Dinslaken Türks-Preis für Eva Rottmann

Dinslaken · 4300 Seiten, 111 Stücke von 106 Bewerbern – die Teilnahme am Kathrin-Türks-Preis für Autorinnen war immens. Gestern nahm die Züricherin Eva Rottmann in der Lohberger Lohnhalle den mit 7500 Euro dotierten Preis entgegen.

Mit der ersten großen Liebe ist das so eine Sache. Eigentlich fühlt sie sich erst dann echt und tief und schier unendlich an, wenn sie mit einem Mindestmaß an Rebellion, Emanzipation und Abgrenzung einhergeht. Meist fällt sie in die ohnehin komplizierte Zeit der Pubertät und macht die Machtkämpfe mit den Eltern kaum einfacher, verschärft, überspitzt, rechtfertigt sie noch. Eva Rottmann seziert in ihrem Jugendtheaterstück „Eidechsen und Salamander“ diese wilde Umbruchszeit, zeigt verständnisvolle, ärgerliche, verzweifelte Eltern, legt den Blick auf die junge Samantha, die dem Halb-Latino Marco und ihrer gemeinsamen Utopie von einer märchenhaften Zukunft verfallen ist. Für keine der beiden Seiten wird Partei ergriffen, Eva Rottmanns Dialoge lobte die Jury in ihrer Laudatio als „präzise und konzentriert, verknappt bis an die Grenzen des Unsagbaren“. Thorsten Weckherlin und Ulrich Schneidewind überreichten ihr dafür den gläsernen Kathrin-Türks-Preis.

Uraufführung im nächsten Jahr

Bis zum April diesen Jahres hatte die Burghofbühne, die den Preis in Zusammenarbeit mit der Sparkasse anlässlich des 25. Todestages von Kathrin-Türks reanimiert hatte, 111 Stücke in Empfang genommen. Gesucht worden war ein Jugendtheaterstück, das der Gründungsintendantin der Burghofbühne und Pionierin des deutschen Kinder- und Jugendtheaters zu Ehren einstudiert und im Juni 2009 am Landestheater uraufgeführt werden soll. Ein Traum für jede aufstrebende Theaterautorin.

Die Tatsache, dass nur Frauen beim Wettbewerb mitmischen durften, verstand Intendant Thorsten Weckherlin als „positive Diskriminierung“, Bürgermeisterin Sabine Weiss wollte dies gar als „selbstbewusste Frauenförderung“ verstanden wissen. In der Männerdomäne Theaterautor bedürften die Frauen spezieller Unterstützung, was auch die 25 Jahre junge Siegerin freute. Sie arbeitet als diplomierte Theaterschaffende in Zürich und war in ihrer knappen Dankesrede immer noch überwältigt von der Auszeichnung und der mit ihr einher gehenden Aufführung; „Ich freue mich sehr, dass das Stück nun auch außerhalb meines Kopfes Leben eingehaucht bekommt.“ Und das nicht zum letzten Mal. Denn nicht nur Prof. Dr. Wolfgang Schneider, wie schon Kathrin Türks Präsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche, forderte in seiner Rede „Theater muss sein!“. Auch Thorsten Weckherlin versprach: „Der Kathrin-Türks-Preis wird gewiss keine Eintagsfliege bleiben.“

(RP)
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