dem Markt eigentlich nie kalt", sagt Anja Kebaier. Im Zwiebelprinzip hat sie verschiedene Kleidungsschichten angezogen. "Der Kälteschutz ist in erster Linie für die Ware da." Den Eiern machen die kühlen Außentemperaturen zwar nichts aus, aber den Kartoffeln. "Wenn die Frost ziehen, werden sie süß. Da muss man schon aufpassen", erklärt Anja Kebaier. Dass Obst- und Gemüsehändler bei frostigen Temperaturen den Wochenmarkt meiden, erscheint ihr logisch. "Denen würde ihre komplette Ware erfrieren", sagt sie und rechnet damit, dass einige ihrer Kollegen wegen der Kälte durchaus Einnahmeverluste zu verzeichnen haben.

Sie selbst kann sich nicht beklagen, denn Kundenmangel herrscht nicht. Auch bei eisigen Temperaturen sind relativ viele Besucher auf dem Wochenmarkt unterwegs, wenn auch dick eingepackt in Winterjacken mit Handschuhen, Schal und Mütze. In dieser Bekleidung sind auch Rita und Frank Teutenberg auf den Wochenmarkt gekommen. "Wir gehen jeden Dienstag und Freitag auf den Markt - egal, wie das Wetter ist", sagt Rita Teutenberg. Allerdings ist den beiden schon aufgefallen, dass hier bei der klirrenden Kälte weniger los ist als sonst. "Die Gemüsehändler sind bei den Temperaturen anscheinend direkt zu Hause geblieben", sagt Frank Teutenberg. Sonst kommen die beiden nicht nur zum Einkaufen zum Markt, sondern auch zum Klönen. "Bei den Temperaturen jetzt ist das allerdings eher schlecht", sagt Rita Teutenberg. Auch für die beiden geht es nach Erledigung der Einkäufe schnell wieder zurück ins Warme. Aber zumindest Eier und Kartoffeln haben sie vorher noch gekauft.

 Trotz der Kälte waren Frank und Rita Teutenberg am Freitag auf dem Wochenmarkt auf dem Altmarkt unterwegs, um einzukaufen.

Trotz der Kälte waren Frank und Rita Teutenberg am Freitag auf dem Wochenmarkt auf dem Altmarkt unterwegs, um einzukaufen.

Foto: Büttner

Szenenwechsel. Auf dem Lohberger Wochenmarkt sieht es, zumindest in Sachen Obst- und Gemüsehandel am Samstag schon ganz anders aus. Obwohl teilweise noch Schnee auf den Bürgersteigen liegt und die Temperaturen noch immer um die Null-Grad-Marke liegen, gibt es einen Obst- und Gemüsestand, der fast eine komplette Seite eines der Marktgänge in Anspruch nimmt.

Auf gut 50 Metern Länge reihen sich exotische Früchte, Äpfel, Birnen, Paprika und andere Gemüsesorten dicht an dicht. "Zwei Ananas für einen Euro" ruft einer von den gut einem Dutzend Händlern, die den Stand besetzen über die Kunden hinweg, die sich dicht an dicht vor dem Stand drängeln.

Einen Mangel an Obst und Gemüse muss hier keiner beklagen. Ganz im Gegenteil. In prall gefüllten Plastiktüten, Kisten und Einkaufstrolleys transportieren die Kunden ihre Einkäufe vom Marktplatz ab. "Man muss bei diesen Temperaturen gut auf die Ware aufpassen, sonst sieht die nachher so aus", sagt einer der Händler und hält die traurigen Überreste einer unterkühlten Birne in die Luft. "Und Salate sind da sogar noch empfindlicher als das Obst." Das ist übrigens bei Kälte nicht nur schwerer auf den Markt zu bringen, sondern auch teurer im Einkauf, wenn auch die Herkunftsländer im Süden von der Kältewelle betroffen sind und sorgt natürlich für erhöhten Aufwand bei der Lagerung der Nahrungsmittel.

So dürften sich wohl alle Obst- und Gemüsehändler über steigende Temperaturen und ein Ende der Kälteperiode mit einem sonnigen Sonntag freuen und deutlich steigenden Temperaturen in dieser Woche freuen. Und mit ihnen auch die Kunden, die auf den Wochenmärkten nicht mehr auf diese Waren verzichten müssen. Der Frühling ist da.

(RP)
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