Dinslaken SYLS - Hausgemachtes vom Besten

Dinslaken · Das zweitägige Open-Air-Konzert entwickelt sich immer mehr vom reinen Jugend- zum Familienfestival.

 Auch die Formation "Extraschicht" überzeugte im Burgtheater mit einem starken Auftritt

Auch die Formation "Extraschicht" überzeugte im Burgtheater mit einem starken Auftritt

Foto: Heinz Kunkel

Zehn Jahre SYLS im Burgtheater. Keine Konservenkost, auch nichts Aufgewärmtes aus fremden Küchen. Die lokale Szene mischt die Zutaten aus Ami-Punk und Beat, Metal, Emo, Rock 'n' Roll und ein bisschen Dub neu, mischt mit und mischt auf. Überraschend nur, wem die hausgemachte Kost schmeckt. Das SYLS entwickelt sich immer mehr vom reinen Jugend- zum Familienfestival. Und zum bewährten Treffpunkt "alte" Dinslakener zumindest einmal im Jahr wiederzusehen.

Gleich der erste Act am späten Freitagnachmittag liegt in dem Trend, den das ehrenamtliche Organisationsteam schon bei den Bewerbungen im Mai ausmachte: Rock und Metal. Die Stärken von Inner Abyss liegen sicherlich im Melodischen. Aber die Ansage von Sänger Markus, das nächste Lied sei ruhiger, um den Schlagzeuger zu schonen, besagt einiges über den Metal-Anteil in vielen Stücken.

Bei Tieless aus Duisburg ist es die Mischung, die aufhorchen lässt: Die Band spielt modernen amerikanischen Punk mit Refrains, die aktuellen amerikanischen Pop widerspiegeln. Wenn man allerdings Tobias Rohde singen hört, fühlt man sich in die frühesten Achtziger versetzt: Er hat einen Wave-Touch in der Stimme, der vor und hinter der Bühne aufhorchen ließ. Eine irre Mischung, die auch noch ausgesprochen frisch daherkommt. So etwas ist ansteckend, Tieless gelingt es bereits zur frühen Stunde, das Publikum mitzunehmen.

The Fous dagegen sind alte Bekannte, halten gemeinsam mit den Penny Pinchers Dinslaken als Flaggschiff im Fahrwasser der Beatles unter britischer Flagge auf Kurs. "She ain't got Rock 'n' Roll" heißt das Album von Redlight 6. Etwas, dass dem Trio aus Voerde nicht passieren kann. Die Herren sind Rock 'n' Roll Punk-Rebellen mit weißen Kragen und dreckigen Gitarren, die den Kontrabass als Fundament ihrer Show wortwörtlich nehmen.

Der dicke Kasten hält es aus, wenn man beim Spielen den Fuß darauf stellt. Forced to forgive gehören stilistisch in die Sparte "Schreien und Leiden", und bleiben damit nicht allein. Sie scharen am ersten Tag mit die meisten Fans um sich. Weiter geht es mit Desperation, bevor die Maulhaelden aus Oberhausen mit "Geh raus und beweg dich ein" das Motto für ein "Support your local scene"-Festival liefern. "Let it rain on me" dagegen ist vielleicht nicht das, was man zum Beginn eines Festivalsamstags wünschen sollte. Re-education tun es trotzdem - ein musikalisch starker Beginn des zweiten Festivaltags.

Extraschicht erinnern an die frühen Jupiter Jones. Es gibt keine zweite Bühne beim SYLS. Offiziell. Ist Dreien von den Penny Pinchers aber egal, sie spielen vor ihrem Auftritt im Burgtheater ein Unplugged Set mitten im Gewimmel am Eingang der Eppinghovener Straße. Dann wird angestoßen auf zehn Jahre SYLS. Trinklieder gibt es von Trustgod Simon dafür genug.

(RP)
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