Dosenwerfen in Voerde auf Merz-Porträt „Einer Partei wie der SPD nicht würdig“

Update | Voerde/Berlin · Die Kritik an einem Wurfspiel der Jusos reißt nicht ab. Ausgangspunkt war ein Kinder- und Jugendfestival in Voerde. Mittlerweile hat die Empörung sogar Berlin erreicht.

Das Merz-Porträt auf einer Dose zum Abwerfen hate eine Welle der Empörung ausgelöst.

Foto: RP/Markus Werning

Die Empörung über das Dosenwerfen der Jusos beim Kinder- und Jugendfestival in Voerde im September und einem SPD-Familienfest in Xanten zieht immer weitere Kreise. Jetzt hat sich auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss zu Wort gemeldet.

Auf den Dosen waren die Porträts von Despoten und Rechtsextremen aufgeklebt – und auch von Friedrich Merz. „Ich finde es grundsätzlich schäbig, Kinder auf die Gesichter von anderen Menschen werfen zu lassen“, sagt dazu die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss. Dass dabei ein Christdemokrat auf die gleiche Stufe wie Putin oder Höcke gestellt werde, sei einer Partei wie der SPD nicht würdig. „Angesichts des Erstarkens rechtsextremer Gesinnung sollte die demokratische Mitte durch derartige Aktionen der Jusos nicht gespalten werden“, so Weiss.

Kritik sei erlaubt, aber das Spiel sei eine Verunglimpfung von Merz. „Wir stehen in der Welt vor so mächtigen Herausforderungen und riesigen Problemen, dass wir Demokraten gut beraten sind, zusammen zu stehen und gemeinsam über Lösungen nachzudenken“, so Weiss. Sehr viele Politikerinnen und Politiker seien erfreulicherweise dieser Ansicht. „Ich hoffe, dass auch die Nachwuchspolitiker von der SPD – wenn auch spät – zu dieser Überzeugung gelangen“, so die Christdemokratin, denn lustig sei das Dosenwurfspiel nun wirklich nicht.

Das Spiel der Voerder Jusos hatten sich auch die Xantener Jusos für ein SPD-Familienfest ausgeliehen. Unter anderem Paul Ziemiak, Generalsekretär der CDU in NRW, kritisiert die SPD dafür scharf. Dass die SPD bei einem Familienfest Kinder auf Dosen mit Gesichtern von Wladimir Putin, Björn Höcke und auch Friedrich Merz werfen lasse, „ist Hass und Hetze gegen uns als Partei der Mitte“, schimpfte der CDU-NRW-Generalsekretär auf X (vormals Twitter).

Auch der Landesvorsitzende der Jungen Union (JU) Nordrhein-Westfalen, Kevin Gniosdorz, meldete sich zu Wort. „Es ist schon beschämend genug, Kinder überhaupt auf Gesichter werfen zu lassen“, kritisierte er laut einer Mitteilung. Dass die Jusos dann auch noch Friedrich Merz in eine Reihe mit Wladimir Putin oder Björn Höcke setzten, mache ihn fassungslos. „Das ist kein Umgang unter Demokraten.“

Die Jusos in Voerde wie in Xanten verteidigen die Aktion: Der CDU-Chef passe zu den anderen, weil er sich immer wieder populistisch äußerte, zuletzt wieder über Flüchtlinge, sagte die Xantener Juso-Vorsitzende Daphne Schiela.

Friedrich Merz habe eine Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene nicht ausgeschlossen, kritisiert Greta Rühl, Juso-Vorsitzende in Voerde. „Wir als Jusos haben dem gegenüber eine grundlegend andere Meinung. Für uns gibt es auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit mit der AfD, und diese Haltung wünschen wir uns von allen Fraktionen in Voerde.“ Wer also, wenn nicht Merz, könnte besser den Rechtsruck der CDU auf unserem „Dosenwerfen gegen Rechts“ symbolisieren?, fragt die Juso-Vorsitzende.

In ihrer Empörung hatten sich die Voerder Christdemokraten auch an Bürgermeister Dirk Haarmann (SPD) gewandt. In seiner Antwort gibt Haarmann dem CDU-Stadtverband und ihrem Vorsitzenden Henning Stemmer Recht: Die Aktion sei auch aus seiner Sicht „völlig unangemessen, inakzeptabel“ und gehöre schon gar nicht auf ein Kinder- und Jugendfestival.

Vor dem nächsten Kinder-und Jugendfestival in Voerde soll es laut Haarmann „verbindliche Rahmenbedingungen“ geben. Sollten am Tag der Veranstaltung einzelne Elemente aus dem Rahmen fallen, werde die Verwaltung unmittelbar reagieren.

Selbstkritisch zeigt sich die SPD im Kreis Wesel: „Das ist keine Form der politischen Auseinandersetzung, die wir unter Demokraten pflegen sollten", so der SPD-Kreisvorsitzende, René Schneider. „Unsere beiden Juso-Arbeitsgemeinschaften waren da nicht sensibel genug und wir werden das gemeinsam besprechen. Die Dosen wandern schleunigst in den gelben Sack.“

(fbl)