Lokalsport Kondition ist Konzentration

Lokalsport · Die Handballer der Umgebung bereiten sich im Training schon fleißig auf die neue Saison vor, die Mitte September beginnt. Höchstleistungen werden erwartet – auch von den Unparteiischen. Sie haben eine spezielle Vorbereitung zu absolvieren.

 Die Schiedsrichter stehen im Handball oft in der Kritik und müssen sich während der Spiele bei angeblichen Fehlentscheidungen den Unmut des Publikums anhören. rp-archivfoto

Die Schiedsrichter stehen im Handball oft in der Kritik und müssen sich während der Spiele bei angeblichen Fehlentscheidungen den Unmut des Publikums anhören. rp-archivfoto

Foto: Hertgen, Nico

Die Handballer der Umgebung bereiten sich im Training schon fleißig auf die neue Saison vor, die Mitte September beginnt. Höchstleistungen werden erwartet — auch von den Unparteiischen. Sie haben eine spezielle Vorbereitung zu absolvieren.

Ein verregneter Samstagmorgen Anfang Juli. Das Handballleistungszentrum Essen an der Raumerstraße ist schön gelegen, ein bisschen im Grünen, direkt neben der Helmut-Rahn-Sportanlage. Es ist kurz nach 8.30 Uhr: Allmählich trudeln die Akteure der nächsten beiden Tage in dem Tagungsraum des Zentrums ein.

Während sich Handballer in Hiesfeld, Dinslaken, Aldenrade oder Friedrichsfeld durch eine beinharte Vorbereitung quälen und von Kraftraum zur Joggingstrecke und wieder in die Halle wechseln, präparieren sich auch die Schiedsrichter des Handballverbands Niederrhein (HVN) auf die kommende Spielzeit, die Mitte September beginnt.

332 Regelfragen

An jenem Wochenende sind es rund 16 Verbandsliga-Gespanne, die ihre Prüfungen ablegen müssen — sportliche und regeltechnische, die Videos analysieren und sich mit den Schwierigkeiten der vergangenen Saison befassen. Die Unparteiischen des HVN sind, anders als man gelegentlich zu hören bekommt, gefordert und unter Leistungsdruck. Zwischen zwei und sechs Beobachtungen von Offiziellen des HVN müssen sich die Referees aussetzen und dort mitunter harte Kritik einstecken.

Um dieses Maß an Kritik jedoch auf ein Minimum zu reduzieren, veranstaltet der HVN für Schiedsrichter ab der Verbandsliga halbjährlich einen solchen Lehrgang. 332 Regelfragen gibt es, 30 werden für den Test zufällig ausgewählt, 70 Prozent müssen mindestens richtig beantwortet werden. Es sind Fragen, die von der Komplexität ihrer Formulierungen mit manch juristischem Lehrbuch mithalten können.

Der Schiedsrichter-Ausschuss des HVN — ein dreiköpfiges Gremium den Vorsitzenden Fritz Wübbels — lässt Ausreden nicht gelten. Die Frauen, ein weibliches Gespann ist auch dabei, und Männer an der Pfeife haben sich vorzubereiten, wenn sie oben mitmischen wollen. Niemand im Saal verlangt hier nach Mitleid. Den Schiedsrichtern macht das Pfeifen Spaß, anders ließe sich diese leicht masochistische Aufgabe wohl nicht Woche für Woche bewältigen.

Drei Lauftests

Es gibt zwei wesentliche Komponenten: die psychische und die physische. Beide müssen die Unparteiischen beherrschen und auf beide bereitet der HVN vor. Weil der Handball sich stark verändert hat und immer schneller geworden ist, reicht es heute nicht mehr aus, Regelkunde zu besitzen. Die Schiedsrichter müssen körperlich fit sein, um den Anforderungen an Spiele im HVN zu genügen. Lehrwart Wolfram Schlieder betont dies in den zwei Tagen immer wieder: "Kondition ist gleich Konzentration", lautet das Motto.

Drei Lauftests stehen deshalb auf dem Programm. Ein Sprinttest, ein "Shuttle-Run", bei dem die Geschwindigkeit stetig ansteigt, und ein Koordinationstest. Auch hierauf gilt es sich vorzubereiten. Wird nur einer der Tests nicht erfolgreich absolviert, können die Schiedsrichter fast schon abreisen. So hart sagt das zwar niemand, aber ein gewisser Druck ist nicht von der Hand zu weisen. Solche Tests führt der HVN turnusmäßig alle sechs Monate mit seinen Schiedsrichtern durch.

Stefan Butgereit, der Rechtswart des HVN, bildet den Abschluss des Lehrgangs am Sonntagmittag. Der Verband will seinen Referees noch eine weitere Kompetenz vermitteln. Neben Fitness, Regelsicherheit und souveränem persönlichen Auftreten ist zukünftig vermehrt auch Rechtssicherheit gefragt. Eine Vorbereitung zum Zurücklehnen jedenfalls sieht für die Schiedsrichter anders aus.

(her)
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