Dinslaken "Wichtig für Dinslaken"

Dinslaken · Die Hertie-Mitarbeiter in Dinslaken beteiligten sich an einer bundesweiten Mahn-Aktion gegen die Schließung der Warenhauskette. In den letzten Tagen haben mehr als 3500 Kunden ihre Solidarität per Unterschrift bekundet.

Hertie und Karstadt in der Geschichte
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Am 20. Mai hat Erika Krause (41) geweint. An diesem Tag folgten die Hertie-Gläubiger der Empfehlung des Insolvenzverwalters, das Ende der Warenhauskette zu besiegeln. Erika Krause war zu der Versammlung gefahren, aus tiefem Interesse, weil Hertie ein Teil ihres Lebens ist. Seit ihrer Ausbildung arbeitete sie in dem Dinslakener Kaufhaus und war vor zwei Jahren eine der ersten, die wegrationalisiert wurden. Selbstverständlich nahm sie gestern an der Mahn-Aktion der Belegschaft teil.

Um ein Podest neben dem Haupteingang scharte sich kurz nach zwölf eine kleine Menschentraube, überwiegend Hertie-Mitarbeiter hinter Plakaten mit der Aufschrift: "Es ist 5 nach 12!!! Nach 44 Jahren von Immobilienhaien geschluckt und ausgespuckt!" Für die Reden blieben nur wenige Passanten stehen. "Das Wetter ist ja auch schwierig", sagte Hertie-Geschäftsleiter Markus Kimpel und hob den Blick zum regentrüben Himmel.

"Mit Ihnen war es klasse"

Wie der Dinslakener Betriebsrat auch, möchte Kimpel den Zuspruch aus der Bevölkerung lieber an einer anderen Zahl festmachen. "Wir haben in den letzten Tagen mehr als 3500 Unterschriften von Kunden gegen die Schließung gesammelt", teilte Sascha Pinzler, Vorsitzender des Betriebsrats, mit. In seiner Ansprache unterstrich er: "Mit Ihnen, liebe Dinslakener, war es klasse. Wir haben gar nicht gewusst, wie beliebt wir sind."

Auch Bürgermeisterin Sabine Weiss sprach, berichtete aus dem Vermittlungsgespräch bei der Deutschen Bank und bekräftigte: "Die Bank meint es ernst. Vielleicht kann sie moderieren." Neben Weiss waren unlängst Vertreter von 34 weiteren Kommunen mit Hertie-Häusern bei der Bank vorstellig geworden — in der Hoffnung, das Kreditinstitut könne in Gesprächen mit dem Immobilien-Investor Dawnay Day doch noch Überlebenschancen für Hertie herausschlagen. Auf Weiss folgte Vize-Bürgermeisterin Margarete Humpert (SPD), die vor einer Verödung der Innenstadt ohne Hertie warnte. Christel Plötz, Mitglied im Dinslakener und im Gesamtbetriebsrat von Hertie, pflichtete Humpert bei: "Eine Stadt stirbt darüber, siehe Walsum."

Erika Krause lauscht den Reden neben ihrer früheren Kollegin Erika Keil (53), die bei Hertie den Ein- und Ausgang der Waren regelt. Noch. "Im August wäre ich 30 Jahre bei Hertie, und ich möchte bis zur Rente hier arbeiten", sagt sie, "es wäre zu schön, um wahr zu sein."

Burkhard Gärtner (63), Maschinenbau-Ingenieur, Rentner, verfolgte die Mahn-Aktion. "Ich gehe hier einkaufen, Kaffee trinken, essen. Für Dinslaken wäre es sehr schlecht, wenn Hertie leer stünde", sagte der Dinslakener. "Ich fürchte aber, dass es nicht gut ausgeht."

(RP)
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