Evangelischer Kirchenkreis Dinslaken Die Zeit als Volkskirche ist vorbei

Dinslaken · Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Dinslaken diskutierte über ein neues Leitbild. Als bündnisfähige Teamplayerin soll Kirche Kontakt suchen zu anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften oder gesellschaftlichen Akteuren.

 Daniela Frank (links) ist neue stellvertretende Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin der Evangelischen Kinderwelt. Monika Flock ist ihre Stelllvertreterin.

Daniela Frank (links) ist neue stellvertretende Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin der Evangelischen Kinderwelt. Monika Flock ist ihre Stelllvertreterin.

Foto: Levin

Bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Dinslaken, die jetzt tagte, ging es um Grundlegendes: ein neues Selbstverständnis von Kirche. Die Mitgliederzahlen sind rückläufig. Die Zeit als Volkskirche ist vorbei. „Missionarisch Volkskirche sein“ war gestern. Es reicht nicht mehr, mit geringer werdenden Mitteln, das Bisherige zu erhalten. Das Impulspapier der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) „Lobbyistin der Gott-Offenheit“ hat Thesen formuliert zu einer Kirche von morgen, die kontrovers diskutiert werden. Volker Haarmann vom Dezernat Theologie der Rheinischen Landeskirche stellte diese Thesen bei der Videokonferenz der Delegierten der acht Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Dinslaken vor.

Drei Hauptstichworte waren: Lobbyistin der Gott-Offenheit, Teamplayerin und Agentin des Wandels. Eine Kirche, die Gott-Offenheit stark mache, werbe für die neugierige Frage nach Gott und bringe christliche Werte und biblische Perspektiven in die politische und gesellschaftliche Diskussion ein. Als bündnisfähige Teamplayerin soll Kirche Kontakt suchen zu anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften oder gesellschaftlichen Akteuren. Wo immer möglich, soll Kirche so gemeinsame Werte stark machen und vertreten. Aktuelle Beispiele dazu sind etwa die Teilnahme bei Fridays for Future oder das Engagement bei United4Rescue. Als Agentin des Wandels soll Kirche sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Eine „Ethik des Genug“ soll als Alternative zum aktuellen Wachstumsdenken vorangebracht werden.

Diese Thesen verstehen sich nicht als fertige Vision. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Kreissynode, die in Kleingruppen darüber diskutierten, empfanden die ehrliche Bestandsaufnahme und die Aufbruchstimmung, die von dem vorgelegten Papier ausgeht, als wohltuend. Angesichts der sich teilweise breit machenden Trauer über den Verlust von Vertrautem ermutigt das Papier, Neues zu wagen. Neue Koalitionen genauso wie zum Beispiel neue Formen bei Trauungen, Taufen oder Bestattungen. „Und die Zeit“, so betonte Haarmann abschließend, „die Zeit ist günstig für einen Aufbruch – gerade jetzt, wo wir so viel Veränderung durch die Corona-Krise erleben.“

 Tanja Henkel verstärkt die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises.

Tanja Henkel verstärkt die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises.

Foto: privat

In ihren weiteren Beratungen beschloss die Synode vor allem Personelles. So verabschiedete sie einstimmig, dass zur nächsten Wahl des Superintendenten im kommenden Jahr dessen Amt als Hauptamt eingerichtet werden soll. Viele Kirchenkreise gehen dazu über, dass der Superintendent nicht mehr Inhaber einer Pfarrstelle ist, aus der heraus er oder sie dann die Aufgaben des Superintendenten wahrnimmt. Vielmehr wird er direkt auf die Stelle des Superintendenten gewählt. Der Vorteil sei, dass er nicht mehr durch eine Entlastungskraft in der ursprünglichen Pfarrstelle vertreten werden müsse. Bei hauptamtlichen Superintendenten ist der Kreis derer, die sich für dieses Amt bewerben können, nicht mehr auf den Kirchenkreis beschränkt, sondern kann rheinlandweit erfolgen.

Und schließlich wurde noch eine personelle Veränderungen bekannt gegeben: Tanja Henkel wird ab 1. Juli die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises mit einer halben Stelle verstärken. Die gelernte Kommunikationswissenschaftlerin und Redakteurin soll vor allem die Präsenz von Kirchenkreis, Diakonie und Kinderwelt in den Social-Media-Kanälen auf- und ausbauen und die bestehenden Aktivitäten koordinieren.

Außerdem wurden Daniela Frank als neue stellvertretende Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin der Evangelischen Kinderwelt und Monika Flock als ihre Stellvertreterin vorgestellt. Frank folgt der im März in den Ruhestand getretenen Monika Engfer. Daniela Frank und Monika Flock sind beide schon lange bei der Kinderwelt in anderen Positionen tätig.

(RP)
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