Ökologie am Niederrhein Der Wald stirbt

NIEDERRHEIN · Die Trockenheit hat die Bäume geschwächt und anfällig für Schädlinge gemacht. Waldbesitzer wollen Unterstützung vom Bund.

 Ein drastisches Bild. In diesem Wald am Niederrhein ist der Schaden deutlich zu sehen. Viele Bäume mussten gefällt werden. Die Aufforstung wird Jahrzehnte dauern.

Ein drastisches Bild. In diesem Wald am Niederrhein ist der Schaden deutlich zu sehen. Viele Bäume mussten gefällt werden. Die Aufforstung wird Jahrzehnte dauern.

Foto: Latzel

Der Vorschlag stößt bei Max Elverfeldt auf große Zustimmung. Der Vorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst begrüßt, dass Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner ein Programm zur Wiederaufforstung von geschädigten Wäldern ins Gespräch gebracht hat. Klöckner will ein „Mehrere-Millionen-Bäume-Programm“ auflegen, um den Verlust von insgesamt 110.000 Hektar Wald aus den verheerenden Folgen von Sturm, Dürre und Schädlingsbefall der Jahre 2018 und 2019 auszugleichen. Die Finanzierung, so die Ministerin, soll aus dem Energie- und Klimafond (EKF) der Bundesregierung erfolgen. Das Waldklima sei Bestandteil des EKF und fördere die Anpassung der deutschen Wälder an den Klimawandel.

Auch am Niederrhein hat der Wald unter der Trockenheit des vergangenen Jahres bereits heftig gelitten. Max von Elverfeldt rechnet damit, dass Fichtenbestände fast komplett ausfallen werden. Den Bäumen hat neben der Hitze auch der Borkenkäfer zugesetzt. „Bei unserem Betrieb macht die Fichte rund 20 Prozent des Gesamtbestandes aus, 50 Prozent sind davon betroffen und es ist noch lange nicht das Ende des Baumsterbens erreicht“, sagt von Elverfeldt. „Ich gehe davon aus, dass der Höhepunkt der Schäden durch den Borkenkäfer erst im kommenden Jahr erreicht wird.“

 Max von Elverfeldt klagt über große Schäden und Einnahmeverluste in den Wäldern.

Max von Elverfeldt klagt über große Schäden und Einnahmeverluste in den Wäldern.

Foto: ja/privat

Denn die Böden sind weiter trocken. Das bestätigt auch Richard Dorn, Leiter zentrale Dienste beim Regionalforstamt Niederrhein. „Die Trockenheit ist ein Riesenthema“, sagt er. Auf dem Dürremonitor sei zu erkennen, dass die Trockenheit inzwischen bis tief in den Boden reiche. Die Speicher seien seit dem vergangenen Jahr nicht mehr richtig aufgefüllt worden. Er geht davon aus, dass auch Eiche und Buche auf Dauer unter dem Wassermangel Schaden nehmen. Beim Bergahorn sei das zusätzliche Problem eine Pilzkrankheit. Hier sei durchaus denkbar, dass die Bäume wegen des Stresses durch die Trockenheit leichter befallen werden.

Auch er geht davon aus, dass das Ende der Schäden noch lange nicht erreicht ist. „Die richtigen Trockenschäden werden sich in den kommenden Jahren zeigen.“ Schäden gebe es am gesamten Niederrhein, heftig betroffen seien der Reichswald und der Hochwald in Uedem. Angesichts der heftigen Folgen der Dürre begrüßt Dorn die Initiative von Julia Klöckner. „Selbstverständlich brauchen die Waldbesitzer Unterstützung. Man muss bedenken, dass eine Neuanpflanzung in diesen Zeiten auch eine Investition ist, von der man nicht weiß, ob sie sich überhaupt lohnt.“

Auch Bereiche, die sonst eigentlich gut versorgt sind, sind inzwischen Sorgenkinder, erläutert Dorn. Das betrifft auch den Bereich Hünxe/Dinslaken. Der Hiesfelder, Bruckhausener.und Hünxer Wald erstreckt sich über rund 1800 Hektar. Nach dem Dürrejahr seien Ecken, die sonst nie ein Problem seien, inzwischen staubtrocken, etwa der Dämmerwald in Schermbeck.

Der Energie- und Klimafonds (EKF) ist nach Einschätzung von Elverfeldt genau der richtige Absender für das Hilfsprogramm. „Die Funktion des Waldes für den Klimaschutz und als CO2-Speicher sind unbestritten“, so Elverfeldt, der auf eine jüngst von der Bundesregierung vorgestellte Studie der ETH Zürich verweist. Insofern sei die Feststellung der Ministerin, dass der Wald die Lunge unserer Gesellschaft und ein entscheidender Klimaschützer sei, genau richtig. Er könne nur unterstreichen, dass das Pflanzen neuer Bäume im Interesse aller sei.

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