Wintersport Mitten im "Weißen Rausch"
Es ist das härteste Skirennen der Welt: Der "Weiße Rausch" von St. Anton. Christian Scholz nahm zum Saisonabschluss daran teil und kämpfte sich unter brennenden Oberschenkeln unter 555 Startern auf den 150. Platz. Im Sommer spielt der Schornsteinfegermeister Tennis bei der DTG Blau-Weiß.
Der Weiße Rausch am Ende einer jeden Skisaison ist in St. Anton am Arlberg Kult. Vom Gipfel der Vallugabahn geht es übers Valfagehrjoch, vorbei an der Ulmerhütte, das Steißbachtal, Moos bis ins Tal nach St. Anton. Seit den 30er Jahren gibt es dort dieses Rennen, das knapp neun Kilometer lang ist, und bei dem nicht die Zeit im Vordergrund steht. "Im Ziel fragt niemand, wie lange du gebraucht hast. Es wird gefragt, ob du gesund bist", erzählt Christian Scholz. Der gebürtige Dinslakener und Wahl-Kölner nahm erstmals an dem härtesten Skirennen der Welt teil und belegte unter 555 Startern den 150. Platz.
Gleichzeitiger Start
Skifahrer wissen, wie sehr die Oberschenkel bereits nach zwei Minuten Abfahrtsschuss brennen. Der Streckenrekord des "Weißen Rausch" liegt bei knapp acht Minuten, "Flachlandtiroler" Scholz benötigte 14:28 Minuten. "Dass die Oberschenkel brennen, vergisst man irgendwann, wenn 2000 Menschen im Zielbereich warten", berichtet der 32-Jährige, der zwei brenzlige Situationen während des Rennens erlebte. Das Besondere des "Weißen Rausch" ist es nämlich, dass in drei Startblöcken gleichzeitig gestartet wird. Vom Gipfel sieht es dann so aus, als wenn sich die Fahrer wie die Ameisen nach unten durch die erste Schlucht ins Tal stürzen. Scholz wartete nach dem Startschuss sieben Sekunden ab und ließ den großen Pulk vorfahren, und entging so einem Massensturz direkt auf den ersten Metern. Der 32-Jährige umfuhr die Gefahrenstelle abseits der Piste durch den Tiefschnee und kämpfte sich ins vordere Mittelfeld der Teilnehmer — bis die "Skiverrückten" auf die nächste Probe gestellt wurden.
40 Höhenmeter
Es gilt eine Steigung von 40 Höhenmetern zu bewältigen, die sich über eine Strecke von 140 Metern endlos lange zieht. "Knapp 20 Leute skaten hoch, aber der Rest schnallt ab und kämpft sich die Wand hoch. Nur wer skatet, kann das Rennen auch gewinnen, aber die Fahrer haben auch nicht die normalen Stöcke wie die anderen", meint Scholz.
Nach diesem Hindernis geht es dann nur noch mit Vollgas bergab und je näher das Ziel kommt, desto schlechter werden die Schneebedingungen. Ende April sind die Bedingungen ohnehin nicht mehr optimal und weil das Rennen die letzte Abfahrt des Tages ist, sind die Pisten ausgefahren, weich und nicht mehr präpariert. Um diesen kleinen Buckelpisten zu entgehen, ist so mancher Fahrer lieber auf Abwegen und fährt abseits am Rand der Pisten.
Nur wenige Meter vor dem Ziel muss dann noch ein aufgeschütteter Schneeberg mit den Skiern auf den Schultern erklommen werden, von oben fällt jeder Starter dann mehr oder weniger über den Zielstrich. "Ein unglaubliches Gefühl, wenn man es geschafft hat", sagt der Dinslakener, der dem "Weißen Rausch" nun verfallen ist und den Saisonabschluss 2013 wieder in St. Anton verbringen will: "Ich frage mich zwar immer noch, warum ich mir das in diesem Jahr schon angetan habe, aber ich bin wieder dabei." Die Zeit wird wird wieder keine Rolle spielen: "Man will nur verletzungsfrei runterkommen."

