Energiewende Die Suche nach der richtigen Trasse

Dinslaken/Voerde · Der Strom, der an der Küste produziert wird, soll über den Niederrhein in den Süden transportiert werden. Verschiedene Varianten sind im Gespräch, favorisiert wird die Alternative durch den Kreis Kleve.

 In der Region soll die Stromleitung unter der Erde verlegt werden. Dafür hatten die Kommunen gekämpft, die Riesenmasten auf ihrem Gebiet verhindern wollen.

In der Region soll die Stromleitung unter der Erde verlegt werden. Dafür hatten die Kommunen gekämpft, die Riesenmasten auf ihrem Gebiet verhindern wollen.

Foto: Amprion

Rund um Wesel sind die Vorboten der Riesenstromtrasse bereits zu sehen. Riesige Masten ragen in den Himmel, vielerorts gibt es Kritik daran, die Kommunen fordern Kabel unter der Erde. Eben die soll es am Niederrhein geben. Wie berichtet, untersucht das Unternehmen Amprion gerade mögliche Varianten für die unterirdische Stromtrasse. Die soll ab 2025 Gleichstrom von der rechten zur linken Rheinseite transportieren. Wo genau die Erdkabeltrasse verlaufen wird, steht noch nicht fest. Im nächsten Jahr legt die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde zunächst einmal einen 1000 Meter breiten Korridor fest, in dem das Kabel verlaufen wird.

Die Superstromtrasse ist Folge der Energiewende, über die Verbindung mit der Bezeichnung A-Nord soll die größtenteils auf See erzeugte Windenergie in den Westen und Süden Deutschlands transportieren. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden – das entspricht dem doppelten Bedarf einer Großstadt wie Köln.

Amprion will am Niederrhein allerdings nicht warten, bis die Variante feststeht. Der Start im Jahr 2025 sei ein ambitioniertes Ziel, so Carsten Stiens, der bei Amprion für die Genehmigung des Projektes verantwortlich ist. „Daher werden wir jetzt schon Untersuchungen vornehmen, die eigentlich erst viel später an der Reihe wären.“ Hauptsächlich sollen in diesem Jahr Kartierungen und Vermessungen laufen. Flurschäden werden mit diesen Vorarbeiten nicht verbunden sein. Punktuell kann aber auch schon der Bohrer zum Einsatz kommen, um den Baugrund zu erkunden oder Kampfmittel zu sondieren. „Bei den vorgezogenen Maßnahmen für das Planfeststellungsverfahren legen wir den Fokus ausschließlich auf unseren derzeitigen Vorschlagskorridor sowie einige ausgewählte Alternativen, die aus unserer Sicht das höchste Realisierungspotenzial haben. Dabei müssen wir das Risiko in Kauf nehmen, möglicherweise Bereiche untersucht zu haben, die am Ende nicht in dem genehmigten Korridor liegen“, erklärt Stiens.

Bei den Korridoren gibt es vier Alternativen, die am Ende den Zuschlag bekommen können. Favorisiert wird von Amprion eine Trasse, die bei Rees den Rhein überquert und über Uedem und Achterhoek Richtung Issum und dann nach Kerken führt. Für diese Variante spricht aus Sicht von Amprion, dass der Raum im Vergleich wenig besiedelt ist. Etwas dichter ist die Besiedlung bereits bei der Variante, die unterhalb von Wesel den Rhein kreuzen würde. Sie ist aus Sicht von Amprion die zweitbeste Variante.

Zwei weitere Alternativen hält das Unternehmen für ungeeignet, hat allerdings den Auftrag, auch hier weiter zu prüfen. Eine würde bei Xanten unter dem Rhein durchgeführt. „Hier gäbe es Probleme, weil dort noch aktiver Salzbergbau betreiben wird“, erläutert Amprion-Sprecher Jonas Knoop. Auch der sensible Bereich der Bislicher Insel und mögliche archäologische Funde rund um die Römerstadt Xanten lassen die Variante eher ungeeignet erscheinen.

Nachteile hätte aus Sicht von Amprion auch die südlichste Variante bei Dinslaken. „Auch hier haben wir eine dichte Bebauung“, sagt Knoop. Hier müsste ein Naherholungswald durchquert werden, auch in den Bereich der Renaturierung der Emscher müsse man eindringen. Das seien alles, sehr „kniffelige Bereiche“, heißt es.

Die Untersuchungstrassen haben zwar eine Breite von 1000 Metern, das Kabel selbst wird später aber lediglich eine Breite von rund 30 Metern benötigen. Als Entschädigung erhalten Grundstücksbesitzer über deren Land das Erdkabel führt 20 bis 30 Prozent des Flächenwertes. Ackerbau soll über dem in zwei Meter Tiefe liegenden Erdkabel weiter möglich sein, nur Bäume dürften auf der Trassenbreite nicht gepflanzt werden.

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