Dinslaken Tosender Applaus für märchenhafte Eisshow

Dinslaken · Über 140 Darsteller, 1000 Kostüme, Eiskunstlauf- und Gesangstalente: "Das geheimnisvolle Weihnachtstor" verbindet Abenteuer mit Moral.

 Dominik Reichelt segelt als gutmütiger Freibeuter auf kalten Kufen durch märchenhafte Phantasiewelten.

Dominik Reichelt segelt als gutmütiger Freibeuter auf kalten Kufen durch märchenhafte Phantasiewelten.

Foto: Martin Büttner

Wenige Augenblicke, ehe der Startschuss zur Premiere fiel, zog sich die Schlange vorm Halleneingang noch bis zur Straße. Die Parkplatzsuche wurde zum chaotischen Abenteuer, nichts für Ungeduldige. Selbst auf dem Eis mussten zwei Reihen bestuhlt werden. Nach 30 Jahren zeigt sich abermals: das Eismärchen ist in Dinslaken eine Institution.

Auch in diesem Jahr stemmte der Familienbetrieb um Anja Reichelt die Organisation — mit gehöriger Unterstützung von Darstellern und Angehörigen —, und wieder schrieb Reichelt die zahllosen Choreographien und das Drehbuch. Diesmal: "Das geheimnisvolle Weihnachtstor".

Dominik Reichelt spielt die Hauptrolle, "Käpt'n Ray Taylor", ein Pirat mit Herz für Arme und Schwache, ein Robin Hood der Meere. Der zerstreute, hastige und unbedacht forsche Rashid heuert zu Anfang mit indischem Akzent bei Taylor an, wird sein Gefährte und für die Komik zuständig sein. Im Hintergrund ragt der Bug des Freibeuter-Schiffs auf die Eisfläche. Vor der "Bucht der sieben Täler" ankert hier das Duo samt Piratenmeute und trifft auf einen rätselhaften Zirkusclown, der sein Lachen verloren hat.

Von ihm erhalten die Protagonisten den Auftrag, anhand einer Schatzkarte ein uraltes Holztor im "See der verborgenen Schätze" zu finden: Das titelgebende Weihnachtstor, den einzigen Geheimzugang zum Land des Weihnachtsmanns.

Der Weg dorthin führt durch bunte Phantasiewelten mit Hexen, Magiern, Raben, Drachen und Indianern — von den über 140 Darstellern (drei- bis 27-Jährige) in umfangreichen Choreografien zu vielseitig ausgewählter Musik aufs Eis gebracht. Für Lied- und Dialogvertonung war Dominik Reichelt zuständig, der selbst zu Recht lieber live sang. Kurz vor ihrem Ziel, am Ufer des besagten "Sees des verborgenen Schatzes" haben die Jüngsten ihren Auftritt. Als tapsige Glühwürmchen entlocken sie den Zuschauern angetane "Och-wie-süß"-Kommentare.

Mithilfe eines Zaubertranks tauchen die Hauptfiguren ab in die Unterwasserwelt, wo bei flackernder Belichtung Tiefseequallen (beleuchtete Regenschirme), oder Meerjungfrauen in detailverliebten Kostümierungen für Traumatmosphäre sorgen — zumal wenn mehr als 50 verschiedene Kreaturen über die farbwechselnde Eisfläche zirkeln. Richtung Finale beschleicht der Eindruck, dass stetig mehr aufgefahren wird.

Die älteren Eiskunstläuferinnen toben sich vermehrt aus, wirbeln, sich an den Händen haltend, in überkreuzten Zehnerketten mit Fliehkraft übers Eis. Begleitet von tosendem Applaus und ungehaltenem Johlen wird das Tempo erhöht, werden Pirouetten gedreht und Spagatsprünge geboten. Unzählige füllen jetzt mit ihren Kunststücken die zugefrorenen 1800 Quadratmeter aus. Zum Schluss siegt das Gute, der Missbrauch mit dem Weihnachtstor ist unterbunden, die Zuschauer zufrieden. Darsteller wie Initiatoren werden mit empathischer Stimmung und voller Hütte für ihr Herzblut gewürdigt.

(RP)
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