Unsere Woche Wer will hier eigentlich wen für dumm verkaufen ?

Dinslaken · Warum das, was in der Diskussion über die Sparkassenfusion so manchem verwunderlich scheinen mag, eigentlich niemanden wirklich wundern sollte.

Sie wundern sich doch nicht etwa? Darüber, dass der Dinslakener Rat nicht einmal fünf Minuten braucht, um die Fusion "seiner" Sparkasse mit der Weseler Verband-Sparkasse durchzuwinken. Darüber, dass die Verbandsversammlung der Sparkasse, besetzt mit Politikern aus Dinslaken, Voerde und Hünxe, sich in ihrer öffentlichen Sitzung nicht einmal die Mühe macht, ein Wort über den Geschäftsbericht des Hauses für das vergangene Jahr zu verlieren, der immerhin ein Minus von schlappen 13 Millionen Euro ausweist.

Wundern Sie sich nicht!

Das Interesse der überwiegenden Mehrheit der Politik an der Aufklärung der Vorgänge, die zu dem finanziellen Desaster der Sparkasse geführt haben, ist gering. Der Grund liegt auf der Hand. Wollte Politik tatsächlich für Aufklärung sorgen, müsste sie auch diejenigen aus den eigenen Reihen kritisch hinterfragen, die über die vielen Jahre, die letztlich im finanziellen Offenbarungseid und dem Zwang zur Fusion mündeten, in den Gremien der Sparkasse Verantwortung getragen haben oder zumindest so getan haben, als trügen sie sie. Verwunderlich ist allenfalls die Chuzpe, mit der die Politik dieses mangelnde Aufklärungsinteresse öffentlich zu Schau stellt. Übertroffen wird dies noch vom Dinslakener Bürgermeister, der die, die die Rolle der Politik in dieser Angelegenheit kritisch bewerten, bezichtigt, ökonomische Dilettanten zu sein und hanebüchenen Unsinn zu reden. Aber auch das kann ja eigentlich niemanden verwundern. Derselbe Bürgermeister hat ja auch schon - in voller Kenntnis des Sparkassenfiaskos - erklärt, dass sich das System der politischen Aufsichtsräte bewährt hat.

Die Botschaft, die Michael Heidinger mit seinen markigen Sätzen vermittelt, ist ganz klar. Er hat den Durchblick und alle, die das nicht so sehen, sind einfach nur zu dumm, die Dinge richtig zu verstehen. Dumm nur, dass einer, der meint, dass die Dummen immer die anderen sind, damit rechnen muss, dass die anderen irgendwann zu dem Schluss kommen, dass dieser eine sie für dumm verkaufen will.

Auf dem weiten Feld des Für-Dumm-Verkaufen-Wollens scheint's allerdings keine Leistung zu geben, die nicht getoppt werden könnte. Ulrich Schneidewind, der seit 2001 Chef der Dinslakener Sparkasse war, bis er sich rechtzeitig vor dem Bekanntwerden der finanziellen Schieflage 2012 nach Duisburg abgesetzt hat, hat jetzt - vom Recherchebüro Correktiv danach befragt, wer denn die faulen Kredite zu verantworten habe, die die Sparkasse in den Abgrund getrieben haben - auf Jürgen Stackebrandt, seinen früheren Vorstandskollegen und Nachfolger in Dinslaken, gezeigt. Ja geht's noch?

Unabhängig von der Verantwortung Stackebrandts stellt sich da doch zuerst einmal diese Frage: Wer hat denn die Abläufe und das Risikomanagement in einem Geldhaus so zu organisieren, dass möglichst wenig schief gehen kann? Das ist doch wohl der Vorstandsvorsitzende. Und der hieß in den entscheidenden Jahren Ulrich Schneidewind.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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