Dinslaken Vom Leben neben einem Schießstand

Dinslaken · Das Ehepaar Kehren wohnt in einer eigentlich ruhigen Straße - wenn da nicht der Schützenverein wäre.

 Marlies Kehren blickt aus dem Küchenfenster. Direkt hinter der Hecke liegt der Kleinkaliberschießstand des BSV Feldmark.

Marlies Kehren blickt aus dem Küchenfenster. Direkt hinter der Hecke liegt der Kleinkaliberschießstand des BSV Feldmark.

Foto: Martin Büttner

Am Schlehenhag. Das ist eine gute Wohnadresse in Dinslaken. Ruhige Anwohnerstraße. Direkt am Wohnungswald. Marlies und Walter Kehren haben hier ein Haus gekauft. Ende der 70er Jahre war das. Schon damals waren die Schützen vom BSV Feldmark ihre Nachbarn. Das hat die Kehrens nicht gestört. Der Luftgewehrstand lag auf einem entfernteren Teil des Schützengeländes. An die leisen "Plopps", die von dort zu den Kehrens herüberdrangen, so schildern sie es rückblickend, hatten sie sich rasch gewöhnt.

Die Situation änderte sich aber, als der Verein einen Kleinkaliberstand direkt an der Grundstücksgrenze baute. 2008 nahmen die Schützen ihn in Betrieb. Nicht nur dass seitdem direkt an der Garageneinfahrt der Kehrens am Zaun der BSV-Anlage das bedrohliche Schild "Vorsicht Lebensgefahr" hängt, seitdem, so Marlies Kehren, "fühlen wir uns bei Schießbetrieb und der ist mindestens zweimal in der Woche, als flögen uns die Kugeln um die Ohren".

Der Lärm sei dann nicht auszuhalten. "Dieser Schießstand", ist ihr Mann sicher, hätte nie genehmigt werden dürfen." Wurde er aber und der Kampf der Kehrens um wirksamen Lärmschutz begann. Bislang führen sie ihn vergeblich. Und dass obwohl sie sich auf ein Gutachten berufen können, indem attestiert wird, dass die Lärmbelastung eindeutig überschritten ist.

So eindeutig sieht es der Kreis als Genehmigungsbehörde allerdings nicht. Er sieht aktuell "keinen Handlungsbedarf?. Der Verein habe in Sachen Lärmschutz bereits nachgebessert. Und das Gutachten, auf das die Kehrens sich berufen, entspreche nicht den Anforderungen der sogenannten Technischen Anleitung Lärm. Untersuchungen der Genehmigungsbehörde seien zu einem anderen Ergebnis gekommen, hieß es.

Das wundert die Kehrens. "Der Verein hat eine Lärmschutzwand zum Grundstück unserer Nachbarn gezogen, die hilft uns aber nicht", sagt Marlies Kehren. Und sie präsentiert Schreiben vom Rechtsanwalt des Schützenvereins, in denen der ankündigt, dass zum Grundstück des Ehepaars ein Lärmschutz aus Pflanzsteinen in Höhe von 2,70 Meter entstehen soll.

In diesem Schreiben fordert der Anwalt die Kehrens dazu auf, sich zu gedulden, da die Bearbeitung des entsprechenden Bauantrags ein wenig Zeit in Anspruch nehmen würde.

Das war im August 2013, und die Geduld des Ehepaars Kehren ist am Ende. "Der Verein hat zwar mit Ausschachtungsarbeiten begonnen, doch die sind längst eingestellt und die Löcher sind wieder zu", berichtet Marlies Kehren. Verwunderlich ist auch, dass bislang laut Auskunft aus dem Rathaus bei der Dinslakener Bauverwaltung kein Antrag auf eine Baugenehmigung vorliegt.

Der Verein wollte sich auf Anfrage der Rheinischen Post mit Verweis auf mögliche juristische Auseinandersetzungen nicht zu der Angelegenheit äußern.

Soweit freilich ist es noch nicht. Die Kehrens denken zwar darüber nach, vor Gericht zu ziehen, hoffen aber immer noch auf eine Einigung mit dem Verein.

(RP)
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