„Bewohner des Monats“ Im Rotbach lauert der Wasserskorpion

Kaulquappen, Larven und Wasserflöhe sind die bevorzugte Beute des bis zu 25 Millimeter großen Insekts, das seine Vorderbeine wie Klappmesser einsetzt. Für Menschen stellt dieses Tier keine Gefahr dar.

 Durch ein Atemrohr am Hinterleib holt der Wasserskorpion Luft.

Durch ein Atemrohr am Hinterleib holt der Wasserskorpion Luft.

Foto: EGLV/Team Labor EGLV

Leise und still lauert er zwischen Wasserpflanzen – jederzeit bereit, ein ahnungsloses Opfer zu ergreifen. Sein schlammgrauer Panzer bietet dem Wasserskorpion, der auch im Rotbach in Dinslaken beheimatet ist,  die perfekte Tarnung. Aus seinen klappmesserartigen Vorderbeinen gibt es für Wasserflöhe, Larven oder Kaulquappen kein Entkommen. Mit seinem kurzen, kräftigen Rüssel lähmt der Lauerjäger seine Beutetiere durch einen Stich, bevor er sie langsam aussaugt. Der Wasserskorpion braucht eine vielfältige Sohlstruktur des Gewässers, weshalb der Lippeverband ihn zum Bewohner des Monats ernannt hat.

Die äußere Erscheinung des 17 bis 25 Millimeter langen Insekts, das zur Gattung der Wasserwanzen gehört, erinnert ganz eindeutig an einen Skorpion. Neben seinen langen, kräftigen Raubbeinen fällt auch sein Atemrohr am Hinterleib ins Auge. Es ist halb so lang wie der gesamte Körper und sieht wie ein auffälliger Stachel aus. Durch diesen Schnorchel versorgt sich der Wasserskorpion mit Sauerstoff von der Wasseroberfläche, während sein flacher Körper im Schlamm eingegraben ist.

„Der Wasserskorpion kann einige Jahre alt werden und hat zum Überwintern eine perfekte Strategie entwickelt: Sobald es deutlich kälter wird, sucht er Schutz zwischen Wasserpflanzen, unter Steinen oder am Schlammgrund. Den benötigten Luftvorrat speichert er solange unter seinen abgespreizten Flügeldecken“, erklärt Sylvia Mählmann, biologisch-technische Assistentin beim Lippeverband. Da das kalte Wasser mehr Sauerstoff enthält und der Stoffwechsel des Wasserskorpions bei kalten Temperaturen herunterfährt, kommt er auch unter einer Eisdecke sehr gut zurecht. Im Sommer nutzt er seinen Luftvorrat übrigens wie eine Schwimmweste zum Schwimmen an der Wasseroberfläche.

Als Lebensraum bevorzugt der Wasserskorpion langsam fließende oder stehende Gewässer mit dichtem Pflanzenbewuchs und schlammigem Boden. „Der gesamte Lebenszyklus findet im Wasser statt. Sind die Gewässer mit Sohlschalen verbaut und begradigt, hat der Wasserskorpion deshalb keine Chance“, so die Lippeverbands-Mitarbeiterin Sylvia Mählmann. „Daher profitiert er von jeder Uferentfesselung und Renaturierung – vor allem, wenn sich kleine, flache Auengewässer am Rand entwickeln.“

Auf Partnersuche begeben sich die Wasserskorpione im Frühjahr. Die Weibchen legen bis zu 30 Eier und je nach Wassertemperatur schlüpft der Nachwuchs zwischen Mai und Juni. Auch die Junglarven tragen bereits einen kurzen Schnorchel. Über den Sommer hinweg entwickeln sich – nach bis zu fünf Häutungen – die erwachsenen Tiere.

 Thomas Korte, Simone Pigage-Göhler und Sylvia Mählmann vom Lippeverband bei der Probenentnahme (v.l.).

Thomas Korte, Simone Pigage-Göhler und Sylvia Mählmann vom Lippeverband bei der Probenentnahme (v.l.).

Foto: EGLV/Klaus Baumers EGLV

Auch wenn der Name Wasserskorpion bedrohlich klingt, stellt das Tier keine Gefahr für den Menschen dar. Es ist nicht aggressiv und auch nicht giftig, kann aber bei unmittelbarer Bedrohung schmerzhaft zustechen. Die Labor-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter des Lippeverbandes sind dem noch nicht zum Opfer gefallen. Sie können weiter auf die Suche nach Wasserbewohnern in regionalen Flüssen und Bächen gehen. Die Veränderungen in den Gewässern erfassen die Labormitarbeiter des Lippeverbandes anhand von Probenahmen. Dabei untersuchen sie regelmäßig insgesamt 431 Kilometer Wasserläufe im Verbandsgebiet

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