Unsere Woche Das Verschwinden des Glockenspiels ist ein trauriger Verlust für Dinslaken

Das Dinslakener Glockenspiel, das seit Jahrzehnten seinen angestammten Platz am Stammen-Haus an der Neustraße hatte, fiel so herrlich aus der Zeit. Es war eine besondere Attraktion und ein Wahrzeichen der Stadt.

 Das Glockenspiel am Stammen-Haus ist weg.

Das Glockenspiel am Stammen-Haus ist weg.

Foto: Zehrfeld

Wo heutzutage an Hausfassaden in Einkaufszonen meistens nur knallige Werbeschilder und Leuchtreklamen prangen, verzierte dort ein Glockenspiel das Gebäude, das so manchen Dinslakener während seines Einkaufsbummels oder beim Flanieren dazu veranlasste, vor dem Haus stehen zu bleiben und aufmerksam der Melodie zu lauschen, wenn die Glocken erklangen. Kinder blickten staunend auf zu diesem Wunderwerk der Technik aus früheren Zeiten. Doch das ist nun vorbei, das Glockenspiel wurde im Zuge der Sanierung der Gebäudefassade abmontiert und ist seither verschwunden. Für Dinslaken ist dies ein wirklich schmerzlicher Verlust.

Und als solchen empfinden dies auch viele Menschen, die sich seither fragen, wo das Glockenspiel geblieben ist und ob die Chance besteht, dass es gerettet wird und dann vielleicht irgendwann wieder in Dinslaken erklingt. Etlichen Bürgern ist schmerzlich bewusst geworden, dass mit dem Verschwinden des Glockenspiels auch ein Stück Heimat und etwas lang Vertrautes verloren gegangen sind. Hoffentlich nicht unwiederbringbar.

Aber nicht nur das Verschwinden der Glocken stimmt traurig. Die renovierte Fassade des alten Stammen-Hauses ist an grauer Tristesse kaum noch überbieten. Besaß das Gebäude, das Hans Stammen der Dinslakener Lebenshilfe vermachte, die es im vergangenen Jahr verkaufte, vorher Charme und Individualität, so ist all dies verloren gegangen.

Landauf, landab bemühen Städte und Gemeinden sich darum, sich von anderen Kommunen abzuheben und eigene Besonderheiten, mit denen die anderen nicht aufwarten können, hervorzuheben und diese dann als Alleinstellungsmerkmal zu präsentieren. Die Dinslakener City besaß mit dem Glockenspiel über Jahrzehnte ein solches Alleinstellungsmerkmal. Aber offensichtlich hat man dies im Rathaus nicht genug zu würdigen gewusst, denn sonst hätte die Verwaltung ein achtsameres Auge darauf haben müssen. Denn an Hinweisen von besorgten Bürgern, die sich Gedanken um die Zukunft des Glockenspiels machten, als der Verkauf des Hauses anstand, fehlte es nicht. Schon damals gab es Befürchtungen, es könnte verschwinden, weshalb angemahnt wurde, frühzeitig mit dem neuen Eigentümer Kontakt aufzunehmen, um den Erhalt des Glockenspiels sicherzustellen. Die Befürchtungen waren leider berechtigt.

Ich wünsche Ihnen ein schönes und erholsames Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie eine E-Mail an: heinz.schild@rheinische-post.de

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