Unsere Woche Warum Dinslaken für jeden Klimawandel gerüstet ist

Dinslaken · Warum der Bäderkompromiss der ökonomischen Vernunft widerspricht, warum er in der politischen Bilanz des Dinslakener Bürgermeisters eine ziemliche Katastrophe darstellt, und was das alles mit Donald Trump zu tun hat - oder auch nicht.

Der Trump Donald, Vorstandsvorsitzender des Landes der bekanntlich unbegrenzten Möglichkeiten, kündigt an, dass er das Klima kaputt machen will, und die ganz Welt ist entsetzt. Die ganze Welt? Nein, Dinslaken natürlich nicht. Wieso, werden sie jetzt vielleicht ungläubig fragen. Ganz einfach. Weil ein Bürgermeister die Geschicke dieser Stadt lenkt, der den Weltläuften immer mindestens einen Schritt voraus ist. Spätestens nach Trumps Kündigung des Pariser Klimaschutzabkommens ist doch sonnenklar, warum sich Dr. Michael Heidinger von Anfang an geradezu starrsinnig für den Erhalt des Hiesfelder Freibads stark gemacht hat. Er hat ganz offensichtlich vorausgesehen, was der Staatenlenker von jenseits des Großen Teichs vorhat. Darauf wollte er die Stadt vorbereitet sehen. Und so wird's jetzt kommen. Mögen die Temperaturen also noch so sehr steigen, die Dinslakener können's gelassen ertragen, weil sie ja das Freibad in Hiesfeld behalten. Deswegen und weil das Bad in Folge des Klimawandels in nicht allzu ferner Zukunft auch ganzjährig nutzbar sein wird, sind die paar Euro, die das die Dinslakener kosten wird, nun wahrlich gut angelegtes Geld. Sie sehen: Ende gut, alles gut.

Aber jetzt mal im Ernst. Es gibt, wie vor drei Wochen an dieser Stelle vorausgesagt, wieder eine Dinslakener Lösung - eine teure nämlich. Hiesfelds marodes Freibad, so sieht's der vom Bürgermeister ausgehandelte Kompromiss in Sachen Bäderkonzept vor, wird durch ein schniekes neues ersetzt. Und damit der Rest der Dinslakener, der in diesem Fall die Vernunft auf seiner Seite hat, nicht allzu laut murrt, wird auch beim Ausbau des DINamare noch einmal draufgesattelt. Damit wird die Bilanz der Stadtwerke, die das Bäderkonzept umsetzen müssen, zwar Jahr für Jahr mit einem Verlust von fast 900.000 Euro belastet, aber der Frieden in der Stadt ist erst einmal wieder hergestellt.

Das hat mit wirtschaftlicher Vernunft zwar nicht viel zu tun, aber schon der Versuch, diese nur in Erwägung zu ziehen, war dem Bürgermeister, sonst hätte er nicht sein ursprüngliches Bäderkonzept vorgelegt, offenbar politisch viel zu heikel. Nun also gibt's einen Kompromiss, mit dem alle anscheinend leben können.

Wenn es stimmt, dass Politik die Kunst des Möglichen ist, dann scheint in der Bäderfrage jetzt das Mögliche erreicht. Blöd dabei ist nur, dass das Ganze in diesem Fall leider so gar nichts mit Kunst zu tun hatte. Die Politik, die der Bürgermeister in Sachen Bäderkonzept betrieben hat, war von Kunst sogar meilenweit entfernt. Sie war, mit Verlaub, aber man muss es so deutlich sagen, ein ziemlich dilettantischer Murks. Denn das, was jetzt als Kompromiss auf dem Tisch liegt, wäre leicht von Anfang an zu haben gewesen. Stattdessen hat der Bürgermeister ein selbst für Dinslakener Verhältnisse beachtliches Tohuwabohu veranstaltet.

Er hat sich frühzeitig auf den Erhalt des Hiesfelder Freibades festgelegt. Dann hat er seine Verwaltung ein Bäderkonzept erarbeiten lassen, das nur mit dem Prädikat " völlig ungenügend" treffend beschrieben ist. Dieses Konzept hat er durch den Rat gepeitscht, was ihm nur gelungen ist, indem er einen nicht kleinen Teil der eigenen SPD-Fraktion so unter Druck gesetzt hat, dass das Grummeln darüber nicht zu überhören war. Als wenn das noch nicht genug gewesen wäre, hat der Bürgermeister eine letzte Chance für sich und seine Fraktion, aus dem Schlamassel einigermaßen gesichtswahrend herauszukommen, geradezu mutwillig verstreichen lassen und einem Bürgerentscheid eine eindeutige Absage erteilt. Das politische Handeln des Bürgermeisters hat die Stadt in zwei Lager gespalten und zwei konträre Bürgerbegehren ausgelöst, die er dann nur mit Mühe und einer erklecklichen Summe Geldes wieder aufhalten konnte.

Für die Bilanz der Stadtwerke ist der Bäderkompromiss, der sich abzeichnet, eine deutliche Belastung, in der politischen Bilanz des Bürgermeisters kommt er einem Offenbarungseid gleich.

So, wie der Bürgermeister in diesem Fall Politik gemacht hat, geht's einfach nicht.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

(RP)
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