Mit leuchtenden Treckern von Voerde nach Dinslaken Viel Liebe für die Landwirte auf Lichterfahrt

Voerde / Dinslaken · Die Landwirte fuhren unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ von Voerde nach Dinslaken – und die Menschen kam in Scharen. Offenbar treffen die Bauern mit ihrer Aktion einen Nerv. Die Reaktionen sind begeistert.

 Hier kommt der Weihnachtsmann, reitend auf dem Trecker.

Hier kommt der Weihnachtsmann, reitend auf dem Trecker.

Foto: AS

Mit Lichterketten behängte Landmaschinen rollen im Konvoi durch die winterliche Dunkelheit. Der Weihnachtsmann reitet vorn auf der Treckernase. Gewaltige blinkende Felgen rotieren, und großformatige Wasserkanister, die eigentlich reichlich prosaisch aussehen, geben von innen heraus schimmernd plötzlich ein zauberhaftes Bild ab. Rund 80 beeindruckend herausgeputzte Fahrzeuge waren am Samstag bei der Lichterfahrt von Voerde nach Dinslaken unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ unterwegs.

Dem Zug schlug Begeisterung entgegen. Menschen säumten die Straßen auf der Route. Überall auf dem Weg warteten die Leute an Kreuzungen, in Garagen- und Toreinfahrten oder einfach auf offener Strecke. Viele Kinder waren dabei, und viele große und kleine Besucher hatten selbst Lichterketten und Laternen dabei.

Offenbar kamen zahlreiche Gäste auch von außerhalb. An zugeparkten Straßenrändern standen Autos mit Kennzeichen aus Duisburg, Oberhausen oder Bocholt.

 Hier wird aus einem schnöden Wasserkanister eine Riesenlaterne.

Hier wird aus einem schnöden Wasserkanister eine Riesenlaterne.

Foto: AS

Allein hunderte Neugierige warteten am Strandhaus Ahr, als kurz nach 18 Uhr die Traktoren einrollten. Beeindruckt waren sie schon von der Vielfalt der Fahrzeuge: große, kleine, nagelneue, ganz alte, teils mit Tannenbäumen, Weihnachtsmännern, leuchtend, blinkend und hupend. Aus den Landmaschinen winkten die Fahrerinnen und Fahrer, und zurück winkten und jubelten die Zuschauer am Boden.

Geradezu greifbar lag eine Stimmung in der Luft: endlich mal etwas Schönes. Für eine halbe Stunde – so lange dauerte der Zug, eskortiert von der Polizei am vorderen und hinteren Ende – waren die Krisen der Welt egal. 

Unisono begeistert waren anschließend auch die Reaktionen in den Sozialen Netzwerken. Dort wurden Bilder und Videos von dem Treckerzug verbreitet. Es gab vielfachen Dank und immer wieder den Wunsch, diese Lichterfahrt möge zu einer festen weihnachtlichen Tradition werden.

Definitiv haben die Landwirte mit ihrer Aktion die Herzen der Menschen erreicht. Die Polizei erklärte am Sonntag auf Anfrage, die Fahrt sei auch aus ihrer Sicht „völlig entspannt“ gewesen. Beamte des Verkehrsdienstes hätten die Tour begleitet. Etwaige Verstöße gegen die Coronaschutzverordnung seien „uns nicht gemeldet und bei uns nicht erfasst worden“.

Die Lichterfahrt geht zurück auf den Verein „Land sichert Versorgung“. Er hatte die Landwirte nach der Premiere in 2020 erneut zur Teilnahme aufgerufen: „Im letzten Jahr hat die Aktion mit allen Beteiligten so viel Freude und Hoffnung verbreitet, dass wir jetzt festgelegt haben: Das machen wir wieder. So lange es uns noch gibt“, heißt es.

Allerdings soll die Tour nicht nur erfreuen, sondern auch auf die schwierige Lage von Betrieben aufmerksam machen. Jeden Tag gäben deutsche Landwirte auf. Trotz mittlerweile zweijährigen Kampfes, Demonstrationen, Gesprächen und Aktionen habe sich die Lage weiter verschlechtert, beklagt „Land sichert Versorgung“.

 In den vergangenen 50 Jahren sei die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland von rund einer Million auf 263.500 Höfe geschrumpft. Während die Kosten für Futter, Düngemittel und  Energie in den vergangenen Jahren erheblich stiegen, blieben die Erzeugerpreise für Milch, Rinder oder Schweine nahezu unverändert.

(ras/szf/lat)
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