Voerde Widerstand gegen Windräder

Voerde · Der Protest gegen die geplanten zwei Windenergieanlagen in Voerde ist so groß, dass die Erörterung der Einsprüche in den großen Rathaussaal verlegt werden musste. Die Gegner haben einen Anti-Windkraft-Profi zurate gezogen.

Von August bis zum Fristablauf Ende September haben gut 150 Bürger Einwände gegen den Windpark Voerde beim Kreis Wesel eingereicht. Dieser Protest hat den Rahmen, mit dem das Amt für Immissionsschutz rechnete, gesprengt. Um die Einwände öffentlich zu erörtern, war ursprünglich der kleine Saal des Voerder Rathauses für den 3. November vorgesehen gewesen.

Darin hätten aber beileibe nicht alle Windrad-Gegner Platz gefunden. Der Kreis hat jetzt einen neuen Termin festgelegt: Dienstag, 16. November, Beginn 10 Uhr, im großen Voerder Ratssaal. Das bestätigte Dr. Lothar Krieger vom Amt für Immissionsschutz auf RP-Anfrage.

Die Stadt Voerde hat zwischen Löhnen und Götterswickerhamm eine so genannte Konzentrationszone für Windenergieanlagen ausgewiesen. Nur dort dürfen Windräder aufgestellt werden. Das verhindert einen Wildwuchs der vom Gesetzgeber privilegierten Anlagen im Stadtgebiet. In dieser Zone will die Viersener Firma "Windpark Voerde" zwei Windräder von jeweils fast 150 Meter Höhe errichten.

Dagegen hat sich ein massiver Widerstand formiert. Die Bürger befürchten, dass ihre Lebensqualität durch Lärm und Schattenwurf der beiden Windräder Schaden nehmen wird; außerdem finden sie, dass die riesigen Anlagen die Landschaft verschandeln. Den größten Anteil an den Einwendungen, laut Kreisverwaltung rund zwei Drittel, beherrscht die Sorge um den Vogelschutz. Voerde fällt in den Bereich des Europäischen Vogelschutzgebiets "Unterer Niederrhein".

Der Vogelschutz ist wichtig

"Die Nähe zu dem Vogelschutzgebiet ist wichtig und wird eingehend untersucht werden", versicherte Lothar Krieger. Ihm zufolge gefährden Windräder die Zugvögel vor allem auf zwei Arten: Durch die kreisenden Rotorflügel können die Tiere verletzt oder getötet werden. Zudem können die ungewohnten Windräder die Zugvögel von ihrer Flugbahn abbringen und die Wegstrecke dadurch verlängern; das kann bei den Tieren zur Entkräftung führen.

Der Vogelschutz ist auch das Hauptargument der "Bürgerinitiative Voerde" gegen die Windräder. Das erklärte Initiativensprecher Heinrich Kruse der RP. Um den Protest zu stärken, hat er einen Profi im Kampf gegen unerwünschte Windräder hinzugezogen: den Rechtsanwalt Thomas Mock, der Bürgerinitiativen bundesweit berät. Markus Jansen, Chef der Firma "Windpark Voerde", weiß, dass Mock in Voerde sein Kontrahent ist.

"Seine Argumente sind bekannt, ich brauche ihn nicht zu fürchten", sagte Jansen. Er glaubt, die Windräder gegen Ende 2011 bereits errichten zu können — Verzögerungen durch das neue Bundesumweltgesetz, das seit März gilt, schon einkalkuliert.

Gutachten überarbeiten

Dieses Gesetz legt mehr Wert auf den Vogelschutz, weshalb Jansen seine Gutachten überarbeiten lassen muss. Das wird sich bis zum Frühjahr hinziehen, weil dann die Zugvögel gezählt werden müssen. "Das kostet mich zusätzliche 30 000 bis 40 000 Euro. Mehr als 100 000 Euro habe ich bereits investiert in Planung und Gutachten", rechnete Jansen, "aber das ist in Deutschland normal. Bis hier Windräder genehmigt werden, sind mindestens 150 000 Euro investiert."

(RP)
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