Kommentar Das schwierige Geschäft mit dem indonesischen Müll

Warum der Versuch der Dinslakener Stadtwerke, auf asiatischen Märkten einen Fuß in die Tür zu bekommen, Sinn macht, warum mögliche Geschäfte aber auch ein Risiko bergen und warum deswegen vor allem eines gefragt ist: Augenmaß.

Unsere Woche. Schwierige Müllgeschäfte
Foto: grafik

Die Gewinnabführungen des städtischen Tochterunternehmens Stadtwerke sind seit Jahren eine verlässliche Größe, die die Dinslakener Politik in die Lage versetzen, noch Dinge zum Nutzen der Bürger zu gestalten. Ohne die Stadtwerke wäre Dinslaken beispielsweise wohl kaum in der Lage, sich weiterhin zwei Bäder zu leisten. Für das städtische Unternehmen heißt das zweierlei. Es muss Geld verdienen, es muss dabei aber auch penibel darauf achten, dass es nichts tut, was seine bislang gute Ertragslage gefährdet. Das Geldverdienen ist für die Stadtwerke auf den heimischen Märkten allerdings immer schwieriger geworden. Dass der städtische Versorger angesichts dieser Rahmenbedingungen Ausschau nach Märkten hält, die mit größeren Renditen locken, als sie hierzulande zu erzielen sind, ist da nur konsequent und folgerichtig. Es wird allerdings darauf ankommen, dass das mit Augenmaß geschieht.

Auf dem Riesenmarkt China hat eine Dinslakener Delegation bereits zu Beginn des Jahres den Fuß in die Tür gestellt. Jetzt also geht’s nach Indonesien, mit 255 Millionen Einwohnern immerhin der viertbevölkerungsreichste Staat der Welt. Dieser Staat hat ein gigantisches Müllproblem, bei dessen Lösung die Stadtwerke mit ihrem Know-how und ihren Kontakten helfen könnten. Dass ein regionales Unternehmen wie die Stadtwerke, solche Geschäfte nicht alleine wuppen kann und dafür starke Partner brauchen, ist klar.

Wer Ausschau nach einem in Frage kommenden Partner hält, braucht sich nicht lange umzugucken. Schließlich gehören die Dinslakener Stadtwerke zu dem Konsortium, das Eigentümer der Steag ist. Der Konzern, der auch noch kräftig rudern muss, um in wirtschaftlich ruhigeres Fahrwasser zu kommen, dürfte an jedem aussichtsreichen Geschäft Interesse haben.

Das Geschäft mit dem indonesischen Müll freilich birgt einige Risken. Neben dem technischen Know-how, das es braucht, um eine Müllverbrennungsanlage mit modernstem Standard zu bauen, hat das Ganze auch noch eine soziale Dimension.

In Indonesien leben die Ärmsten der Armen nicht selten auf dem Müll und von dem bisschen Geld, das sie als Müllsammler verdienen können. Wer also mit dem Müll Geschäfte machen will, muss zusehen, dass diesen Menschen nicht auch noch die Lebensgrundlage entzogen wird. Das ist keine einfache Gemengelage, um ein nachhaltiges, verantwortbares Geschäft aufzubauen. Insofern ist es gut und richtig, dass sich eine Dinslakener Delegation erst einmal intensiv vor Ort umschaut, um zumindest ein Gespür für die vielen Facetten des Problems zu bekommen.

Bestenfalls endet das Geschäft in einer WIn-Win-Situation für alle Seiten. Die Stadtwerke verdienen gutes Geld, in dem sie Indonesien helfen, sein Müllprobblem und die damit verbundenen sozialen Fragen in den Griff zu bekommen und sie tragen auch noch einen Teil dazu bei, globale Umweltprobleme zu minimieren, denn um nichts weniger handelt es sich bei der Frage, was mit den Abfallbergen geschieht, die aufstrebende Staaten wie Indonesien produzieren.

Das Geschäft, das die Stadtwerke anpeilen, ist keines, das die betreiben sollten, die dabei lediglich die Dollar- oder Eurozeichen in den Augen haben. und es ist schon gar keines für Kommunalpolitiker, die auf den schnellen Euro hoffen und sich dabei überheben. Die Verlockungen hoher Renditen mögen groß sein, Euphorie ist aber fehl am Platze.

Bleibt zu wünschen, dass die Dinslakener Delegation mit dieser Erkenntnis aus Indonesien zurückkommt und dann die Dinge ganz nüchtern und realistisch vorantreibt und die tatsächlich ja vorhandenen Chancen nutzt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: joerg.werner@rheinische-post.de

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