Dinslaken Starkes Zeichen gegen Hass und Gewalt

Dinslaken · Über 1000 Menschen zeigten gestern auf dem Neutorplatz Flagge für ein friedliches Miteinander der Kulturen.

 Das Licht der Kerzen war gestern bei der Mahnwache auf dem Neutorplatz das Symbol dafür, dass Menschen aller Glaubensrichtung in Dinslaken friedlich zusammenleben wollen.

Das Licht der Kerzen war gestern bei der Mahnwache auf dem Neutorplatz das Symbol dafür, dass Menschen aller Glaubensrichtung in Dinslaken friedlich zusammenleben wollen.

Foto: Martin Büttner

Burkhan Cetinkaya brachte auf den Punkt, was die vielen Menschen, die gestern, Kerzen in die Luft haltend, Schulter an Schulter auf dem Neutorplatz standen, einte. "Ich lebe als Muslim in dieser Stadt, aber heute bin ich auch Christ, und heute bin ich auch Jude. Uns alle verbindet mehr, als uns je trennen kann", sagte Dinslakens Integrationsbeauftragter. Das war die Botschaft, die Dinslaken an diesem Abend aussenden wollte. Und die Dinslakener und viele Menschen aus den Nachbarkommunen sorgten dafür, dass die Vertreter des Christlich-Islamischen Dialogs und des Integrationsrates, die zu der Mahnwache aufgerufen hatten, dieses Ziel erreichten.

 Für Dinslakens Bürgermeister Michael Heidinger ist Dinslaken nicht mehr Salafisten-Stadt als andere Städte auch.

Für Dinslakens Bürgermeister Michael Heidinger ist Dinslaken nicht mehr Salafisten-Stadt als andere Städte auch.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Schon weit vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung begann sich der Neutorplatz zu füllen. Die Stimmung der Demonstranten war nicht bedrückt oder angespannt, sondern freundschaftlich, fast fröhlich, aber entschlossen. Die Dinslakener, das war den Menschen anzumerken, sehen ihre Stadt nicht als Hort des gewaltbereiten Salafismus, sondern als Ort des gelebten Miteinanders und davon wollen sie sich trotz der Gewalttaten, die Jugendliche, die in dieser Stadt groß geworden sind, angeblich im Namen Allahs verübt haben, nicht abbringen lassen.

 Friedhelm Waldhausen, Rainer Hoffmann, Bartholomäus Kalscheur und Said Cengafe (v.l.) beteten für den Frieden.

Friedhelm Waldhausen, Rainer Hoffmann, Bartholomäus Kalscheur und Said Cengafe (v.l.) beteten für den Frieden.

Foto: Büttner, Martin (m-b)

Gülsum Yigit vom Integrationsrat sowie Said Chengafe, Imam der Arrahma-Moschee, hielten der Gewalt ein Zitat aus dem Koran entgegen: "Wenn einer einen Menschen tötet, so soll es sein, als habe er die gesamte Menschheit getötet, und wenn einer einen Menschen rettet, so soll es sein, als habe er die gesamte Menschheit gerettet." Pfarrer Wilfried Faber-Dietze vom Christlich-Islamischen Dialog erinnerte daran, dass Christen und Muslime seit vielen Jahren in guter Gemeinschaft zusammenleben. "Vielleicht haben wir nicht frühzeitig genug deutlich gemacht, dass wir alle genau dieses Zusammenleben wollen", sagte der Pfarrer. Umso wichtiger sei das Signal, das von diesem Abend ausgehe. Natürlich sei es unerträglich, wenn ein junger Mann aus Dinslaken im Internet mit abgeschlagenen Köpfen posiere. Genauso unerträglich sei aber das Gerede von der Überfremdung oder dass Menschen, die aus Angst um ihr Leben ins reiche Deutschland flöhen, als Wirtschaftsflüchtlinge diffamiert würden.

Dinslakens Bürgermeister stellte klar, dass "in dieser Stadt kein Platz sein darf für Menschen, die anderen ihren Glauben, ihre Weltanschauung oder ihr Recht auf die eigene Lebensführung streitig machen wollen". Es sei richtig, dass sich in Dinslaken junge Menschen radikalisieren konnten, "ohne dass wir es rechtzeitig gemerkt haben", sagte der Bürgermeister. Doch Dinslaken habe gehandelt, habe seine Präventionsbemühungen verstärkt, habe mit dem Dinslakener Appell die Voraussetzung für das beeindruckende Zeichen, das vom gestrigen Abend ausgehe, geschaffen. Dinslaken sei nicht mehr Salafisten-Stadt als Düsseldorf, Aachen, Bonn oder Berlin. Und alle, die die Stadt beharrlich dazu erklärten, müssten sich fragen lassen, ob sie nicht gerade dadurch zu einer Verschärfung der Situation beitrügen.

Mit einem gemeinsamen Friedensgebet von Rainer Hoffmann von der jüdischen Gemeinde, Superintendent Friedhelm Waldhausen, Pastor Bartholomäus Kalscheur und Imam Said Chengafe ging eine Veranstaltung, die ein starkes Zeichen setzte, zu Ende.

(RP)
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