Reiten Peters träumt von Bronze

Der aus Wesel stammende Dressurreiter hat bei den Olympischen Spielen gute Chancen auf eine Medaille. Der 43-Jährige, der für die USA startet, liegt vor dem heute stattfinden Einzel-Finale in Hongkong auf dem vierten Platz.

Niederrhein/Hongkong Steffen Peters wirkt entspannt. Von großer Nervosität ist vor der wichtigsten Dressur-Kür seiner Laufbahn nichts zu merken. „Jetzt müssen wir noch einmal alles geben. Dann ist Bronze drin“, sagt Peters im Gespräch mit der Rheinischen Post mit ruhiger Stimme. Der 43-Jährige, der aus Wesel stammt, 1986 den Sprung über den Großen Teich wagte und zum dritten Mal für die USA bei Olympischen Spielen dabei ist, greift heute bei den Reiterwettbewerben in Hongkong nach einer Medaille. Peters liegt vor dem Einzel-Finale der Dressur mit 71,80 Prozent hinter Isabell Werth (Rheinberg, 75,20), Anky van Grunsven (Niederlande, 74,96) und Heike Kemmer (Winsen, 72,96) auf dem vierten Platz.

Seine Mutter Doris, die noch in Wesel lebt, wird heute vor Ort in Hongkong die Daumen drücken. In Friedrichsfeld fiebern Hermann van Dreumel und Hanne van Dreumel sowie Hermann Göllmann und Elsbeth Göllmann, Onkel und Tanten des US-Meisters, vor dem Fernseher mit. Sie stehen per E-Mail ständig in Kontakt mit ihrem Neffen, der 1980 in Voerde bei Jo Hinnemann das Dressur-ABC lernte. Dort lernte Steffen Peters die Farm-Eigentümerin Laurie Falvo kennen, die ihn ermutigte, den Sprung in die USA zu wagen. Heute lebt und arbeitet der 43-Jährige mit seiner Frau Shannon auf einer Farm in der Nähe von San Diego (Kalifornien).

Enttäuschung mit der Mannschaft

Peters kann sich jetzt in der Einzel-Konkurrenz die Medaille sichern, die eigentlich im Team-Wettbewerb mit der amerikanischen Equipe fest einkalkuliert war. Doch die Mannschaft musste sich überraschend mit Rang vier zufrieden geben, weil Peters’ Teamkollegin Debbie McDonald patzte. „So ist es halt im Pferdesport. Da kann man keine Medaillen planen, weil man nie weiß, was passiert“, meint Peters. So enttäuschend das Mannschaftsergebnis für ihn war, so erfreulich ist sein Abschneiden in der Einzelwertung. „Ich wäre schon mit einem Platz unter den besten zehn zufrieden gewesen. Immerhin bestreitet mein Pferd Ravel seine erste Grand-Prix-Saison“, sagt Peters. Die kann er mit dem erst zehnjährigen Pferd, das in Besitz von Jerry Yang, Mitgründer des Internetdienstes Yahoo, ist heute krönen.

Vierter bei der WM 2006 in Aachen

Der US-Reiter will unbedingt rauf aufs Treppchen. „Ich war 2006 bei der Weltmeisterschaft in Aachen schon Vierter – jetzt bin ich heiß auf eine Medaille“, sagt Peters, der seine Familie am Niederrhein regelmäßig besucht. Er fährt drei bis vier Mal in Jahr nach Europa, um junge Pferde zu kaufen. „Dann schaue ich immer bei meiner Mutter und meinen Verwandten vorbei.“

Steffen Peters, der 1996 in Atlanta mit dem US-Team die Bronzemedaille gewann und 2004 in Athen als Ersatzreiter dabei war, musste schweren Herzens darauf verzichten, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele mit dem US-Team ins „Vogelnest“ einzumarschieren. „Ich wäre gerne dabei gewesen. Doch dann hätte ich für die Reise nach Peking zwei Tage in Hongkong aufs Training verzichten müssen. Das ging nicht“, sagt der 43-Jährige, der die Bedingungen in der ehemaligen britischen Kronkolonie lobt. „Das ist die beste Anlage, die ich bei Olympischen Spielen gesehen habe.“ Heute will er dafür sorgen, dass er sie in bester Erinnerung behält, wenn es am Samstag zurück nach Kalifornien geht, wo er sein Glück gefunden hat.

(RP)
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