Kolumne: Anstoss Vereine mit System in die Pleite treiben

Dinslaken · Da haben sich die Funktionäre beim Handballverband ja mal wieder eine feine Geschichte einfallen lassen, um die Vereine systematisch in die Pleite zu treiben. Im ersten Moment hört sich der Gedanke einer übergreifenden Liga der Verbände Niederrhein und Mittelrhein ja ganz gut an. Schließlich kann man als Mitglied dieser "Nordrheinliga" ja damit protzen etwas näher am mehr professionell ausgerichteten Handball von der dritten Liga aufwärts gerückt zu sein. Und der Meister dieser Klasse brauchte auch nicht mehr mit der Unsicherheit zu leben, dass er erst einmal Relegationsspiele bestreiten muss, bevor der Aufstieg feststeht. Doch die ganze Sache hat einen Haken - und der ist ziemlich krumm. Fangen wir mal bei der Tatsache an, dass es jetzt schon in der Oberliga Niederrhein mit erheblichem Aufwand verbunden ist, reist man an einem Samstagabend zu einem Auswärtsspiel nach Solingen oder Aldekerk, nach Lobberich oder Remscheid. Oft muss ein Bus gechartert werden, erfolgt die Reise mit PKWs schlagen die Benzinkosten mächtig ins Kontor. Trotzdem sind Begegnungen mit Mannschaften, die man über Jahre kennt, auch deswegen reizvoll, weil nicht nur die Spieler manchmal untereinander befreundet sind, auch die Fans der Vereine begegnen sich immer wieder.

Nun mag man einwenden, dass sich mit den Spielen gegen Mannschaften vom Mittelrhein neue Dimensionen auftun, es eine Konzentration der Kräfte und damit einen Leistungsschub geben wird. Doch das alles wiegt den Nachteil nicht auf, der die Kassierer in den Klubs zur Verzweiflung treiben wird. Die Sponsoren in den kleinen Handballvereinen stehen eben nicht Schlange. Die Kosten, die eine solche Liga bei den Vereinen verschlingen wird, stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen - und auch der muss erst mal nachgewiesen werden. Dass man auch ohne eine höhere Liga leben kann, haben die Frauen des immer noch in der Oberliga spielenden TV Aldenrade vor knapp zwei Jahren bewiesen, als sie ganz einfach auf den Aufstieg in die dritte Liga verzichteten. Diese Überlegungen wird man auch beim TV Jahn Hiesfeld und beim MTV Rheinwacht Dinslaken anstellen müssen. Es sei denn, man konzentriert hier die Kräfte und denkt wieder über eine Handball-Spiel-Gemeinschaft nach.

BERND VENNEMANN

(RP)
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