Voerde Voerde hat keinen Förderturm mehr

Voerde · Das Ende einer Ära: Zehn Kilo Sprengstoff waren nötig, um dem 42 Meter hohen und rund 300 Tonnen schweren Koloss die Standfestigkeit zu rauben. Jahrzehntelang prägte er das Gelände der Schachtanlage Löhnen.

 Klaus-Dieter Steinmann (links) vor den Trümmern des Fördergerüsts. Er hat jede Phase der Sprengung mit seiner Kamera festgehalten. Der 60-Jährige war auch schon mit dabei, als der Schacht Löhnen in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Klaus-Dieter Steinmann (links) vor den Trümmern des Fördergerüsts. Er hat jede Phase der Sprengung mit seiner Kamera festgehalten. Der 60-Jährige war auch schon mit dabei, als der Schacht Löhnen in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Foto: Martin Büttner

Ein langes Hornsignal, das gegen 8.58 Uhr zu hören ist, dient als Vorwarnung. Wenig später ertönen zwei kurze Signale. Aus einem Sprechfunkgerät wird der Countdown gezählt. "Vier, drei, zwei, eins." Dann gibt es einen lauten Knall auf dem Gelände der früheren Schachtanlage Löhnen des Bergwerkes Walsum — und der Förderturm, von dem nur noch das Gerüst steht, kippt langsam zur Seite und wirbelt beim Aufschlagen auf dem Boden jede Menge Staub auf. Die Sprengung des 42 Meter hohen und rund 300 Tonnen schweren Fördergerüstes ist erfolgreich.

 Klaus-Dieter Steinmann (links) vor den Trümmern des Fördergerüsts. Er hat jede Phase der Sprengung mit seiner Kamera festgehalten. Der 60-Jährige war auch schon mit dabei, als der Schacht Löhnen in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Klaus-Dieter Steinmann (links) vor den Trümmern des Fördergerüsts. Er hat jede Phase der Sprengung mit seiner Kamera festgehalten. Der 60-Jährige war auch schon mit dabei, als der Schacht Löhnen in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Foto: Martin Büttner

"Klasse gemacht, sauber gefallen. Das muss man erst einmal so hinbekommen", lobt Bürgermeister Leonhard Spitzer die Künste von Sprengmeister Andreas Polivka. "Was für ein Knall. Ich hätte nicht gedacht, dass es so laut ist", staunt Beigeordnete Simone Kaspar. Sie hat sich zusammen mit zahlreichen Medienvertretern die Sprengung, die einschließlich der Entwarnung gerade einmal drei Minten dauerte, aus sicherer Entfernung angesehen.

 Klaus-Dieter Steinmann (links) vor den Trümmern des Fördergerüsts. Er hat jede Phase der Sprengung mit seiner Kamera festgehalten. Der 60-Jährige war auch schon mit dabei, als der Schacht Löhnen in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Klaus-Dieter Steinmann (links) vor den Trümmern des Fördergerüsts. Er hat jede Phase der Sprengung mit seiner Kamera festgehalten. Der 60-Jährige war auch schon mit dabei, als der Schacht Löhnen in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Foto: Martin Büttner

Als sich die Staubwolke gelegt hat, schaut sich Sprengmeister Polivka sein Werk an, und ein zufriedens Lächeln ist auf seinem Gesicht zu sehen. "Perfekt. Das Fördergerüst ist genauso umgefallen, wie wir es wollten", sagt der 48-jährige. Er arbeitet für die Firma Gelderland Spreng- und Abbruchtechnik, die von der RAG Montan Immobilien beauftragt wurde, den Förderturm niederzulegen, indem die sechs tragenden Stahlstützen gesprengt werden. 10 Kilogramm Sprengstoff, verteilt auf 16 Schneidladungen waren notwendig, den Turm umzulegen.

Mit der Sprengung des Fördergerüstes und dem Verschwinden eines Wahrzeichens der Stadt endet für Voerde auch die Ära des Bergbaus. Leonhard Spitzer sieht aber auch die Chance für einen Neuanfang. Obwohl es noch keine konkreten Pläne für eine künftige Nutzung des Bergbaugeländes gibt, hofft der Bürgermeister, dass das Areal wieder zu Ackerland wird, denn Voerde braucht Ausgleichsflächen.

Wehmut schwingt in der Stimme von Klaus-Dieter Steinmann mit, der freimütig bekennt, ein bisschen traurig zu sein, dass es die Schachtanlage Löhnen nun nicht mehr gibt. Gut kann der heute 60-jährige Voerder sich noch daran erinnern, wie er um 1980 daran mitgearbeitet hat, den Schacht abzuteufen. Er gehörte zu den 80 Mann, die dort im Mehrschichtbetrieb rund um die Uhr im Einsatz waren. Damals war er als Maschinenhauer bei der Essener Bergbauspezialgesellschaft Gewerkschaft Walter beschäftigt. Acht Jahre arbeitete Steinmann in Löhnen, danach wechselte er für zwei Jahre zur Zeche Lohberg. "Alles Geschichte, aber so ist das Leben", sagt Steinmann. Ihn beschleicht ein komisches Gefühl, da er aus nächster Nähe miterlebt, wie die Schachtanlage Löhnen, die er aufgebaut hat, dem Erdboden gleichgemacht wird.

(RP)
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